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Die Maya-Midgard-Mission

Die Maya-Midgard-Mission

Titel: Die Maya-Midgard-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Sieberichs
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Ultimo; ein weißgewaschener Korallenstrand umringt Isla La Blanca. Die Besitzerin dieses Garten Eden lebt auf Cinnamon, der Insel mit den heilsamen Düften, der steinernen Kathedrale und dem einzigartigen Purpurstrand."
    Daria lächelte über Kautskys jungenhafte Schwärmerei. "Woher wissen Sie das alles? Haben Sie schon Kontakt mit der alten Dame gehabt?"
    Kautsky trimmte das Ruder auf drei Grad Backbord und schüttelte bedauernd den Kopf. "Leider ist die Dame auch ein Drachen, und es ist mir nicht einmal gelungen, ihr eine Botschaft zu übermitteln. Nein, meine Informationen stammen aus einer eher klerikalen Quelle." Jetzt war es an Kautsky zu lächeln. Er dachte an den whiskeyträchtigen Vortrag des irischen Schmetterlingsjägers. "Ich bin da einem katholischen Pater ins Netz gegangen, einem intimen Kenner der Inseln. Der kennt die Auroren besser als seinen Katechismus, scheints. Sie werden das Vergnügen ja noch haben..."
    " Leben eigentlich nur Touristen auf den Inseln, oder gibt es noch eine einheimische, indianische Bevölkerung?", fragte Daria Delfonte. "Wenn wir die Bücher der Sechsten Sonne einmal auf den Auroren vermuten, muss es ja zumindest vor 1200 Jahren Menschen gegeben haben, es sei denn, es handelte sich um heiligen Boden."
    " Ich weiß nicht genau", murmelte Kautsky ausweichend. "Der Pater hat sich da ein bisschen zurückgehalten. Zu Gesicht bekommen habe ich ein paar Europäer und Amerikaner, einige Inder als Personal, aber Indios, nein, eigentlich nicht. Auf Grand Karaiba sollen Menschen leben. Aber ansonsten, es gibt ja nicht einmal eine Karte der Inseln. Diese alte Amerikanerin hält alles unter Verschluss. Ich konnte nicht einmal herausfinden, wie die Auroren zu ihrem Namen gekommen sind. Alles, was ich weiß, weiß ich von dem irischen Pater."
    " Kein Problem", meinte Daria leichthin. "Deshalb sind wir ja hier. Um herauszufinden, was die Inseln an Geheimnissen vor uns verborgen halten. Erzählen Sie mir doch einfach, was Sie wissen, William!"
    Kautsky hatte die Variation in Dr. Delfontes Anrede wohl registriert, anmerken ließ er sich nichts. "Grand Karaiba soll bewohnt sein. Pater O'Domhnaill nannte sie ein einziges Gewächshaus. Überall auf den Auroren reichen die Urwälder bis fast an die goldgelben Strände heran. Auf Laguna Verde leben Leguane, auf Tabaccho wächst wilder Tabak. Ob auf Bonanza eine Goldmine betrieben wird, hat der gute Mann mir nicht verraten. Und auch die Taufpaten für Devil's Darling und Terra Nova sind mir nicht bekannt. Ich liebe die sanfte Aurora: inmitten eines Waldes aus Banyan- und Kapokbäumen versteckt sich unser Hotel, ein schlichtes Holzhaus an einem Berghang, eine Lichtung mit kleinen Rundhäusern, ein halb verwilderter Orangenhain, zahme Ziegen, Quellwasser, eine Tropfsteinhöhle, friedliche Stille. Auf Aurora werden Sie nirgends dem berüchtigten Scheckkartencharme à là Curaçao oder Kingston begegnen. Keine mexikanische Quirligkeit. Aurora heißt ja Morgenröte, und so unschuldig wie die jungfräuliche Sonne sind auch die siebzehn Auroren. Wissen Sie, meine Teuerste, diese Inseln sind wertvoller als alle Schätze des Priamos, sie sind rätselhafter als die Königin von Saba, kostbarer als die Kronjuwelen der Queen und schöner als das versunkene Atlantis je sein konnte. Vielleicht sind die Auroren Atlantis. Ja, wirklich..."
    Daria lachte ausgelassen. "Langsam, Sir, Mr. Boss, Sir! Un-wissenschaftliches Spekulieren ist mein Part. Wenn Tony Larkins Sie so hören könnte, oh Gott, der Ärmste stünde knapp vor einer Kompetenz-Krise mit rapide sinkendem Reputations-Puls."
    Kautsky guckte Daria erstaunt an. So humorvoll, schlagfertig und l ocker hatte er sich ihre Begegnung nicht ausgemalt. "Ich rede kein dummes Zeug, verehrte Frau Direktor der Kautsky-II-Expedition. Ich mag ein alter Zausel sein, aber was ich sage, ist wahr. Ich schwöre es. Fragen Sie den Pater, Daria. Er hat diese Spuren entdeckt. Doch sehen Sie selbst..."
    Darias leicht amüsierter Blick folgte Kautskys ausgestrecktem Arm. Am Horizont schien ein dünner Schleier über dem Wasser zu schw eben. Noch konnte sie nicht deutlich sehen, aber Kautskys euphorischer Vortrag ließ ahnen. Nie zuvor hatte sie den Mann so schwärmerisch erlebt. Seine Begeisterung rührte sie an; ihn aber ließ sie größer und jünger erscheinen. Seine dirigentenhaft schwingende Gestik, sein im Schwärmen – aber nur dann – akzentfreies Deutsch, seine beinahe theatralische Mimik und das Sprühen seiner

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