Die McDermotts 01 - Niemals
sie ihm in einem gemächlicheren Tempo folgte.
Als sie an ihrem Handtuch ankam, hatte Callan sich bereits angezogen.
»Bis später, Sprosse«, verabschiedete er sich, vermied es jedoch, sie dabei anzusehen.
»Bis später.« Sie schaute ihm nach, bis er ein paar Schritte weit entfernt war, dann rief sie ihm hinterher: »Ach übrigens, McDermott …«
Er drehte sich um. »Ja?«
»Ich hatte nicht wirklich die Absicht, zu gehen.«
Am Abend lag Joyce lange wach im Bett. Es war ein schöner Nachmittag gewesen, sie hatte sich in Callans Gesellschaft wohlgefühlt, und ihr war bewusst geworden, dass er eigentlich gar nicht so raubeinig war, wie er sich gab.
Sie musste lächeln, als sie daran dachte, wie er sich bei ihr entschuldigt hatte. Obwohl sie ahnte, dass er es vermutlich nur aus Pflichtschuldigkeit gegenüber ihrer Großmutter getan hatte, konnte sie ihm doch nicht länger böse sein. Außerdem hatte sie tatsächlich nicht vorgehabt abzureisen, zumindest nicht sofort. Im Prinzip genoss sie die kleinen Kabbeleien mit ihm, selbst wenn er dabei teilweise übers Ziel hinausgeschossen war.
Sekundenlang erinnerte sie sich an den Moment im See, als sie ihm so nahe gewesen war, und ein wohliges Kribbeln zog durch ihren Bauch. Wehmütig stellte sie fest, dass sie sich beinahe aufs Neue in ihn verlieben könnte, sofern da nicht die Gewissheit wäre, dass er ständig hinter jedem Rock her war, so wie vermutlich heute Abend auch.
Eine Verabredung, gingen ihr seine Worte durch den Kopf. Die Tatsache, dass es bereits auf Mitternacht zuging und er immer noch nicht zu Hause war, ließ keinen Zweifel daran, dass er sich mal wieder irgendwo austobte, und dass es besser war, sich nicht in die Kerben auf seinem Bettpfosten einzureihen.
12
Als Callan um sieben Uhr morgens auf der Porter-Ranch eintraf, fühlte er sich mehr als zerschlagen. Erneut hatte er die Nacht auf Jordans Sofa verbracht, nachdem er seinen Kummer in der Cactus-Bar im Whiskey ertränkt hatte. Dieses Mal war jedoch nicht körperliches Versagen die Ursache für seine Frustration gewesen, sondern der Umstand, dass er sich vor Joyce zum kompletten Idioten gemacht hatte.
Er hätte sich schließlich denken können, dass dieses kleine Biest nur pokerte, um ihn in die Knie zu zwingen, und genau das hatte sie auch geschafft. Wäre er nicht so blöd gewesen, sofort bei Rose anzurufen, nur weil er ein schlechtes Gewissen gehabt hatte, hätte er sich nie zu dieser peinlichen Entschuldigung herablassen müssen. Vermutlich amüsierte Joyce sich köstlich über ihn, nicht umsonst hatte sie ihm unter die Nase gerieben, dass sie gar nicht abreisen wollte.
Wütend stapfte er zu den Unterkünften, holte sich frische Wäsche aus seinem Zimmer und stellte sich anschließend unter die kalte Dusche, um einen klaren Kopf zu kriegen. Das hast du gut gemacht, McDermott, dachte er zynisch, während er nach einer Weile langsam das heiße Wasser aufdrehte. Jetzt musste er halbwegs freundlich zu Joyce sein, damit sie nicht abreiste, gleichzeitig aber auch seine körperlichen Reaktionen unter Kontrolle halten. Egal wie er es drehte und wendete, der Ärger mit Rose war vorprogrammiert, er hatte also die Wahl zwischen Strick oder Pistole.
Ihm fiel der Augenblick im See wieder ein, als Joyce ihm so nahe gewesen war. Sofort geschah genau das, was vor vier Tagen im Motel ausgeblieben war, und was er im Zusammenhang mit Joyce allerdings gar nicht gebrauchen konnte. Fluchend schlug er mit der Faust gegen die Kacheln, stellte das heiße Wasser ab und blieb unter dem kalten Strahl stehen, bis sich sein verräterischer Körper beruhigt hatte. Er stieg aus der Dusche, trocknete sich ab und zog sich an, während er ein inniges Gebet zum Himmel schickte, dass Rose hoffentlich bald zurück sein würde.
Die nächsten drei Tage verliefen ohne weitere Zwischenfälle. Callan bemühte sich nach wie vor, Joyce aus dem Weg zu gehen, doch natürlich ließ sich der Kontakt nicht völlig vermeiden. Sie sahen sich zu den Mahlzeiten, die jedoch friedlich und in entspannter Atmosphäre verliefen. Joyce nahm auch weiterhin an den Ausflügen teil, sofern es ihre Zeit zuließ, bildete aber meistens mit Reece oder Logan das Schlusslicht der Gruppe, während Callan vorneweg ritt.
Als sie am Mittwochnachmittag von ihrem Ausritt zurückkehrten, erinnerte Callan die Gäste noch einmal daran, dass am Abend das Baseballspiel der ‚San Antonio Missions‘ gegen die ‚Springfield Cardinals‘ stattfand. »Wer Lust hat,
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