Die McDermotts 01 - Niemals
Mittwochnachmittag rief Darren an, um sich für den Abend mit ihr zu verabreden, doch sie hatte inzwischen keinerlei Lust mehr, mit ihm auszugehen und redete sich mit Arbeit heraus. Als sie nach dem Abendessen gerade mit Geschirrspülen fertig war, hörte sie draußen ein Auto vorfahren. Sie eilte zur Tür und sah zu ihrer Überraschung Darren aufs Haus zukommen.
»Hallo«, lächelte er ihr entgegen, »ich dachte, wenn du zu beschäftigt bist, um wegzugehen, komme ich dich eben besuchen.« Er schwenkte eine Flasche Wein in der Hand. »Ich habe uns etwas zu trinken mitgebracht.«
Obwohl Joyce das Ganze überhaupt nicht gefiel, konnte sie ihn schlecht wieder wegschicken, ohne unhöflich zu erscheinen, also bat sie ihn herein. Sie bot ihm einen Platz an, holte zwei Gläser und wenig später saßen sie auf dem Sofa und unterhielten sich. Abwesend versuchte sie, auf sein Geplauder einzugehen, und musste dabei ständig an Callans Ermahnungen denken.
»Hast du dich denn jetzt mal nach den Gutachten erkundigt?«, fragte Darren auf einmal beiläufig und sie wurde hellhörig.
»Ja, aber ich kenne mich mit diesen Dingen kaum aus«, sagte sie ausweichend.
»Wird es eine Probebohrung geben?«
»Keine Ahnung«, erwiderte sie achselzuckend und fügte dann misstrauisch hinzu: »Warum interessiert dich das so sehr?«
»Nun, mir gehört eine kleine Erdölfirma und ich hatte gehofft, vielleicht mit deiner Großmutter ins Geschäft zu kommen«, erklärte er lächelnd. »Wenn es so weit ist, könntest du ja eventuell ein gutes Wort für mich einlegen.«
Das ist es also, dachte Joyce, und obwohl ihr diese Tatsache gar nicht behagte, musste sie zugeben, dass Callan wohl recht gehabt hatte.
»Warum wendest du dich nicht an Callan?«, wollte sie dann wissen. »Er kann dir sicher mehr über den Stand der Dinge sagen.«
Darren zögerte. »Nun, ehrlich gesagt sind Callan McDermott und ich nicht gerade die besten Freunde.«
Fragend hob Joyce die Augenbrauen. »Ach – und weshalb?«
»Ich will nicht schlecht über ihn reden, schließlich hat deine Großmutter ihn eingestellt«, druckste Darren herum. »Aber wir sind in der Vergangenheit aneinandergeraten, weil er versucht hat, mich über den Tisch zu ziehen. Er ist ein Gauner, ich traue ihm nicht und ihr wärt gut beraten, das auch nicht zu tun, zumindest nicht, wenn es um die Ölquelle geht. Immerhin arbeitet er noch nicht lange hier auf der Ranch und ich kann mir denken, warum er hier ist.«
»Oh, das ist gut zu wissen«, murmelte Joyce zurückhaltend, während sie überlegte, ob sie ihm das glauben sollte. Sie sah Callans offenes, ehrliches Gesicht vor sich und schüttelte unmerklich den Kopf. Nein, unmöglich, so etwas würde er nie tun. Er war vielleicht ein Casanova, doch er würde niemanden betrügen oder übers Ohr hauen.
Abrupt stand sie auf. »Ich bin ziemlich müde, ich denke, du solltest jetzt gehen.«
»Aber … aber ich bin doch gerade erst gekommen«, stammelte er verblüfft.
»Ich bin wirklich sehr müde«, betonte sie noch einmal und ihr Ton war ein wenig schärfer als beabsichtigt.
»Gut«, sagte er verletzt und sein freundliches Lächeln wich einer beleidigten Miene, »wie du willst.«
Er stand auf und Joyce brachte ihn zur Tür.
»Gute Nacht«, verabschiedete sie sich von ihm.
»Sehen wir uns am Freitag beim Tanz?«
»Vielleicht«, erwiderte sie ausweichend.
Seine Augen wirkten auf einmal kalt und abschätzend. »Na dann, gute Nacht. Und ich rate dir, vorsichtig zu sein.«
Es klang wie eine Drohung und unwillkürlich lief ihr ein eisiger Schauer über den Rücken. Abwartend blieb sie auf der Veranda stehen, bis er davongefahren war und als die Rücklichter seines Wagens in der Dunkelheit verschwunden waren, atmete sie erleichtert auf. Darrens Worte hatten ein beklemmendes Gefühl hinterlassen, sie bereute jetzt zutiefst, dass sie nicht eher auf Callan gehört hatte. Automatisch wanderte ihr Blick hinüber zu den Unterkünften, wo sie den vertrauten, leuchtenden Punkt seiner Zigarette sah. Irgendwie war sie froh, dass Callan da war und für einen kurzen Moment überlegte sie, ob sie zu ihm gehen und ihm von dem Gespräch erzählen sollte. Doch sie hatten Darrens wegen schon genug Ärger miteinander gehabt, es war sicher besser, dieses Thema nicht mehr zu erwähnen.
Frustriert ging sie ins Haus und aus einem unerklärlichen Impuls heraus schloss sie zum ersten Mal seit ihrer Ankunft die Haustür hinter sich ab.
Den Donnerstag verbrachte Joyce wie
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