Die Mayfair-Hexen
Himmel sich wieder einmal mit der Erde gepaart habe und daß aus dieser Vereinigung große Magie hervorgegangen sei, wie bei jener ersten Schöpfung. Und erst nach gewaltigem Schmausen und unter mancherlei weihnachtlichen Gesängen wurden in Christi Namen das Opfer dargebracht. Bisweilen war ein Taltos Mutter oder Vater mehrerer solcher Nachkommen, und Taltos paarte sich mit Taltos, und die Opferfeuer erfüllten die Glens; ihr Rauch stieg zum Himmel und brachte einen zeitigen Frühling mit warmen Winden und gutem Regen, der die Feldfrüchte gedeihen ließ.«
Gordon brach ab und wandte sich voller Begeisterung an Ash. »Sie müssen das alles doch auch wissen. Sie könnten uns neue Glieder zur Kette der Erinnerungen geben. Sicher haben doch auch Sie ein früheres Leben gelebt. Sie könnten uns Dinge sagen, die kein Mensch je auf andere Art herausfinden könnte. Sie können klar und kraftvoll davon erzählen, denn Sie sind stark und nicht verwirrt wie meine arme Tessa! Sie können uns dieses Geschenk machen.«
Ash sagte nichts. Aber sein Gesicht hatte sich verfinstert, und Gordon schien sich dessen nicht bewußt zu sein.
Er ist ein Narr, dachte Yuri. Vielleicht ist es das, was die großen Gewaltkomplotte immer brauchen: einen romantischen Narren.
Gordon wandte sich um und sah die anderen an, sogar Yuri, an den er jetzt appellierte: »Verstehen Sie denn nicht? Sicher verstehen Sie doch jetzt, was solche Möglichkeiten für mich bedeuteten.«
»Ich weiß nur«, sagte Yuri, »daß Sie Aaron nichts gesagt haben. Und Sie haben es auch den Ältesten verheimlicht, nicht wahr? Die Ältesten haben nie etwas davon gewußt. Ihre Brüder und Schwestern haben es nie erfahren!«
»Ich sagte doch, ich konnte meine Entdeckungen niemandem anvertrauen, und offengestanden wollte ich es auch nicht. Sie gehörten mir. Außerdem, was hätten unsere geliebten Ältesten denn gesagt – wenn ›gesagt‹ der richtige Ausdruck für ihre endlosen, stummen Korrespondenzen ist? Ein Fax wäre gekommen und hätte mir befohlen, Tessa sofort ins Mutterhaus zu bringen und… Nein! Diese Entdeckung war mein rechtmäßiges Eigentum. Ich hatte Tessa gefunden.«
»Nein, Sie belügen sich selbst und alle anderen«, widersprach Yuri. »Alles, was Sie sind, sind Sie durch die Talamasca.«
»Das ist ein verächtlicher Gedanke! Habe ich der Talamasca denn nichts gegeben? Außerdem war es nicht meine Absicht, unseren Mitgliedern zu schaden. Den Ärzten, die da hineingezogen wurden – ja, damit war ich einverstanden, auch wenn ich selbst dies niemals vorgeschlagen hätte.«
»Sie haben also Dr. Samuel Larkin ermordet?« fragte Rowan mit ihrer dunklen, ausdruckslosen Stimme.
»Larkin, Larkin… ach, ich weiß nicht. Ich bin verwirrt. Wissen Sie, meine Helfer hatten ganz andere Vorstellungen als ich, wenn es um die Frage ging, was notwendig sei, um die ganze Angelegenheit geheim zu halten. Man könnte sagen, ich habe mich den waghalsigeren Aspekten des Planes gefügt. In Wahrheit kann ich mir gar nicht vorstellen, einen anderen Menschen einfach so umzubringen.«
Er funkelte Ash vorwurfsvoll an.
»Und Ihre Helfer, wie heißen die?« fragte Michael. Sein Ton glich dem Rowans: gedämpft und äußerst pragmatisch. »Die Männer in New Orleans, Norgan und Stolov, haben Sie denen angeboten, sie in die Geheimnisse einzuweihen?«
»Nein, natürlich nicht«, erklärte Gordon. »Sie waren keine richtigen Mitglieder, genauso wenig wie Yuri hier ein Mitglied war. Sie arbeiteten lediglich als Ermittler für uns, als Kuriere und dergleichen. Aber da war die Sache schon… sie war vielleicht ein bißchen außer Kontrolle geraten. Ich kann es nicht sagen. Ich weiß nur, daß meine Freunde, meine Vertrauten glaubten, sie könnten diese Männer mit Geheimnissen und mit Geld an der Kandare führen. Darum geht es ja immer bei der Korruption – um Geheimnisse und Geld. Aber lassen wir dieses Thema. Wichtig ist hier die Entdeckung an sich. Sie ist rein, und sie rechtfertigt alles.«
»Gar nichts rechtfertigt sie!« rief Yuri. »Aus Gewinnsucht haben Sie Ihr Wissen für sich behalten! Ein gemeiner Verräter, der die Archive um seines persönlichen Vorteils willen plündert!«
»Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein«, behauptete Gordon.
»Yuri, lassen Sie ihn weitererzählen«, mahnte Michael leise.
»Wie sind Sie auf den Zusammenhang gekommen?« fragte Rowan. »Zwischen all dem und den Mayfair-Hexen?«
»Ich habe ihn sofort gesehen. Er hatte etwas mit
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