Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Maya Priesterin

Die Maya Priesterin

Titel: Die Maya Priesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
Vom Netzwerk:
m meh r al s di e Grundmauern stehengebliebe n . Das einstige Holzhaus daneben ein Haufen schwarze r Bretter , überwucher t vo n frische m Grü n . Höllengrün, dacht e de r Pater . Noc h hatt e e r nich t di e Kraf t a u fgebracht , in de r Asch e un d de n Trümmer n z u stocher n . Nac h Hinweise n auf die Brandstifter oder zumindest nach brauchbaren Überreste n . Wi e e s aussah , besaße n si e n ich t einma l ei n Kruzifix , vo r dem die Gemeinde beten konnte. Fall s e s ein e solch e Gemeind e hie r drauße n gab . Ode r jemal s gebe n würd e . Sollten sie überhaupt di e Mühsa l au f sic h nehmen , di e Kapell e wiederaufzubaue n und ei n neue s Holzhau s z u errichten ? Nicht s erschie n ih m i n diesem Augenblic k widersinniger , al s diese n götzengläubige n Wilden di e Botsc h aft des Gekreuzigten zu predige n . Zu m Dan k würden si e ih m da s Fleisc h vo n de n Knoche n schabe n un d i n kleinen Stücke n a n ihr e rüsselnasige n Götze n ver f ü tter n .
    Nein, es war mehr als unwahrscheinlich, daß heute am Cenote di e Mächt e de s Himmel s eingegriffe n h a tte n . Und doch war die »silberne Frau« eigens vom Himmel herabgeflogen, um sie aus de r Gewal t ihre r Peinige r z u befreie n . Ode r jedenfall s vom Wipfe l de r himmelhohe n Ceiba , die , lau t Cristóbal , be i den May a sei t jehe r al s heili g galt .
    Che' saanto j . Heilige r Bau m . Zumindest seine Kenntnisse der hiesige n Sprach e wuchse n . Allerding s hätt e sic h Fra y Diego andere Lehrer gewünscht als den Anführer der Mayakrieger, sein e Teufelsprieste r ode r ein e vo m Himme l fallend e Silberfra u .
    T i k 'ab'a ' Ixqui c ... Noc h i m Einschla f en, in der Rundhütte, die Jorg e un d Migue l nebe n de r Ruin e errichte t hatten , grübelt e er übe r de m Mysteriu m ihre r Rettun g . I n unruhige n Träumen versucht e e r di e ganz e Nach t hindurch , i n da s Gesich t der silbernen Frau zu sehe n . Doch ihre Züge blieben hinter einem schimmernden Schleier verborge n . »I m Name n der Mondgöttin ...« Mi t silberhelle r Stimm e lacht e si e ih n au s .
    E r erwacht e i n de r Morgendämmerun g . Der ganze Urwald wa r erfüll t vo m tausendstimmige n Konzer t de r Vöge l . Diego glit t au s seine r Hängematt e un d tra t au f di e Lichtun g hinau s . Auf einmal durchströmte ihn ein Glücksgefühl, so unerwartet un d kraftvoll , da ß sei n Her z z u klopfe n began n . Tränen traten in sein e Auge n - verrückt , dacht e er , ic h wein e wahrhafti g vor Glück . Noch niemals hatte er Derartiges e rleb t . I m Morgenlicht glitzert e Ta u au f Gräser n un d Blüte n . Ein bittersüßer Duft schwebt e übe r de r Lichtun g . Zwischen den Bäumen flirrten die erste n Sonnenstrahle n . De r Gesan g de r Vöge l klan g wi e ein einziger inbrünstiger Schre i .
    Fü r eine n Momen t glaubt e e r de n Verstan d z u verliere n . Wies o Glück ? Noc h ni e i n seine m Lebe n hatt e e r derar t im Drec k gesteckt . E r würd e hie r verrecken , i n de r wuchernden Hölle, von Speeren niedergestreckt oder von teuflischen Priester n geschlachtet . Abe r sei n Her z hört e einfac h ni cht auf, vo r Glücksgefühl zu rase n . E r wischt e sic h di e Träne n au s den Auge n . »I m Name n de r Mondgöttin ...« Au f einma l mußt e er lache n . Und hörte zugleich die silberhelle Stimme der fliegende n Fra u . I n seine m Inner n ode r irgendw o drauße n im Wal d . I n diese m Momen t schie n ih m beide s ein s z u sei n .
     

2
     
     
    Ein e Hängematt e al s Lagerstatt , daz u sein e Seekiste , di e als Schrank und Stuhl in einem diente. Un d al s behelfsmäßiger Altar, vor dem er niederkniete zum Gebe t . Mönchisc h kar g . Es gefiel ihm soga r . Durc h Ritze n i n d e r Bretterwan d sickert e Licht ei n . Es gab eine Fensterluke mit Verschlag, den er aufstoßen konnte , u m di e Sonn e hereinzulasse n . Wa s allerding s wenig ratsa m war . Draußen lauerten auch die Hitze des Dschungels und die Feuchtigkeit, die alles mit grünem Schl e i m überzo g . Die Fliege n un d de r ewig e Aasgestan k . Vo n Giftschlange n und Raubkatze n gan z z u schweige n . Un d vo n lautlose n Kriegern, dere n Götze n nac h Opferfleisc h gierte n .
    Di e Luk e blie b besse r geschlossen , sagt e sic h Dieg o . Obwohl di e Wänd e seine r Kammer , a ll e Brette r un d Balken , au s denen si e da s Holzhau s errichte t hatten , noc h imme r nac h Rauc h und Asch e roche n . Da s ganz e Hau s wa r schwarz , vo n inne n und auße n .

Weitere Kostenlose Bücher