Die Maya Priesterin
geöffnet . Morgen, wen n Ih r erwacht , wir d alle s ferti g sei n .«
Er fühlte sich s o erleichtert , da ß e r alle s ander e vergaß . Seinen Argwohn , selbs t sein e Teufelsträum e .
Julki n stan d au f un d streckt e sic h . »Ic h wollt e ohnehi n eine Paus e einlege n . Wen n Ih r mögt , erzähl t noc h ei n weni g aus Eure m frühere n Lebe n . I n Acarena .«
Di e Bitt e ers taunt e ihn , wen n auc h nu r fü r eine n Moment . Es wa r keinesweg s da s erst e Mal , da ß Julki n ih n nac h de r Alten Wel t befragte . Erstaunlic h wa r indessen , da ß e r sein e Bitt e auf Kastilisc h vorbrachte . Dieg o began n z u erzähle n . Mit murmelnde r Stimm e beschwo r e r d i e frühen Jahre herau f . Bald scho n befie l ih n auf s neu e Müdigkeit . Irgendwann schlief er wieder ei n .
Als er abermals zu sich kam, war es heller Ta g . Sei n Blick ging als erstes zum Tisc h . Vo n Julki n kein e Spur , ebens o von de m Wirrwar r bekritzelte r Blätte r . N u r zwe i Böge n lage n noch auf der Platte, säuberlich beschrieben, daneben das schwarze Buc h . Traumbilder huschten durch Diegos Geist. Die Satanskralle , übe r sein e Seel e scharrend , ei n Buc h au s reinem Licht . Ei n Schaude r überlie f ihn .
Unwillkürlich wandte er sic h ab . Sein Blick fiel auf das Bassin . De r Mestiz e hatt e ih m bereit s ei n Ba d bereite t . Wohlgetan , dacht e Dieg o . E r freut e sic h au f di e Erfrischung nac h de n Stunde n stickige n Traums . Rasch erhob er sich, warf sein e Kleidun g a b un d glit t i n da s Bassin .
B e haglic h streckt e e r sic h i m Wasse r au s . Schau m bedeckte die Oberfläche, knisternd und in allen Farben schillern d . Die Schramme n au f seine n Wange n fiele n ih m ein , vo n Yaxtuns Krallenhände n . Neben ihm war eine kreisrunde Stelle im Wasser , di e nich t mi t Scha u m bedeck t war . E r beugt e sich darüber, um sein Spiegelbild anzusehe n .
De r Ate m stockt e ihm . Fü r eine n lange n Momen t starrt e er sei n Spiegelbil d an , ohn e z u begreife n . Dan n fuh r e r zurück . Aus dem Wasser brach ein Kopf, die Augen weit aufgerissen, schnaube n d un d keuchen d . Tropfe n ranne n ih m au s de n Haaren, di e Wange n hinab . Di e Gestal t spran g auf , ei n schlanke r Leib, brau n wi e Kakao . Sie watete durch das Wasser, mit rudernden Arme n . Spran g mi t eine m Sat z au s de m Becke n un d hüllt e sich in eine bereitliegende Tunika . Erst dann wandte sie sich um zu ihm .
»Julkin! « Schreckensstar r sa ß de r Pate r i m Bassin . Das Herz klopft e ih m bi s i n di e Kehle . Ei n üble s Vorzeichen , dacht e er . Al s wär e jene r Trau m wah r geworden , i n de m e r sic h i n Julkin verwandel t hatte . Diesma l h atte er sein eigenes Spiegelbild gesuch t un d Julkin s Antlit z gefunde n . Wi e ein e Schaumgeburt wa r de r Bücherprieste r au s de m Wasse r hervorgebroche n . Und e s wa r nich t einma l i m Trau m gewesen , sonder n i n der Wirklichkeit .
»Verzeiht , Herr .« Julki n schie n eben s o erschrocke n wi e er selbst . Noch immer lief ihm das Wasser über Stirn und Wange n . Di e Tunik a klebt e ih m a m Leib . »Eue r Diene r ha t mi r erlaubt, mic h rasc h i n E u r e m Ba d z u erfrischen , eh e Ih r erwachte t . Ich wa r ebe n untergetaucht , al s Ih r in s Wasse r stiege t . Ic h wollte Euch nicht erschrecke n .«
»Natürlic h nich t .« De r Pate r versucht e gleichmäßi g aus - und einzuatme n . »Wa s is t mi t de m Buch , Julkin ? D u has t es entziffert?«
»Ja , liebe r Herr! « Julkin s Auge n strahlte n . »Sie ist uns zurückgegebe n . Dan k Eure r Hilfe . D i e Forme l de r Wiederkeh r .«
7
Unser e Tote n kehre n zurück : Ahpuc h un d di e verstorbenen Wese n sin d verbunden .
Unser e Tote n kehre n zurück : Aha u un d Ixqui c gewähre n den Schatz der Wiedergeburt im Vorhimmel der Ahnen.
Unser e Tote n kehre n zurück : Ahpuc h un d de r b eschwörende Prieste r sin d verbunde n. Got t de s Totenreichs , gi b unsere verstorbenen Wesen frei.
Unser e Tote n kehre n zurück : Di e Wel t unte r de m Mond erwartet sie. Di e Brück e leuchte t . Di e Seel e sieh t .
Lich t de r himmlische n Mächte : Wi r vergieße n unse r Blu t f ü r die Wiederkehr unserer Toten.
Schatte n de r himmlische n Mächte : Wi r gelobe n zwanzi g mal zwanzig Geschlachtete für die Wiedererzeugung. Unser edelstes Blu t z u vergieße n zu m Ruh m de r Schlang e un d zu r Erneuerung der Welt unter dem Mond.
Unser e Tote n kehre n z urück :
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