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Die Maya Priesterin

Die Maya Priesterin

Titel: Die Maya Priesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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spran g e r auf , al s hätt e e r sich entschieden , un d gürtet e de n Stric k übe r seine n Hüfte n . Dann abe r san k e r wiede r au f d i e Baumwurzel , stützt e de n Kop f in ein e Han d un d versan k neuerlic h i n Grübele i .
    Zu m erste n Ma l fragt e e r sich , o b Pate r Ramó n tatsächlich vo n eigene r Han d gestorbe n war . Un d wen n ja , we r ode r wa s ihn i n Wahrhei t daz u gebrach t hatte , sic h da s Lebe n z u nehm e n . Die zerstört e Brück e wa r ein e klar e Warnun g . Wer auch immer dort drübe n hauste , wa r de r Ansicht , da ß kei n neue r Missiona r i n die Statio n einziehe n sollte . Wen n er , Fra y Diego , dies e Warnung überging , mußt e e r au f eine n Kamp f ohn e Gnad e gefaß t sein . Un d e r wa r keinesweg s sicher , o b e r tollküh n ode r lebensmüde genug war, sich diesem Kampf zu stelle n . Andererseit s ...
    Au f de m Marktplat z vo n Marbell a hatt e e r mitansehen müssen , wi e Isabe l d e Cazorl a erniedrig t worde n wa r . Wie dreckig e Händ e ih r da s Hem d vo m L eib fetzten. Wi e si e über de n Marktplat z taumelte , schreiend , di e Auge n wei t aufgerissen, die Arme emporgew orfen . Wi e de r Pöbe l hinte r ih r he r rannte, johlend, herzlose Zoten grölend... Spätesten s sei t damal s wußte er , da ß e r de n Kamp f nu n endlic h aufnehm e n mußte , wollt e er nicht ebenso schändlich untergehe n . Seine n Kamp f mi t dem Herr n diese r Wel t . Un d be i Gott , dacht e Fra y Diego , e s wa r der einzig e Feind , mi t de m z u ringe n sic h lohnte .
    Ohnehin, sagte er sich dann, blieb ihm kaum eine andere Wahl . Wen n e r g ege n da s Urtei l de s Kirchengerichte s verstieß un d seine n Verbannungsor t nich t aufsuchte , liefert e e r sich selbs t au f Gnad e ode r Ungnad e de r Heilige n Inquisitio n au s . Im Grund e hatt e da s kirchlich e Gerich t ih n z u de r Straf e verurteilt, die er selbst sich in seine m Inner n zugemesse n hatte . Stel l dich de m Kampf .
    Fra y Dieg o erho b sic h un d ka m unte r de m Zapotebaum hervo r . »Wir bauen eine neue Brücke«, befahl er. »Fang t au f der Stell e a n . Noc h bleibe n un s zwe i Stunden , bi s e s dunke l wird .«
    U m ein e dauerhaft e Brüc k e z u errichten , hätte n si e schweres Werkzeu g un d schenkeldick e Tau e benötigt . Da sie weder das ein e noc h da s ander e mi t sic h führten , mußte n si e sic h mi t einem provisorischen Übergang begnüge n . De r Mestiz e berie t sic h mit Migue l u n d Jorg e , di e sic h umsch a ute n un d gleic h au f zwei schlanke Palmen wiese n . Diego verstand, ehe Hernán ihm den Plan erläutert hatt e . Die beiden Palmen standen eng beieinander vor der Schlucht, über deren Rand sie sich ein wenig neigte n . Fällt e ma n si e mi t geschickte n Schlägen , s o s e nkte n sic h die Stämm e wi e Schranke n übe r de n Abgrun d un d kame n mi t den Kronen auf dem jenseitigen Rand der Kluft zu ruhe n . Mi t einem Kopfnicke n erklärt e e r sei n Einverständni s . Di e beide n Maya zoge n ihr e Äxt e au s de n Gürtelschlaufe n un d machte n sic h mit w u chtigen Schlägen über die Palmen he r .
    Fray Diego aber wich neuerlich vom Rand der Schlucht zurück . Sei n Her z klopfte , wen n e r a n de n Abgrun d vo r ihnen auc h nu r dachte . Da s Blu t pulst e ih m i n de n Ohre n . Schwer sackte er auf die Seekiste, die einige seiner l iebste n Büche r und Spielwerk e enthielt . Di e Schedel'sche Weltchronik . Dantes Inferno. Ein Schachspiel aus altägyptischen Gebeine n . Langsam wurd e ih m wiede r wohler .
    Währenddesse n hatte n Jorg e und Miguel die beiden Bäume gef ä llt und führten synchron den let z te n Hie b aus . Ächzend neigten sich die Stämme über die Schlucht. Noc h währen d sie sic h herabsenkten , schwan g Hernán ein e Liane , dere n End e er z u eine r weite n Schling e gewunde n hatte . E r schleudert e si e so geschickt, daß die Schlinge sich im Flug um die Kro nen beider Palme n legte . Mi t eine m Ruc k zurrt e e r si e fest , stemmt e die Füß e i n de n Bode n un d lenkt e di e Palmwipfe l nebeneinande r auf de n jenseitige n Schluchtran d . Dan n lie ß e r da s straf f gespannte End e fahren , de m e r au s de m Handgelen k noc h eine n Dral l g a b. Di e Lian e wirbelt e u m di e Stämm e herum , wiede r un d wieder, bi s beid e vo n obe n bi s unte n umschnür t ware n . Herná n beugte sic h hina b un d zurrt e da s End e fes t . »Fertig , Herr .« Seine schwarzen Augen funkelte n .
    »Bravo , Hernán«,

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