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Die Maya-Midgard-Mission

Die Maya-Midgard-Mission

Titel: Die Maya-Midgard-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Sieberichs
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Sein Leben war Zwang, und er verfluchte Gott dafür.
    Die Cuttlefish krängte unter dem böigen Ostwind und ihr Bug tauchte tief in ein Wellental. Kautsky verscheuchte die Gespenster seiner Vergangenheit und zwang sich zu einem Blick auf die kupferne Nadel des Kompasses. Zufrieden mit seinen Navigationskünsten erhöhte er die Geschwindigkeit um zwei Knoten. Die Dieselmaschine der betagten Lady brummte fleißig weiter und übertönte das Schlürfen der Schiffsschraube, die sich unentwegt ins Wasser bohrte und dabei einen Schweif von Luftbläschen hinter sich herzog. Eine silbergraue Möwe hatte sich in der Hoffnung auf Nahrung dem Kielwasser der Cuttlefish angehängt. Der Wind drehte leicht auf Backbord. Die Leeseite des alten Kutters reflektierte das Sonnenlicht, und eine Schar von Tümmlern spielte ausgelassen mit den Strahlen. Die Meeresgötter schütteten wieder einmal ihr Füllhorn an Lebensfreude über ihren Geschöpfen aus. Und Kautsky war eines davon. Die See hatte sich etwas beruhigt. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis Barbados' Mount Hillaby am Horizont auftauchen würde. Und mit ihm ein Anfang?
    Heute wollte Kautsky sein zielloses Herumirren beenden; zumindest einen letzten Versuch in dieser Richtung starten. Er hoffte, dass seine Hoffnungen mehr als die Narreteien eines alten Mannes waren. Dr. Daria Delfonte war verwitwet wie er. Sie war eine kluge Frau. Sie hatte einen faszinierenden B eruf. Sie wusste ganz sicher, was sie wollte. Und was nicht. Oder wen nicht. Ihre stille Schönheit strahlte von innen. In gewisser Weise war sie wie Santa Aurora, Kautskys jüngste Liebe, ihrer beider Entdeckung.
    Er war bereits zwei Tage vor der Archäologin eingetroffen, überwä ltigt von den Auroren und entschlossen, sie seiner Sammlung einzuverleiben: Eine Formulierung, die er in Zusammenhang mit einer schönen Frau niemals gewählt hätte. Daria Delfonte war mehr als nur schön. Viel mehr. Sie war offen und dennoch rätselhaft. Sie war von einer liebenswerten Selbstsicherheit, die nicht von Arroganz sondern von Sanftmut getragen wurde. Ihre Natürlichkeit umgab sie wie ein leuchtendes Gewand, das ihre Weiblichkeit betonte. Als wäre sie einem Gemälde Tizians entsprungen. Diese großgewachsene, schlanke Frau glitt mit fließenden, anmutigen Bewegungen durch das Leben. Sie stand auf dem Parkett ebenso ihre Frau wie auf dem Schutt vergangenen Glanzes. Dennoch war auch sie verwundbar. Eine verletzte, weil betrogene Ehefrau. Er kannte die Gerüchte und schämte sich fast ein wenig, in Daria Delfontes Problemen, seine Chance zu sehen. Eine verlassene Frau würde ihrem Altersunterschied kaum Beachtung schenken. Die flüchtige Phase der Abenteuer mit jüngeren Männern sollte die Wissenschaftlerin bereits hinter sich haben... Kautsky schätzte sich glücklich, Daria Delfontes Facetten erlebt zu haben. Sie war kein Superweib; ohne Ambitionen, eines zu werden. Kein staubtrockenes Hörsaalheimchen, alles andere als eine vertrocknete Blüte, frei von Allüren, ihre Persönlichkeit zu demonstrieren. Ja, sie demonstrierte nicht, sie war Persönlichkeit. Die Menschen, die mit ihr zu tun hatten, schätzten ihre Gesellschaft, falls sie sie nicht gar suchten. Daria Delfonte wirkte anziehend, extrem anziehend. Und er, Kautsky, würde ihr ein Paradies zu Füßen legen. Er konnte es sich schon perfekt ausmalen: Die fähige Forscherin würde die Bücher der Sechsten Sonne finden, und er würde ihr den angemessenen Schrein dafür schaffen. Statt Hochzeitsringen ein karibisches Archipel. Alles in der Hoffnung, dass eine zweite Frau es schaffte, ihn seinem geistigen Inferno zu entreißen.
    " Mensch Kautsky, alter Knabe", sagte Kautsky leise zu sich selbst. "Träume sind Schäume, und du bist ein paar Jährchen zu alt für Dr. Delfonte. Ein knorriger, versponnener, überschwänglicher, alter Kauz, Kautsky! Vergiss es und bleib auf dem Teppich!"
    Wie die meisten Menschen hegte er eine uneingestandene Vorliebe für sentimentale Gefühle. Ab und zu gestattete er sich solche Träumere ien. Seit Barbaras Tod hatte es dafür wenig Gelegenheit gegeben. Kautsky hatte keine Kinder, mit denen er seine Kümmernisse hätte besprechen können. Er hatte keine Kinder und kaum Freunde. Leute, die seine Nähe suchten, weil sie sich in seinem Lichte – dem Glanz seines Goldes – sonnen wollten, die gab es genug. Die gab es immer und überall auf der Welt; in Indien genauso wie in Neuseeland oder Feuerland. Aber Freunde, bei denen man vor einem Gewitter

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