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Die Maya-Midgard-Mission

Die Maya-Midgard-Mission

Titel: Die Maya-Midgard-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Sieberichs
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darf. Kurz vor seinem Tod traf ich Toscanelli in Florenz, Majestät. »Ich bin ein alter Mann und werde bald sterben, Christoforo« , sagte er zu mir. »Aber Du bist jung, voller Kraft. Denke daran, wenn Du neue Welten entdeckst. Und denke auch daran, dass die Sehnsucht der Menschen nach geistiger Wiedervereinigung mit ihren Brüdern und Schwestern universal ist: sie sitzt hier« , er klopfte sich mit seiner gichtverkrüppelten Hand an die Brust und die Stirn, »und nicht hier oben. Aber ich habe erfahren, dass es ein Buch über unsere Herkunft gibt und dieses Buch genau wie die neuen Welten auf seine Entdeckung wartet. Denke daran, solltest Du jemals am Sinn Deines Tuns zweifeln: Dein Ziel muss höher gesteckt sein, als Geschmeide und Gold, sagenumwobene Länder und fremdartige Menschen zu entdecken, Gottes und der Herrscher Ruhm zu mehren. Marco Polo beschwört uns, das höchste Ziel zu erreichen: Aber er geht noch weiter, Christoforo; er beschreibt uns den Weg dorthin. Die Bücher der sieben Sonnen verkünden das Heil, erhellen das Dunkel unserer Herkunft. Die Bücher der Weisheit warten jenseits der Inseln Cipangu und Candyn auf ihre Entdeckung. Wer in Ihren Besitz gelangt, wird die Macht haben, allen Menschen Erkenntnis zu bringen: ein wahrhaft göttliches Ansinnen. Meinst Du nicht, Christoforo?«
    ' Wo finde ich diese Bücher? Wie erkenne ich sie?', habe ich ihn gefragt. 'Weshalb hat Marco Polo ihre Existenz vor den Menschen verheimlicht? Signore Toscanelli, ich flehe Sie an, Sie müssen erklären... '
    »Lese die Schriften des Marco Polo, Christoforo. Finde die Indischen Lande über den westlichen Weg. Doch dann wende Dich wieder nach Osten. Finde das Land der Morgenröte, und Du wirst die Bücher der Sechsten Sonne, welche die prächtigste und kostbarste ist, finden. Wenn es Völker jenseits der Inseln gibt, dann haben sie eine Geschichte, eine Herkunft wie wir. Marco Polo hat ihren Erzählungen und denen anderer Reisender gelauscht: Sie berichteten von Menschen mit Tiergesichtern, die steinerne Tempel bauen, um den Lauf der Himmelsgestirne zu beobachten. Das Volk der Astronomen besiedelt riesige Städte und bewahrt sein Wissen in goldenen Büchern: den Büchern der Sechsten Sonne. Der Weg nach Osten ist lang und birgt große Gefahren. Der Weg nach Westen aber ist unbekannt. Seinem Entdecker winkt Ruhm, Reichtum und Macht.« Das waren seine Worte, Majestät. Und hier habe ich die geheimen Kapitel des Marco Polo, die Toscanellis Worte bestätigen."
    " Warum habt Ihr bis heute geschwiegen?", fragte Königin Isabella.
    Kolumbus betrachtete die Monarchin mit e inem listigen Blick. "Zuerst einmal wollte ich die Neue Welt finden, Majestät. Und dann schien mir die Gefahr zu groß, mein Wissen preiszugeben. Zu viele Abenteurer und Glücksritter sind in die Indischen Lande aufgebrochen. Und außerdem – ", der Admiral machte eine kunstvolle Pause, "weiß ich erst seit meiner letzten Reise, wo ich die Bücher der Sechsten Sonne finden werde. Daher bitte ich Sie sehr demütig, Majestät, meine Absicht und meinen guten Willen entgegenzunehmen, und Rechnung zu tragen meiner Hoffnung, wieder in meine Ehren und Rechte eingesetzt zu werden, wie es die Schriften, die ich habe, versprechen, und mir eine neue Fahrt zu gestatten: Es wird die Hohe Fahrt werden – el alto viaje – zum höchsten Ruhm Eurer Katholischen Majestäten und der heiligen Kirche Roms. Ich sehe Eurem Urteil mit Zuversicht entgegen und danke Euch, Majestät, dass Ihr mir Gehör geschenkt habt."
    Die Königin entließ ihren Vizekönig, Adm iral des Weltmeeres und Statthalter der Indischen Lande mit einem Grußwort und nicht ohne ein nachdenkliches Lächeln. "Don Christóbal, ein Sprichwort Eurer Heimat möge Euch zur Mahnung geleiten: Der alles verliert, der alles will. Ich wünsche Euch den Segen des Allmächtigen."
    Am 9. Mai 1502 schiffte sich Christoforo Colombo, genannt Don Christóbal Colón oder schlicht Kolumbus, zu seiner letzten Seefahrt ein. Seine Rechte waren beschnitten, seine Ehre befleckt, sein Glück hatte ihn endgültig verlassen. Aber er war beseelt von göttlichen Visi onen und getrieben von verzehrenden Begierden: der Sehnsucht nach einem Seeweg, den es nicht gab und nach einer Sechsten Sonne, die ihn niemals bescheinen sollte.
    –
    SPANIEN, VALLADOLID, 20. Mai 1506
    " Fernando, Diego, ihr wisst welch großes Unrecht mir zuteil wurde. Vielleicht werden wir bald einen neuen König haben. Doch ich werde seine Krönung nicht mehr

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