Die Maya Priesterin
un d Papier . Ein eigentümlicher Geruch stieg aus dem Krug auf, würzig und küh l .
Währenddesse n hatte n Herná n un d Yaxtu n zwe i weitere Amphore n geöffnet , z u beide n Seite n de s Paters . Ebe n glitte n sie hinein , a n di e tönerne n Häls e geklammer t . Die Augen des Fallenstellers glänzten im Halbdunkel, seltsam milchig, als hätte e r si e verdreh t . Ei n Schaude r überlie f Dieg o . Wen n der Fallsüchtig e ausgerechne t jetz t eine n Anfal l erlitt . E s wär e das Ende .
E r hiel t de n Ate m a n . Di e beide n Wächte r boge n i n ihren Gang ei n . Fackel n i n de n Händen , noc h imme r i m Gespräc h . Wi e gierig e Zunge n zuckte n di e Schatte n de r Fl a mme n über Bode n un d Regal e . »Glanz und Macht der Maya«, verstand Dieg o . »Wie im Anfang des Weltzeitalters«, bekräftigte der zweit e Wächter . Dan n ware n si e vor b e i .
Fas t vorbe i . Plötzlic h bliebe n si e stehe n . Diego duckte sich tiefer in seinen Kru g . Si e wand t e n sic h um . Hobe n di e Fackeln in die Höhe und sahen einander a n . Was hatten sie gehört? Vielleich t nu r ein e inner e Stimme .
»Hier war doch was«, sagte der eine Wächte r . E r tra t nähe r an das Regal hera n . S o dicht , da ß Dieg o ih n atme n hörte , au f der andere n S eit e de r tönerne n Wan d . Di e Facke l i n seine r Hand fauchte .
»Gaukelgeister« , sagt e sei n Gefährte . »Sehe n wi r zu , da ß wir weiterkomme n . Schließlic h is t heut e El f Cabá n . Kein gutes Datum . Du weißt doch, was die Kalenderpriester sagen: Verwirrun g droh t .«
»Uh , Ahpuc h herrscht .« De r erst e Wächte r macht e ein schmatzende s Geräusc h mi t de r Zung e . »D u has t recht . Diese Amphore n hie r sehe n wi r un s morge n a n . I m Lich t Ahau s .«
Ihre Schritte verhallte n . Di e Dunkelhei t wuchs . Mi t leisem Zischen ließ Diego seinen Atem auss tröme n . De m Todesgot t sei Dan k .
5
Die Stunde der Fledermau s . Dieg o sa ß au f de m Firs t der innere n Bücherpyramide , stum m un d erschöpf t . Ih r nacktes Leben, dachte er, hatten sie noch einmal gerette t . Wa s abe r nun? Wi e sollte n si e hie r j e wiede r herauskommen ? Ohn e da ß sic h die graue n Horde n au f si e stürzten , wi e Wölf e au f da s Lamm . Er fühlt e sic h unsäglic h müde . Ver l asse n un d verlore n . Lebendig begraben , dacht e er , unte r tausen d Tonne n Stei n . Seine Augen tränte n .
I n einige n Schritte n Entfernun g kauerte n di e Ge h ilfe n . Neben ihne n stan d de r Bücherkru g . Qualm stieg daraus auf, grau und nebelzä h . Hernán hatt e de n Kru g geholt , nachde m di e Wächter verschwunden ware n . Di e Facke l dari n wa r nich t meh r zu gebrauchen , ein e Säul e au s Asch e un d Glut . So hatten sie den ganze n Kru g mi t hina b in s Dunke l genomme n . Abe r das kokelnd e Buc h erzeugt e meh r Qual m al s Helligkeit . Und in Diego s Seel e eine n beißende n Schmer z . Es schien ihm ein weiteres Zeiche n . Tiefe r un d tiefe r rutscht e e r hinab . Schlächter, Bocksfuß , Höllenknecht . De r f ü r de n Teufe l da s Feue r schürte .
Zumindes t hatte n si e ihre n Hunge r stille n könne n . Gierig waren die Gehilfen über die Speisen der Priesterinnen hergefalle n . De r Pate r hatt e nu r ei n paarma l i n ein e Tortilla gebisse n . Vo r de m Geruc h de s kalte n Fleisch s ekelt e ihn . Lieber hatte er sich an den Krug Maisbier gehalten, der aus dem Bündel aufgetauch t war , mi t Tücher n umwunde n un d sorgsam verpfropft . Wohlgetan, Siyil. E r hatt e de n Kru g i n zwe i Zügen geleer t . Sei n Durs t wa r gelöscht , doc h di e Spannun g i n seinem Inner n blieb .
»Gehe n wi r .« Sein e Stimm e widerhallt e vo n der Mauerschräge über ihne n . »Die Stufen hinab. Achtet auf eure Köpf e .«
Un d au f eur e Seele n . E r sagt e e s nicht . Yaxtun schulterte das Bünde l . De r Pate r hockt e sic h au f di e Trag e . Hernán reicht e ihm di e Am p hore . Mit dem Qualm stieg ein widriger Geruch auf, nac h Mode r un d Stau b . Al s schmor e ein e Mumi e a m Grun d des Krug s .
Die Trage wurde angehobe n . Herná n und der Fallensteller sprange n di e Stufe n hinab . Leichtfüßi g noc h immer , ihr e Köpfe kau m gesenk t . Fü r ihr e Statur war die Mauer über ihnen nur weni g z u tie f .
Blo ß ic h stoß e hie r überal l an , dacht e de r Pate r . Vogelscheuche, Holzmensc h . Kei n Wunder , da ß si e dich verabscheue n un d verfolge n . Selbstha ß quol l i n ih m empor ,
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