Die Maya Priesterin
sagte Fray Diego, »deine Kunst f ertigkeit erstaun t mic h imme r meh r .«
Jorg e un d Migue l schobe n ihr e Äxt e zurüc k i n die Gürtelschlaufe n un d lude n sic h ihr e Laste n auf . Auc h de r Pater mußte sich erheben, damit Miguel die Kiste mit seinen Habseligkeite n wiede r schulter n konnte . Noc h imme r v e rmie d er es , sic h de m Ran d de r Schluch t z u näher n . Übelkei t stie g i n ihm auf , wen n e r a n de n schwankende n Ste g dachte . Eine Strecke vo n gu t dreißi g Fuß , unte r sic h nu r di e dünne n Stämmche n und da s Lianengewir r al s einzige r Trit t übe r klaftertiefe m Tod .
Fra y Cristóba l hatt e einig e Schritt e abseit s gestande n und stum m zugesehen , wi e Hernán da s Proble m de s Übergangs löste . Schon mehrfach hatte er beklagt, daß der verehrungswürdig e Pate r de n »vo n Dämone n besessenen« Mestize n vie l z u nachsichti g behandl e . Al s e r nu n hörte , wi e der Pate r de n Mestize n lobte , verzerrt e sic h sei n Gesicht . Er schwan g sein e Machet e durc h di e Luf t un d marschierte geradeweg s au f di e Brück e z u .
De r Pate r hiel t unwillkürlic h di e Luf t an , al s Cristóba l au f den Ste g trat . Di e Stämm e ächzte n un d boge n sic h soga r ei n wenig durc h . Di e Lian e knirscht e unte r Fra y Cristo s Stiefeln , di e unter seinem purpurnen Ornat hervorsahe n . Doc h di e Brück e hielt stan d . Hoch aufgerichtet, die Machete wie eine Monstranz vor sic h hertragend , wandelt e de r klein e Mö n c h übe r di e Kluf t und gelangt e drübe n unversehr t au f feste n Grun d .
Angespann t beobachtet e Fra y Diego , wi e sic h Jorg e und Migue l unte r ihr e Bürde n duckte n un d nacheinande r übe r die Brücke ginge n . Di e ganz e Konstruktio n knirscht e unte r ihrem Gewich t . Doc h a u ch die beiden Maya erreichten wohlbehalten di e ander e Seite . Drübe n setzte n si e ihr e Laste n a b un d kauerten sich auf den Boden, ohne den Steg noch eines Blickes zu würdige n . Un d scho n tänzelt e auc h de r Mestiz e übe r den Abgrund , mi t geraffte r Tunika , da s H ü tche n schräge r au f dem Kop f al s j e zuvo r .
De r Pate r blie b allei n zurück . Rasc h san k di e Sonn e hinte r den Bäumen tiefe r . S o fah l wurd e da s Abendlicht , da ß de r jenseitige Ran d de r Schluch t un d selbs t di e Brück e vo r ih m nu r noc h vage z u erkenne n ware n .
Stel l dic h de m Kamp f . Jetz t ode r ni e .
Wi e de r Henkersknech t si e be i de n Haare n packt e un d au f die Knie zwang im Namen der Liebe. Wie der zweite Häscher den Kübel über ihren Kopf hob. Wie die Menge erstarrte, japsend, di e Auge n verdreh t vo r Wollus t . Wi e sic h de r bernsteingoldene Stro m übe r ih r Haupt , ihre n Hals , ihr e Schulter n verspritzt e . Wie die Masse aus hundert Mäulern schrie und seufzte, als wären sie es, ihre Säfte, die sich dort verströmten. Wi e de r eine Häsche r si e a n de n Haare n emporriß , bi s si e aufgerich tet dastand, den Nacken weit zurückgebogen, in gänzlicher Nackthei t . Wie der zweite Henkersknecht einen weit e ren Schwall Honig über sie ergoß, mitten in ihr Antlit z . Wi e ihr e Augen überquollen . Wie die goldenen Ströme über ihre Stirn, ihre Wange n flossen , hina b au f ihr e Brüst e troffen , übe r Bauc h und Scha m un d Schenke l sic h ergossen . Wie die Sonne in jenem Momen t noc h helle r strahlte , de r Himme l noc h blaue r leuchtet e . Wi e Isabe l seine n Blic k sucht e . Wi e si e de n Mun d öffnete , ih n zu rufen , da ß e r si e errett e im Namen der Liebe... Die schmachvolle n Bilde r wi e fü r imme r vo r Augen , gin g Dieg o auf di e Brück e z u . Auf der anderen Seite des Abgrundes bemerkte e r jetz t Fra y Crist o un d de n Mestizen , di e ih n vielleich t seit längere m beobachtete n . Gan z na h beieinande r s tanden sie, der ein e bleich , i m purpurne n Ornat , de r ander e mi t braune r Haut un d leuchten d weiße r Tunika . Seltsamerweise empfand er kaum meh r Angst . Dabe i hatt e e r de n Sog , de r vo n de r Tief e ausging, vielleicht nie stärker empfunde n .
E r setzt e eine n Fu ß a u f da s Gewir r au s Palme n un d Lian e . Wi e de r ein e Häsche r eine n Sac k vol l Feder n übe r si e schüttet e . Wi e di e Meng e kreischen d nac h de n Feder n haschte , Fäust e voll Gefieder auf die Nackte warf, die jetzt wieder losgelassen wurde, davonlaufen wollte, doch überall waren Mäuler, die schrien , Fäuste , di e geschüttel t wurden , Federn , di
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