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Die Mayfair-Hexen

Die Mayfair-Hexen

Titel: Die Mayfair-Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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leicht war es Yuri gewesen, und niemand hier hatte gewußt, wo sie zu finden war. Niemand hatte letzte Nacht gesehen, wie sie hereingekommen und auf die Couch gefallen war.
    Natürlich hatte Rowan sie restlos gefangengenommen, und zwar vom ersten Augenblick an, als sie am Nachmittag aufgestanden war und wieder zu sprechen begonnen hatte. Warum hatte Rowan sie gebeten, hier zubleiben? Was hatte Rowan ihr zu sagen, ihr allein, unter vier Augen? Was führte Rowan wirklich im Schilde?
    Rowan fehlte nichts, soviel stand fest. Den ganzen Nachmittag über und bis in den Abend hinein hatte Mona ihr zugesehen, wie sie an Kraft gewonnen hatte.
    Rowan hatte nicht erkennen lassen, daß sie wieder in jenes Schweigen zurückfallen würde, in dem sie drei Wochen lang gefangen gewesen war.
    Im Gegenteil, sie hatte mühelos den Befehl über das Haus übernommen; am späten Abend, als Michael sich schlafen gelegt hatte, war sie noch einmal allein heruntergekommen, um Beatrice zu trösten und sie zu überreden, oben in Aarons a l tem Zimmer zu schlafen.
    Beatrice hatte es widerstrebt, aber schließlich hatte sie g e standen, daß sie genau das am liebsten tun wollte: sich in se i nem Bett, hier im Gästezimmer, zusammenrollen.
    Rowan hatte Ryan in die Bibliothek geholt, und bei offenen Türen, so daß jeder, der Lust hatte, zuhören konnte, hatten sie zwei Stunden lang alles besprochen, von den Plänen zu Ma y fair Medical bis zu Einzelheiten, die das Haus betrafen. Rowan hatte Michaels medizinische Unterlagen einsehen wollen. Ja, er wirkte jetzt so gesund wie an dem Tag, als sie ihn kennen gelernt hatte. Aber Rowan brauchte die Unterlagen, und er hatte nicht streiten wollen und sie an Ryan verwiesen.
    »Aber was ist mit deiner eigenen Genesung? Die Familie will, daß auch du dich testen läßt, weißt du«, hatte Ryan eben gesagt, als Mona hereinkam, um ein letztes Mal gute Nacht zu sagen.
    »Ich habe keine Zeit für die Tests«, hatte Rowan gesagt. »Es gibt viel wichtigere Dinge. Zum Beispiel, was habt ihr in Houston gefunden, als ihr den Raum geöffnet habt, in dem Lasher mich gefangengehalten hat?«
    An dieser Stelle hatte Rowan sich unterbrochen, weil sie Mona bemerkt hatte.
    Sie hatte sich erhoben, als habe sie eine wichtige Erwachsene zu begrüßen. Ihre Augen glänzten wieder, und ihr Blick war nicht mehr kalt, sondern vielmehr ernst – ein bedeutsamer Unterschied.
    »Ich will nicht stören«, hatte Mona schläfrig gesagt, »aber ich mag nicht mehr nach Hause in die Amelia Street. Ob ich wohl hier bleiben kann?«
    »Das möchte ich sogar«, sagte Rowan, ohne zu zögern. »Ich habe dich stundenlang warten lassen.«
    »Ja und nein«, sagte Mona; sie war sowieso lieber hier als zu Hause.
    »Das ist unverzeihlich«, sagte Rowan. »Können wir uns morgen früh unterhalten?«
    »Yeah, natürlich.« Mona zuckte erschöpft die Achseln. Sie redet mit mir wie mit einer erwachsenen Frau, dachte sie, und das ist mehr, als sonst jemand hier tut.
    »Aber du bist eine Frau, Mona Mayfair«, hatte Rowan da g e sagt und unverhofft sehr vertraulich gelächelt. Und dann hatte sie sich gleich wieder hingesetzt und ihr Gespräch mit Ryan wieder aufgenommen.
    »Es müßten Papiere da gewesen sein, in meinem Zimmer in Houston, ganze Stöße von bekritzeltem Papier. In seiner Handschrift – Genealogien, die er verfaßt hat, bevor seine Erinnerung verfiel…«
    Junge, hatte Mona gedacht und sich möglichst langsam entfernt, ausgerechnet mit Ryan redet sie über Lasher; Ryan bringt diesen Namen immer noch nicht über seine Lippen, und jetzt muß Ryan sich mit knochenharten Beweisen für etwas abgeben, was er immer noch nicht akzeptieren kann. Papiere, Genealogien, schriftliche Aufzeichnungen des Monsters, das seine Frau Gifford ermordet hat.
    Das letzte, was sie gehört hatte, war, wie Ryan mit angespannter Stimme erklärte, daß alles aus Houston untersucht und katalogisiert worden war.
    Mona erinnerte sich, wie die Sachen bei Mayfair und Mayfair eingetroffen waren.
    Sie erinnerte sich, daß sein Geruch aus den Kisten gedrungen war. Und hin und wieder konnte sie diesen Geruch immer noch im Wohnzimmer wahrnehmen, aber er war jetzt fast verschwunden.
    Sie hatte sich dann auf die Couch fallen lassen, zu müde, um noch weiter darüber nachzudenken.
    Inzwischen waren alle anderen gegangen. Lily schlief oben, in Beatrices Nähe. Michaels Tante Vivian war wieder in ihre e i gene Wohnung in der St. Charles Avenue gezogen.
    Das Wohnzimmer war leer gewesen;

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