Die Maya Priesterin
verwilderte n Bar t . Selbs t jetz t noc h lit t e r unte r Schwindelgefühl . Wagt e e s nicht, sic h umzuwende n un d i n di e Tief e z u sehe n . Au f de n weiten Platz , w o di e tausendäugig e Meng e zusah , wi e si e Stuf e um Stufe nach oben kroche n . Au f de r Trepp e de r Schmerze n und de r Schmac h . Dem Tod entgege n .
E r wa r vollkomme n entkräftet , al s e r endlic h übe r di e oberste Stuf e kroc h . A m Ran d de r Erschöpfun g un d doc h be i kla rem Bewußtsein . Da s erstaunt e ihn . Un d erfüllt e ih n beinah e mit Stol z .
Ein e Plattform , wei t wi e di e Eben e au f de m heilige n Tur m in Sa n Pedro . Er erhob sich und machte mehrere taumelnde Schritt e zu r Mitt e hi n . Dort standen schon Fray Cristo und die anderen , vo n de n Wächter n en g zusammengedräng t . Sein e Brust ho b un d senkt e sic h i n schmerzhafte n Stöße n . Schweiß spritzte ihm aus Bart und Haa r . Mitte n au f de r Plattform , durc h eine weiter e Stuf e noc h höhe r erhoben , saße n de r Lahki n un d der jung e Köni g au f Throne n . Die feierliche Krönung des Canek, dachte Diego, hatte also bereits stattgefunde n . Nu n wollt e man sichergehen , da ß di e Götze n de m neue n Köni g i hre n Segen gabe n . Als o bracht e ma n ihne n zu m Abschlu ß de r Zeremonie noch ein paar Menschenopfer dar. E r dacht e e s ganz mechanisc h . Erst als er neben Fray Cristo trat, sah er den schwarzen Altar, direkt unter der Stufe mit den Throne n .
Di e dre i Opferpriester . Er beobachtete, wie sie sich für die Zeremonie vorbereitete n . Ihre Kopfbedeckungen richteten, schwarze, glän z ende Hauben, die wie Beilklingen geformt ware n . Dan n beganne n si e Messe r un d Äxt e z u sortieren , über de n Alta r gebeugt . Er betrachtete ihre stämmigen Leiber, die kräftige n Hände , mi t Ax t un d Dolc h vertrau t . Noc h imme r fühlte er sich seltsam gelasse n . Emot i onslos und kühl. Als ob er mit de n Schlächter n nicht s z u schaffe n hätte . Ei n zufälliger Augenzeug e seine s eigene n Todes . Offenbar , dacht e er , hatten si e heut e scho n weiter e Opfe r geschlachtet . Zumindest das Schamtuc h de s Größte n de r dre i wa r mi t Blutfleck e n übersä t . Sein e Arm e blutverkrustet , vo n de n Handgelenke n bi s übe r die Ellenboge n . Mi t Blu t verschmier t auc h sei n Haar , da s er hüftlan g tru g . Vielleich t wa r e s de n Opferpriester n verboten, sic h de n kostbare n Saf t vo n de r Hau t un d au s de n Haare n zu wasche n .
Sei n Verstan d arbeitet e s o kla r wi e sei t Woche n nich t mehr . Befrei t vo n Hoffnun g un d Angs t . Er stand im Kreis seiner Gefährten , nack t un d zerschunden , di e Händ e au f de m Rücken verschnür t . Doc h e r berauscht e sic h förmlic h a n de r Klarheit seines Geistes. A n seine r Gefaßtheit , di e ih m selbst bewundernswer t erschie n . Bi s e r de n Blic k de s Lahki n spürt e .
De r greis e Hoheprieste r sa ß übe r ihm , au f seine m Thro n . Diego mußte den Kopf in den Nacken legen, um den Blick des Lahki n z u erwider n . Mit beinahe allem hatte e r gerechnet , mit Genugtuun g ebens o wi e Hoh n . Doc h wa s e r stat t desse n i n den Zügen des Priesters entzifferte, war blanke Angs t . Jene s Grauen, maßlos und unerklärlich, das er schon damals in der Miene des Lahki n entdeck t hatte , al s sic h de r Fallsüchtig e v o r ih m am Bode n wan d . Un d wiede r fragt e sic h de r Pater : Graue n wovor?
Er würde es nicht mehr herausfinde n . Händ e packte n ih n bei de n Schulter n un d zerrte n ih n fort . Noch haftete sein Blick an de n schreckverzerrte n Züge n de s Lahki n . D a la g e r bereit s auf de m schwarze n Altar . Die Brust emporgewölbt, die Gliedmaßen herabhängen d . Ih m z u Kop f un d Füße n kniete n di e beiden kleinere n Opferprieste r un d hielte n sein e Händ e un d Füß e fes t . Sei n Her z setzt e fü r m ehrer e Schläg e aus , al s ei n Zeiche n auf sein e link e Brus t g ekrakel t wurde .
Der rote Voge l . E r erinnert e sic h a n da s Zeichen , da s die Prieste r vo n K'ak'as - 'ic h au f Cristo s Brus t gemal t hatte n . Plötzlich setzten die Trommeln wieder ein, träge wie der Puls eine s schläfrige n Tiers . E r spürte , wi e de r dritt e Prieste r i hm etwa s unte r de n Rücke n schob . Ei n Band , mi t scharfe m Ruck zo g e r e s unte r ih m hindurc h . Dieg o ho b de n Kop f . O mei n Got t . Da s weiß e Ban d . Nich t auc h noc h dies e Demütigung , dacht e er . De r Priester , de r
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