Die Maya Priesterin
Teufelspriesters, dacht e er . Ei n obszöne s Röckchen , unte r de m e r nicht s al s seine nackte Haut tru g .
Schar f beobachtet e e r de n Lahki n . Und wenn sie ihn verhöhnt hatten ? De r greis e Hoheprieste r hatt e sic h wiede r erhobe n . Er stan d i m Krei s seine r sonnengel b gewandete n Priester , mit dene n e r sic h tuscheln d beriet . Auf einmal schien es ihm möglich , da ß de r Lahki n sic h verstell t hatte . Ebenso wie der jung e Köni g . Ein Pferdegottpriester? Wieso eigentlich Pferdegott ? Lächerlich ! Wil d sa h e r u m sic h . Zu seinen Füßen kauerten noch immer seine Gefährte n . I n schlicht e weiße Tunike n gewandet , di e m a n ihne n soebe n zugeteil t hatte . Über ihre n Köpfen , au f de r höchste n Stufe , sa ß de r Cane k wiede r auf seine m Thro n . Di e schwere n Lide r hal b gesenkt , sein e Augen verschleiert , al s schau e e r geradeweg s i n ein e ander e Welt .
Nun wandte sich der Hohepriester um u n d ka m mi t düsterer Mien e au f ih n z u . Was würde er sagen? Was befehlen? Daß der weiß e Man n neuerlic h au f de n Opferstei n z u werfe n sei ? Weil sich herausgestellt habe, daß er doch kein Pferdegottpriester war? »Habt die Gnade, mir zu folgen, Bruder Pferd.« Die Anrede verblüffte ihn so sehr, daß er lediglich die Augen aufriß.
»Noch einmal bitte ich Euch, verzeiht unseren Irrtum. Daß wir Euch opfern wollten. Alle Schuld liegt bei mir. Ich hätte erkennen müssen, wer Ihr seid, Bruder Pferd.«
Diesma l schafft e e r e s zumindest zu nicke n . Die Augen noch immer weit aufgerissen, sein Gesicht in krampfhaftem Grinsen verzerrt.
»Die Gottheit.« Der Lahkin senkte den Kopf. Eine Schuld schien auf ihm zu lasten. Seine Lippen bewegten sich. Offenbar rang er um Worte. »Bei der he iligen Himmelsschlange«, stieß er endlich hervor. »Euer Gott ist tot!«
»Gott.« Er wiederholte es, ohne zu begreifen. »Tot.« Stumpfsinnig wie das Echo in den Schluchten von Beja.
»Es war im Katun Vier Zotz, Bruder Pferd. Präzise gesprochen, am Kin Sieben Ahau Acht Mac, regiert vom sechsten Herrn der Nacht.« Nun brachen die Worte nur so aus dem Hohepriester hervor. Seine Augen begannen zu leuchten. Sonderbar exakte Gesten untermalten seine Rede, die jedoch unverständlich war. »So schrieb es das Volk. Die Bauern und die einfachen Krieger. Nach der Zählung, die wir Edelleute seit jehe r bevorzugen , wa r e s i m elfte n Baktun , fünfzehnte n Katun, vierte n Tu n un d dritte n Uina l de r nullt e Ta g .«
De r nullt e Tag . Nu r z u ger n hätt e e r gewußt , wovo n dieser klein e alt e Man n ü berhaup t redete . Auf den Fersen wippend stan d e r vo r ihm , au f de m Dac h diese r ungeheuerlichen Pyramide , un d ei n Stro m vo n Zahle n entquol l seine m Mun d .
»Siebe n weiß e Männe r suchte n a n jene m Ta g de n Cane k auf . Unsere n unsterbliche n Gottkönig , desse n zwölfte Wiederverkörperun g damal s übe r Tayasa l herrscht e .« E r deutete ein e Verbeugun g an , i n Richtun g de s Thron s . »Da s ehrwürdige Pfer d befan d sic h i n ihre r Begleitun g . Niemals hatten unsere Vorfahren ein Wesen wie dieses gesehe n . Vo n mächtiger Gestalt , mi t glänz e n d schwarze m Fell . Großäugi g zu m Zeichen, da ß diese r Gotthei t nicht s entging . Nich t di e geringsten Regunge n de r Sterbliche n . Doc h de r Pferdegot t wa r nich t bei volle n Kräfte n . Sein rechter Vorderfuß lahmte. Un d s o bate n die weiße n Männe r unsere n Cane k u m E r laubnis, den Pferdegott in Tayasa l lasse n z u dürfen , bi s e r wiede r genese n se i . Nich t lange, un d si e würde n zurückkehre n un d ih n wiede r abhole n .«
Allmählic h gewan n Dieg o sein e Fassun g zurück . Bi s hierher stimmt e di e Geschicht e de s Hohepriester s mi t Do n Ra m óns Aufzeichnunge n überein . Allerding s mi t eine m Unterschied . Vo r 17 2 Jahre n hatt e de r Erobere r Corté s i n Tayasa l ei n lahmes Ro ß zurückgelasse n . Fü r di e Heide n abe r schie n de r Gau l ein veritable r Got t z u sein .
»Die weißen Männer zogen davo n . Di e Edle n vo n Tayasal abe r führte n da s Pfer d mi t alle n Ehre n i n da s Haus , da s eigens fü r di e Gotthei t errichte t worde n war . Dor t häufte n unsere Prieste r di e kostbarste n Opfe r vo r ih m auf , di e wi r besaße n . Silbe r un d Honig . Gol d un d Weihrauc h . Quetzalfedern und Kakao . De r Pferdegot t abe r wa r offenba r scho n z u geschwächt . E r verschmäht e all e Opfe r un d verschie d a m
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