Die McDermotts 01 - Niemals
Dollar‘, da bekommen wir alles, was wir brauchen«, erklärte er. »In Stillwell ist die Auswahl doch sehr begrenzt.«
Nach etwa einer halben Stunde erreichten sie ihr Ziel. Sie nahmen einen der großen Einkaufswagen und arbeiteten sorgfältig die Liste ab, die Rose Callan telefonisch durchgegeben hatte. Erstaunlicherweise verlief der Einkauf äußerst friedlich, und Joyce stellte fest, dass es ihr sogar ziemlichen Spaß machte. Callan war locker und entspannt, sie alberten ein bisschen herum, während sie durch die scheinbar endlos langen Gänge des Supermarkts liefen, und sie fragte sich, warum es zwischen ihnen nicht immer so sein konnte.
Joyces gute Stimmung geriet jedoch wieder ins Wanken, als sie an der Fleischtheke anstanden, und eine junge Frau, die direkt vor ihnen in der Reihe stand, begann, mit Callan zu flirten. Natürlich sprang er sofort darauf an, und nachdem Joyce das Geplänkel der beiden eine Weile schweigend verfolgt hatte, hatte sie die Nase voll.
»Ich gehe schon mal nach den übrigen Sachen schauen«, erklärte sie genervt.
Sie nahm ihm die Liste aus der Hand, packte den Einkaufswagen und ließ Callan einfach stehen. Als sie ein paar Minuten später um eine Ecke bog, fiel ihr Blick auf zwei grauhaarige, ältere Damen am Ende des Ganges. Granny, durchfuhr es sie entgeistert, das kann doch nicht sein.
Im gleichen Augenblick tauchte Callan hinter ihr auf und lenkte sie ab. »Danke, dass du abgehauen bist«, fuhr er sie an und warf das Fleisch in den Wagen. »Wenn du nur einmal das tun würdest, was man dir sagt, hätten wir wesentlich weniger Ärger miteinander.«
»Und wenn du nur einmal nicht der Sklave deiner Hormone wärst, ebenfalls«, gab sie sarkastisch zurück.
Sie drehte sich um und wollte sich davon überzeugen, dass ihre Augen ihr einen Streich gespielt hatten, da verschwanden die beiden Frauen gerade um die Ecke. Spontan wollte sie hinterherlaufen, doch Callan hielt sie am Arm fest.
»Wo willst du jetzt schon wieder hin?«
»Ich glaube, ich habe eben da hinten Granny gesehen«, sagte sie aufgeregt und versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien.
Sekundenlang schaute er überrascht, packte sie dann jedoch umso fester. »Du weißt genau, dass das nicht sein kann«, wehrte er rasch ab.
»Verdammt, lass mich los, McDermott«, fauchte sie und zerrte an ihrem Arm.
»Du wirst schön hierbleiben«, knurrte er, »ich habe keine Lust, dich dauernd zu suchen.«
»Und ich habe keine Lust, mich dauernd von dir bevormunden zu lassen«, funkelte sie ihn an und gab ihm unvermittelt einen heftigen Stoß vor die Brust.
Überrascht von diesem Angriff machte er einen Schritt nach hinten, stieß dabei gegen eine kunstvoll aufgetürmte Pyramide aus Konservendosen, und mit lautem Geschepper fiel das Ganze in sich zusammen. Sämtliche Leute ringsum fuhren herum und warfen ihnen interessierte Blicke zu.
Einen Moment starrten sie sich erschrocken an, dann kam bereits ein sichtlich aufgeregter Mitarbeiter des Supermarkts angelaufen.
»Lassen Sie nur, ich mache das schon«, wehrte der Mann ab, als Callan sich bücken wollte, um ihm beim Einsammeln der umherrollenden Dosen zu helfen.
»Tut mir leid«, murmelte Callan verlegen. Hastig griff er nach dem Einkaufswagen und packte Joyce, die inzwischen ein erheitertes Grinsen im Gesicht hatte, erneut am Arm. Kopfschüttelnd zerrte er sie hinter sich her den Gang entlang. »Das war der erste und der letzte Einkauf, den ich mit dir zusammen gemacht habe«, brummte er vorwurfsvoll, doch sie hatte den Eindruck, dass er sich nur mühsam das Lachen verkniff.
»Jetzt komm schon, McDermott«, sagte sie amüsiert, »gib zu, dass du es gar nicht so schlimm findest.«
Er seufzte leise, grinste dann jedoch. »Zumindest eines muss ich dir lassen, Sprosse, langweilig wird es mit dir nicht.«
Wenig später hatten sie die Einkäufe im Wagen verstaut und waren auf dem Rückweg nach Stillwell. Die Stimmung war einigermaßen entspannt, sie sprachen miteinander über das Barbecue, aber Joyce war mit ihren Gedanken nicht bei der Sache. Die Begegnung im Supermarkt schwirrte ihr immer noch im Kopf herum.
»Ich könnte schwören, dass diese Frau wie Granny ausgesehen hat«, murmelte sie nach einer Weile nachdenklich.
»Jetzt vergiss das doch«, erwiderte Callan unbehaglich, »du weißt genau, dass Rose im Krankenhaus ist. Wie sollte sie also dort im ‚Family Dollar‘ gewesen sein?«
»Ja, ich weiß. Trotzdem – sie war ihr wie aus dem Gesicht geschnitten«,
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