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Die Maya-Midgard-Mission

Die Maya-Midgard-Mission

Titel: Die Maya-Midgard-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Sieberichs
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Sonnenlicht gescheut und trotz ihrer geschulterten Habe und der quengeligen Kleinkinder, die müde und hungrig waren und die Aufgeregtheit ihrer Eltern spürten, versucht, ein zügiges Marschtempo vorzulegen, was im verschlungenen Gestrüpp des Tieflandes so leicht nicht war. Endlich hatten sie die Stelle, an der Ragnar mit seinem Drachenboot auf sie warten sollte, erreicht. Sie waren sogar einen Tag zu früh. Immer vorausgesetzt, die Sterne waren richtig gedeutet worden.
    Das machte NebelGeist ein wenig Sorge. Sie hatten keinen Priester, keinen Sternenkundigen und keinen Mathematiker in ihren Reihen. Sie hat ten nur ihren Verstand und ihr gesundes Seingefühl; denn auch dem Wohlwollen der Götter konnten sie sich nach ihrer Flucht nicht sicher sein.
    Obwohl Chichiana da anderer Meinung war. Sie glaubte, dass ihre unbehelligte Flucht, der glatt verlaufene Marsch durch schwieriges Gelände und schließlich das Ziel ihres gesamten Vorhabens die Götter gnädig , wenn nicht gar gewogen, gestimmt hatte.
    Hoffentlich! Caupolican schätzte die Götter am wenigsten von ihnen allen. Er hatte sich zulange ausschließlich auf sich selbst und seine Fähigkeiten verlassen müssen, um irgendeinem anderen Wesen, egal ob Mensch oder Gott, großen Einfluss auf seine Geschicke zuzutrauen oder zu gewähren. Er wusste, wie die Priester ihre besonderen geistigen Beziehungen zu den Göttern geschickt für die Stärkung ihrer weltlichen Macht nutzten, und das machte ihm nicht etwa die Priester verdächtig – die waren Menschen, deren Handeln er verstehen konnte –, nein, die Götter waren es, an denen er zweifelte. Warum ließen sie es zu, dass die, die zu ihnen sprachen, diese Gunst dann auch noch zu ihrem persönlichen Nutzen verwenden durften? Manchmal beschlich ihn zwar eine Ahnung, dass seine eigene Stellung sich so sehr von der der Priester gar nicht unterschied: Auch er war ein Mittler zwischen verschiedenen Welten. Auch er überbrachte Botschaften, gab den Menschen, was sie benötigten und tauschte es gegen Dinge, die sie entbehren konnten, aber anderswo gebraucht wurden. Und auch er benutzte das Ansehen und das Wissen, das er durch seine Tätigkeit erlangt hatte, um seinen eigenen Nutzen zu mehren. Er tauschte nicht nur Waren, er tauschte auch Kenntnisse und Nachrichten. Und wenn er aufgrund dieser Nachrichten freies Geleit oder eine andere Belohnung einstreichen konnte, so tat er es, ohne zu zögern. Dennoch gab es einen großen Unterschied zwischen den Priestern und ihm: Er hatte nur Umgang mit sterblichen Menschen, nicht mit allmächtigen Göttern. Und er setzte beinahe täglich sein Leben ein. Die Priester dagegen opferten das von anderen oder riskierten höchstens mal einen Tropfen ihres Penisblutes. Da lag der Unterschied. Und deshalb schätzte er die Priesterkaste geringer als sich selbst oder die meisten anderen einfachen Leute. Die Priester waren keine Kämpfer. Sie meisterten keine Herausforderungen. Der einfache Mann kämpfte dagegen jeden Tag. Er kämpfte um sein Überleben. Er rang dem Boden seine Nahrung ab. Er setzte seine Kraft und Geschicklichkeit ein, um der Erdmutter zu entlocken, was er brauchte. Er musste Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat, Leben für Leben um seinen Bestand streiten. Die Priester brauchten das nicht. Sie befanden sich in einer geschützten Zelle. Wurde es ihnen zu gefährlich, zu unsicher, zu beschwerlich gar, so machten sie das Treiben der Normalsterblichen dafür verantwortlich, bestimmten einfach wie andere sich zu verhalten hatten, erließen einen Glaubenssatz, zogen sich noch mehr in den Schutz ihrer Gottgleichheit zurück. Nein, einzig das Ringen um Einsichten und Glauben konnte einen Mann wie Caupolican nicht versöhnlich stimmen. NebelGeist wusste, dass es genau dieser Geist des KriegerKaufmanns war, den seine Gruppe brauchte, um ihre Flucht erfolgreich zu bestehen.
    Caupolican wollte den Abtrünnigen helfen, weil er ihre Motive verstand und teilte, aber gleichzeitig missbilligte, was die Herrschenden im Dreikönigreich Toxtlipan trieben. Die ständigen Intrigen im Inn eren des Reiches und die dauernden Zwistigkeiten mit den vielen Nachbarn machten sein Leben nämlich nicht gerade leichter. In der Streitsucht und Machtgier der Menschen lag der Grund, weshalb er nicht nur Kaufmann, sondern auch Krieger war. Doch er liebte seine Arbeit und würde sich von keinen noch so heimtückischen Grenzkriegen aufhalten lassen. Er würde die Jadestraße in ihrer gesamten Länge

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