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Die Maya Priesterin

Die Maya Priesterin

Titel: Die Maya Priesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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s Schlangenhau t gefertig t schie n . Canek. Schwarz e Schlang e . De r wiedergeboren e Gottkönig . Das schwarze Haar floß ihm bis auf die Schulter n . Sein Gesicht mit de n fleischige n Lippen , de r fliehende n Stir n wa r dem Fallsüchtigen zugewand t . Seine Augen unter den schweren Lider n verschleier t wi e i n Trance . Di e ganz e Erscheinun g wirkte bedrohlich , wi e ei n Raubtie r i n Menschengestalt . Anmutig . Unbewuß t . Mordbereit.
    Doc h Graue n malt e sic h auc h i n de n Züge n de s junge n Canek . E r ho b eine n Arm , un d sein e ganz e Gestal t erbebte . Abe r e r ist de r Herrscher ! dacht e Dieg o . De r Gottköni g vo n Tayasal! Wovo r zu m Teufe l fürchte t e r sich?
    »I n de n Kerke r mi t ihnen! « kreischt e de r Lahki n . Selbs t der Fallsüchtig e hiel t fü r eine n Momen t inn e i n seine r Rasere i . »In einem Uina l begehe n wi r di e Wiederkeh r unsere s göttlic h en Canek . Dan n solle n di e Eindringling e z u Ehre n Ahau s geopfert werden!«
    Ei n Murmel n lie f durc h di e Meng e de r knienden Sonnengottpriester . Ein e Lück e öffnet e sic h i n ihre m goldenen Rin g . Di e Wächte r packte n di e Schlinge n u m di e Häls e ihrer Ge f angene n un d z errte n si e hinte r sic h her . Zurüc k i n ihr Verlies . Zwischen Hunderten steinerner Säulen, wuchtig wie die Stämm e de r heilige n Ceib a un d vo n unfaßbare m Ebenmaß . Ächzen d schleppte n Herná n un d Cristóba l den schweren Leib de s Fallenstellers , de r nac h seine r Ra s ere i i n Schla f gesunken war .
    Am Anfang des steinernen Waldes wandte sich Diego noch einma l u m . In der Ferne, am Rand der Lichtung, knieten noch immer die jungen Mönchssoldate n . Ein goldener Kreis, durch di e Hundert e gesenkte r Köpf e schwar z getupft . Doc h d i e Sonne war hinter Wolken verschwunde n . Ihrer Kraft beraubt, saß der Lahki n wiede r zusammengesunke n au f seine m Thro n . Z u seinen Füßen hockte der Canek auf der Plattform, und sie beide starrten ihre n Gefangene n noc h imme r volle r Graue n nac h .
    De r bullig e Wä c hte r zerrt e a n seine m Halsban d . Ergeben wandt e sic h Dieg o u m un d stolpert e weiter . Au s de m Tempel hinau s un d di e himmelhoh e Trepp e hinab . Vo r ihm , unte r ihnen, sowei t da s Aug e reichte , türmt e sic h di e gewaltig e steinerne Mass e vo n Tayasa l . Ei n Uinal , dacht e er . Zwanzig Tage, nach de m Zeitma ß de r May a . Wen n e r bi s dahi n herausfand , wa s den beiden mächtigsten Männern Tayasals derartiges Entsetzen einflößte , blie b ihne n vielleich t noc h ein e letzt e Chance . Wie aber sollte er dieses Geheimnis enträtseln, während er im Kerker de s Lahki n saß?
    Da s Ende , dacht e er . Nicht s hab e ic h verstanden , wi e Tiere werde n wi r hie r all e sterben , vo n unbegreifliche n Mächten zermalmt . Den n nu r eine s stan d noc h fes t fü r ihn . Wen n dieses Heidenreic h ei n Wer k de s Teufel s war , dan n wa r E r unendlich mächtiger , al s di e Christenhei t sic h j e erträume n ließ . Der Fürst diese r Welt .
     

6
     
     
    Di e Trommeln . Schon seit dem Morgengrauen dröhnten sie. Gleichmäßig , träg e . Ei n dunkle s Wummern , de r Pul s eines riesenhafte n Tieres , da s allmählic h erwacht .
    Bere i ts beim ersten Ton der Trommeln hatte sich Hernán tiefer in seinen Winkel zurückgezoge n . Nu r sein e Zähne schimmerte n a b un d a n i m Dunkeln . Mehrfach hatte Fray Diego ih n angesproche n . Doc h de r Mestiz e ga b kein e Antwort . Nicht mi t Worte n . E r keucht e wi e jem a nd, der mit seinen Kräften am End e war .
    Fray Cristo dagegen betete. Hockte in seiner Ecke, die Beine angezogen , di e Händ e au f de n Knie n verschränk t . Murmelnd und psa l m odierend , Stund e u m Stunde , monoto n wi e die Trommel n drauße n au f de m Plat z . Währen d de r F allensteller, wen n e r nich t gerad e i n de r Zang e seine s Krampfe s zappelte, Trommel n un d Todesangst , Gebe t un d Verzweiflun g einfach verschlie f .
    Mittlerweile mochte die Mittagszeit nahe n . Tatsächlic h wa r es ih r zwanzigste r Ta g i m Kerke r de s Lahkin . Gerechne t vo n dem Ta g an , al s sic h de r Fallsüchtig e vo r de m Thro n de s obersten Sonnengottpriester s gewälz t hatte . Zwanzi g Tag e in ununterbrochene r Finsterni s . In einem gemauerten Loch, das scho n sei t de n erste n Stunde n eine r Kloak e glic h . Von pestilenzische m Gestan k erfüllt. Vo n Ko t un d anderem Schmut z . Auc h wen n di e Wächte r a b un d a n eine n

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