Die Maya Priesterin
Kop f . E r faßt e sic h a n die Kehl e .
Nu r di e Ruhe , mahnt e e r sic h . E r mußt e versuchen , di e Dinge mi t B'ok - d'aanto j s Auge n z u sehe n . Was wußte er über den Regengottpriester ? B'ok - d'aanto j wollte die Macht über Tayasal erringen und die weißen Männer aus seinem Land verjage n . Er träumt e davon , di e alte n Zeite n wiederzuerwecke n . De n Glanz de r frühe n Königreich e un d di e magisch e Kraf t de r Ahne n . Dabe i schreckt e e r selbs t vo r Greuel n nich t zurü ck . U m die »weiße n Eindringlinge « z u vertreiben , veranstaltet e er Massaker . Au f de r Such e nac h de n alte n Zauberkünste n machte e r abscheulich e Versuch e jene r Art , wi e Mujane k si e i n K'ak'as 'ic h unternah m . Versuche, die Verwesung des Leichnams aufzuhalte n . Das Fleisch zu öffnen und die »Keime der Fäulnis herauszuziehen« , wi e Mujane k e s genann t hatte . Siche r trachtete auc h B'ok - d'aantoj , Tote durch Zauberkraft wiederzuerwecken, wi e di e göttliche n Zwilling e i m Mythos .
Di e Entstellte , dacht e er . Waru m hatt e Muj ane k si e z u B'ok - d'aanto j geschickt ? Noc h imme r schaudert e e s ihn , wen n e r an ih r verstümmelte s Antlit z dachte , de n zuckende n Zungenwuls t . Un d a n ihre n Leichnam , unte r de r Bücherpyramide , gehüll t in de n weiße n Koko n . Kei n Zweifel , dacht e er , Mujane k hatt e sie z u B'ok - d'aantoj gesandt , u m sic h mi t seine r Zauberkuns t zu brüste n . Und der Priester Cha'acs? Was hatte er mit ihr angestellt, in den Gewölben unter seiner Pyramide? Ein Wirrwar r vo n Bilder n huscht e ih m durc h de n Kopf , zerstückte Szene n unsagbare r Qu a l . Wieder überlief ihn ein Schauder. Was auc h immer , dacht e er , a m End e wa r si e tot . Un d da s hieß , B'ok - d'aanto j wa r gescheitert . Wi e seh r e r sic h auc h bemühte , die Zauberkraft , Tot e wiederzuerwecken , blie b ih m versag t .
Diegos Blick schweifte durch den Alt arrau m . Über zertrümmert e Stühle , zerfetzt e Sesse l . E r nah m si e kau m wah r . I n seine m Rücke n spürt e e r di e Präsen z de s steinerne n Rosses . E r mußt e sic h zwingen , u m sic h nich t z u de m riesenhafte n Idol umzudrehe n . Wa s ma g B'ok - d'aanto j empfunde n haben , dachte er , al s au f einma l da s uralt e Buc h auftauchte ? Genaue r gesagt, Julkin s Entzifferun g au f de n Feigenbast b lätter n . Er sah die Szen e wiede r vo r sic h . Wie ihm die Bögen entglitten waren, an jene m Aben d au f de r Pyramid e Cha'acs . B'ok - d'aanto j hatt e ihm da s Opf e rbei l i n di e Händ e gedrückt . Nachhe r wa r e r vie l zu durcheinander, um an die Papiere zu denke n .
Siche r hatt e de r Regengottprieste r si e a n sic h genomme n . Unsere Toten kehren zurück ... Di e Erfüllun g seine r magischen Träume , einerseits . Un d au f de r andere n S e ite, dachte der Pater, ei n vernichtende r Schla g . Das Ende seiner Träume von Macht un d Pracht . Den n da s uralt e Buc h hatt e au s B'ok - d'aanto j s Sicht eine n furchtbare n Makel : E s prie s di e Bedeutun g vo n Ahau Kinic h un d Ixquic . Doc h di e Gottheit , de r e r selbs t d ient e und di e sein e Mach t begründete , ka m dari n nich t vor . Das Mysteriu m de r Wiederkeh r vollzo g sic h ohn e Cha'ac .
B'ok - d'aantoj ha t als o ga r kein e Wahl , sagt e sic h Dieg o . Er mu ß da s Buc h verschwinde n lasse n . Der einzigen Abschrift hatt e e r sic h scho n bemäc htigt . Wen n auc h da s Buc h i n seine Han d fiel , konnt e e r behaupten , da ß e s ein e Fälschun g se i . Oder eine bloße Vorspiegelung des Pferdegottpriester s . E r konnt e die Forme l de r Wiederkeh r herauslöse n un d di e restlich e Botschaft der Götter unterdrücke n . Versc h wan d da s Buch , s o konnte n die Priester des Sonnengottes, geschweige die Priesterinnen Ixquics, niemals Machtansprüche daraus ableite n . Nieman d kann bezeugen , dacht e Diego , da ß e s diese s Buc h überhaup t gib t . Auße r mir .
Un d Julki n . Er erschrak. Vie r Ding e b r auch t B'ok - d'aanto j , dacht e er , u m seine n Pla n z u verwirkliche n . Da s Buc h . Die entziffert e Abschrift . Julkin s Lebe n . Und meine s . Wi e viele davo n fehlte n ih m noch ? Drei ? Zwei ? Ode r nu r eine s noc h - das Lebe n de s Pferdegott p riesters?
Wiede r faßt e e r sic h a n de n Hal s . Nein, länger ertrug er die Ungewißhei t nicht . Ohne das Buch bin ich schon so gut wie to t .
E r tra t hinte r de m Alta r hervo r un d humpelt e i n de n
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