Die Maya Priesterin
.
Angenommen, nur einmal angenommen, dachte e r . Nu r als Gedankenspie l . Gewaltsa m ri ß e r seine n Blic k vo n de m Ido l des Pferdegotte s los . Er wandte sich um und b egann abermals, im Kreis zu gehe n . Auf s neu e zählt e sei n Geis t di e brennenden Fackel n ab . Erste Fackel: Angenommen, die Formel existiert tatsächlic h un d erweis t sic h i n gewisse r Weis e al s »wirksam« .
Wie kann das sein? Er trottete weiter. Zweit e Fackel: Se l bstverständlic h nich t deshalb , wei l dies e Heidenprieste r die Seele n i m Himme l z u beschwöre n vermöchte n . Sondern? Nachdenklich schritt er vora n . Dritt e Fackel : Wei l si e mi t dem Sata n verbünde t sind , noc h weitau s innige r al s bislan g gedacht . Wa s folg t darau s ? Vo r de r vierte n Facke l blie b e r stehe n und starrte auf die tanzenden Flammenzungen: Wenn sie tatsächlich Seele n beschwöre n können , dacht e er , dan n nu r solche , di e in de r Gewal t de s Teufel s sin d . Die bereits in den Sälen der Verdammni s schmachte n ode r Ih m scho n z u Lebzeiten angehöre n . De m Herr n diese r Wel t .
Abrup t wandt e e r sic h ab . Bestürzun g erfüllt e ih n . De m Satan verfallen , dacht e e r . Tra f da s nich t längs t auc h au f ih n zu ? I n die grün e Höll e gezogen , u m de n Teufe l zu m Kamp f z u forder n . Wi e rasc h wa r e r Seinen Listen erlegen! Seiner Schläue und meiner eigenen Schwäche daz u . »Fra y Cristo .« E r flüstert e es .
»Niemal s hätt e ic h dic h i n di e Wildni s schicke n dürfe n .« Auf einma l schie n e s ihm , al s wär e gerad e die s sei n entscheidender Fehler gewese n . Di e Versto ß ung seines eigenen Gewissens, der heiligsten Seiten seiner Selbst. Die Preisgabe seiner unsterbliche n Seele . Di e endgültig e Hinwendun g z u Ihm . Dem Engel der Schöpfun g .
Fü r eine n Momen t erwo g e r wahrhafti g z u fliehe n . Vor seinem eigenen Verderbe n . Hinau s i n die Wildnis, um sich selbst zu retten und Fray Cristo daz u . Abe r e s wa r z u spät , er wußt e e s . Nich t nur , wei l de r Lahki n abermal s zwe i Wächte r vor seine n Tempe l befohle n hatte . Wei t meh r noch , wei l e r diesen Kamp f hie r z u End e fuhre n mußte , nu r hie r been d e n konnte , in Tayasa l .
De r Sata n ha t sein e Kralle n scho n i n mein e Seel e geschlagen, dacht e er . So wie Yaxtun seine Fingernägel in meine Wangen gegraben ha t . Ich bin gezeichne t . Ic h häng e ih m buchstäblic h an der Angel, dachte er. Wieder sträubten sich ihm d i e Haare . Lauf e ic h davon , s o helf e ic h de m Teufe l nur , mi r di e Seele herauszureiße n . Tief in seinem Innern empfand er einen scharfe n Schmer z . Als zerre die Satanskralle an den fleischigen Fäden , di e sein e Seel e mi t seine m Lei b versponne n .
Erschöpfun g befi el ihn. Zugleic h fühlt e e r sic h s o angespannt, da ß e r a n Schla f nich t einma l denke n konnte . E r rie f nach Herná n un d erfuhr , da ß Julki n noc h imme r übe r de m Buc h saß . De r Mestiz e bracht e ih m eine n Kru g vo m Göttertrun k . Diego leert e ih n i n eine m Zug , a n sein e n Alta r gelehn t . Der Geschmac k wa r grauenvolle r den n je . Dennoc h lie ß e r sich einen weiteren Krug bringen und wenig später einen dritte n . Daz u tischt e de r Mestiz e Enchilada s auf , schmackhaft zubereitet , doc h de r Pate r rührt e si e kau m a n . Kop f un d Zunge wu r de n ih m s o schwer , wi e sei n Her z bereit s war .
E r schlan g eine n Ar m u m Hernán s Schulter n . De r Mestize schleppt e ih n i n sei n Privatgemac h . Diego sackte auf seine Lagerstatt . E r schlie f schon , bevo r sei n Kop f da s Jaguarfell berührte .
E r schlie f unruhige r den n je . Wälzt e sic h i n furchtbaren Träume n . Selbs t i m tiefste n Schla f verga ß e r nie , da ß Julki n im Zimme r wa r . Zwei Kerzen auf dem Tisch, dazwischen das aufgeschlagen e Buc h un d Stape l hasti g beschriebene r Papiere . Die Feder kratzt e . I m Trau m w urd e e s zum Krat ze n der Satanskralle , di e übe r Diego s Seel e scharrte . Seine Seele aber wa r ei n aufgeschlagene s Buc h au s reine m Lich t . E r versuchte dari n z u lesen , doc h imme r wiede r scharrt e di e Teufelshand darüber, eine siebenfingrige Pfote, schwarz und drahtig behaar t .
A l s e r erwachte , wa r e s noc h tie f i n de r Nacht . »Wi e kommst d u voran? « fragt e er .
Julki n sa ß a m Tisc h un d rie b sic h di e Auge n . »Nich t mehr lange , liebe r Her r . Di e Zeiche n habe n sic h
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