Die Maya Priesterin
verdüstert e sic h erneut . »Nac h de m Wille n de r Göt ter«, sagte der Bücherpriester, »muß die Stätte des Neuen Reichs bis Ein s Aha u geweih t worde n sei n . In neun Tagen, edler Canek! Wi e sol l da s nu n noc h gelingen ? Unser e Delegierte n sin d auf de m Rückweg , ergebnislos . Werde n di e Götte r un s nicht zürnen ? Wir d i h r Angebot , eine n Neue n Bun d z u schließen , sie nich t gereuen?«
»Da s Gegentei l triff t zu .« Dieg o erho b sic h . Sein e Knie schmerzten , wi e seh r ers t sei n Fu ß . Ei n weni g schwanken d stand e r da . Ajna'a t j u'u m starrt e ih n an , vo r Empörun g schnaufen d . Da s Her z schlu g Dieg o nu n bi s zu m Hals . Abe r e r mußt e es wage n .
»Edelste r Canek , Soh n de s große n Kukulká n . Gestattet, daß ic h da s Wor t ergreife . Lang e hab e ic h geschwiege n . Doc h nun drängt es mich, ein Mißverständnis aufzuhellen, das den Geist einige r Prieste r z u verw i rren scheint. Di e Götte r habe n mich gesandt , de n Neue n Bun d zwische n ihne n un d Euc h zu schließe n . Es bedeutet, löblicher Rat, daß Eure Buße vorüber is t . Di e Himmelsmächt e habe n Euc h verziehe n . Ih r seid wiederaufgenommen , gnadenvoll .«
Eindringlic h sa h e r v o n einem zum andere n . In ihre düsteren, abweisende n Miene n . E r schluckte . Nu n gal t es . »Priester von Tayasal, das Gebot, zu jedem Baktun ein Neues Reich zu errichten , gehör t nich t z u de n unveränderliche n Gesetze n . Es war eine Strafe für den Mißbrauch, den E ur e Ahne n mi t dem Geheimnis der Wiederkehr triebe n . Abe r sehet , dies e Straf e ist Euc h nich t länge r auferlegt .«
E r hiel t inne . Di e oberste n Prieste r sahe n z u ih m empor , noch immer kniend. Graue n malt e sic h i n ihre n Gesichtern , Entsetzen, abgründig e Angst . V erstande n si e nicht ? Glaubte n si e ihm nicht ? E r setzt e vo n neue m an , i n werbende m To n . »Begreift doch , löblich e Priester , ic h durft e e s nich t gleic h be i meiner Ankunf t offenbare n . Ers t sollt e ic h Euc h noc h einma l prüfe n . Di e Götte r wollte n e s so . Di e Prüfun g ergab , da ß Ih r ehrlichen Herzen s versuchtet , da s Gebo t z u erfülle n .« Er erhob die Stimme . »Un d s o dar f ic h Euc h nu n verkünden , Edl e von Tayasal, daß das Gebot aufgehoben is t . Die Götter gewähren Euc h di e Gunst , i n Tayasa l z u bleiben , solang e Ih r e s wün s ch t .«
Wiede r sa h e r vo n eine m zu m a nder n . Ihre Gesichter wie versteiner t vo r Abweisun g un d Angs t . Mi t eine m Ma l verstand er . Niemals würden sie seine Botschaft annehme n . Niemals würden sie glauben, daß die Götter ihnen eine Fron erließe n . Zumindes t nicht , ohn e dafü r noc h größer e Opfe r z u verlangen, noch grausamere Gesetze aufzuerlege n . Denn Götter der Liebe, de s Verzeihen s ga b e s nich t i n ihre r Welt .
Sei n Blic k schweift e zu m Cane k empor . Auch das Gesicht des König s drückt e Bestürzun g au s . Doc h sein e Augen , dachte Diego , strahlte n . Al s hab e sein e Seel e di e Botschaf t vernommen, de r sei n Geis t sic h noc h verschloß .
»A n Ein s Aha u wir d sic h alle s entscheiden« , fuh r Dieg o for t .
»I n neu n Tage n scho n wir d sic h zeigen , we r de n Ratschlu ß der Götte r richti g gedeute t ha t . De r oberst e Prieste r Cha'ac s oder ic h .« E r sa h B'ok - d'aanto j a n . »Sei d Ih r i m Recht , Bruder Wolke , s o wir d a n Ein s Aha u de r Zor n de r Götte r au f Tayasal herabkomme n . Ic h abe r sag e Euch , a n diese m Ta g wir d Euch ei n weitere s Zeiche n de r Gnad e zuteil . A n Ei n s Aha u nämlich wird ein Toter zu Euch zurückkehre n . Erstmal s seit Menschengedenke n . Wiederverkörpert in einem Leib seiner Wahl . Erfüll t vo n Erinnerun g a n sei n frühere s Lebe n .« Ein Schaude r überlie f ihn . »Ih r all e sei d eingeladen« , rie f er , »mit mi r a n Ein s Aha u de n Wiedergekehrte n z u begrüße n . Dan n wird sic h zeigen , da ß di e Götte r Euc h wahrhafti g verziehe n habe n .«
Wiede r sa h e r vo n eine m zu m andere n . Nieman d antwortete ihm . Ihr Schweigen, dachte Diego, war vernichtender als Häme un d Hoh n . Die Himmelsmächte habe n Euc h verziehen . Auc h für ih n selbs t klange n sein e Wort e au f einma l hoh l .
Di e Ratsversammlun g wa r beende t . Der Canek machte den Priester n ei n Zeichen , sic h z u erhebe n . Dieg o humpelt e zu r Tür . Hinte r s ich spürte er die Blicke der anderen obersten Prie s te r
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