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Die Maya Priesterin

Die Maya Priesterin

Titel: Die Maya Priesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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e durc h die Luf t stoben . E r zo g de n zweite n Fu ß nac h un d schrit t aus , ohne innezuhalte n ode r nac h unte n z u sehe n . Di e Brück e ächzt e leise . Weitau s laute r toste n da s Blu t i n seine n Ohr e n un d di e Gesänge de r Vöge l ring s umhe r i m Wal d .
    E r hatt e di e Mitt e de r Brück e beinah e erreicht , al s sic h der Bode n unte r seine n Füße n öffnete . Di e Lian e löst e sich , wie Schenke l spreizte n sic h di e Palme n auseinander . Zwischen den Stämme n hindurc h glit t F ra y Dieg o i n di e Tief e . Zu seinem Erstaune n schri e e r nich t au f un d macht e kein e unbeherrschten Bewegunge n . Er sah, wie sie taumelte und sich wieder fing und weiterlie f . Wie die Meute hinter ihr hechelte, sie umkreist e . Wie der Ring sich immer enger um sie zog . Wi e hunder t hart e Hände nach ihr griffen. Wi e si e fie l un d hunder t Füß e nac h ih r stießen, bis die ganze zauberhafte Senorita sich in einen Brei aus Honig, Blut , Gefiede r aufzulöse n schien ... I m Falle n dreht e e r sic h zur Seit e un d umklammert e mi t bei d e n Hände n eine n Stamm . Das Hol z fühlt e sic h glat t an , har t un d küh l . Dan n ers t packt e ih n die Angst . E r sa h nac h unten , i n de n Abgrun d hunder t Fu ß tie f unter ihm .
    Von beiden rettenden Rändern war er etwa gleich weit entfernt , fünfzeh n Fu ß vora n ode r zurück . Er spürte, daß seine Kräft e schwande n . Wei t gebieterische r fühlt e e r di e Gewißheit, da ß e r nich t i n diese n Abgrun d stürzen , nich t dor t unte n auf nackte m Fel s zerschelle n würde . Er würde diesen Abgrund überwinden , ode r e r wär e di e Handvol l Drec k nich t we r t , aus de r e r geschaffe n war .
    Mit gleichmäßigen Bewegungen hangelte er sich an dem Baumstamm entlan g . E r spürte , wi e sei n ganze r Körpe r zu schwinge n begann , wi e ei n Klöppe l i n de r Glocke , hi n un d her . Sein e link e Han d folgt e de r rechten , wiede r un d wieder . Gleichmäßig , kraftvoll , gedankenlos . Durch seine schwingenden Bewegungen war der Baumstamm ins Rutschen gerate n . Vage hört e e r di e Ruf e vo m Ran d de r Schluch t her . Doc h e r nahm kau m wahr , da ß Fra y Crist o un d de r Mestize , Jorge und Miguel mit vereinter Kra f t die Palme bei der Krone packten und in der Waagerechte n hielten , bi s e r sic h zu r Klipp e vorgehangel t hatte . Starke Hände packten ihn bei den Armen und zogen ihn über de n Felsran d . De r Stamm , a n de m e r gehange n hatte , fie l i n die Schluch t .
    Atemlos wälzte sich Fray Diego auf den Rücken und blinzelte in s letzt e Abendlicht . Di e Bilde r vo n Isabe l de Cazorla, dachte er , wi e si e stürzt e un d liegenblieb , hatte n ih n übe r de n Abgrund getrage n . Wie auf Engelsflügel n .
     

9
     
     
    A m Mitta g de s dritte n Tage s erreichte n si e ein e n weiten, zerklüftete n Plat z . Kalksteinfelsen türmten sich wie riesige Terrasse n u m eine n runde n Schacht , de r vo n Ran d z u Rand dreißi g Schritt e maß . Ein e düster e Atmosphär e herrscht e an diese m Or t .
    Sie folgten einem Pfad, der zwischen den Felsen zum Rand d e s gewaltige n Brunnen s führt e . Tie f unte n triebe n Äste , Blätter, Blüte n au f grüne m Wasse r i m Krei s . Ei n natürliches Staubecken , folgert e de r Pater , da s übe r verborgen e Z u - und Abflüss e verfüge n mußte . Ström e wi e de r Ri o Hondo , die unsichtba r unte r ihne n d a hintoste n un d nu r dor t zu m Vorschein kamen , w o wi e hie r de r Bode n eingebroche n wa r .
    E r setzt e sic h au f ein e de r Terrassen , di e u m de n Schacht aufgeschichte t ware n . Au s Spalte n i n de n Felse n wuchsen Zapot e un d Cobalbäum e . Hoch über dem Becken neigten sich die Wipfel einander entgegen, ein Gewölbe bildend, in dem flimmernde s Dämmerlich t herrschte .
    »Ei n Cenote .« Unbemerkt war Fray Cristo neben ihn getrete n .
    »In alter Zeit haben die Maya diese Wasserstelle als heiligen Ort verehrt , wi e Ab t Pedr o mi r i n seine r G roßmu t erklär t hat . Auch Pate r Ramón , Got t se i ih m gnädig , ha t mi r einige s vo n diesem Or t erzählt . I n heidnische r Zei t brachte n di e May a hie r ihre Opfe r dar , wei l si e glaubten , da s Wasserloc h se i ei n direkter Zugan g zu r Unterwel t ihre r teuflische n Götte r .« Mit einem Seufze r san k de r klein e Mönc h z u Diego s Füße n nieder . »Wir sin d unsere m Zie l nahe , ehrwürdige r Pater . Heut e zu r Vesper erreichen wir die

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