Die McDermotts 02 - Manchmal
stellte Adrian fest.
Callan nickte. »Ja, das tut sie. Sie ist das Beste, was mir je passiert ist.«
Für einen Moment war es still in dem geräumigen Büro, dann räusperte Callan sich. »Wie gesagt, ich weiß, dass es keine Entschuldigung für mein Verhalten gibt, und ich könnte verstehen, wenn du jetzt nichts mehr mit mir zu tun haben willst.«
Abrupt sprang Adrian auf, durchmaß mit großen Schritten den Raum und blieb schließlich vor der breiten Fensterfront stehen, die Hände in den Hosentaschen vergraben, den Blick ziellos in die Ferne gerichtet.
»Du warst nicht der Einzige«, sagte er schließlich, ohne sich umzudrehen. »Während ich mich hier in der Firma krumm und bucklig geschuftet habe, um Florence ein sorgloses Leben zu bieten, ist sie mit anderen Kerlen ins Bett gestiegen. Ich war ihr zu langweilig, zu ernst, zu spießig, da hat sie sich ihr Vergnügen woanders gesucht.«
»Aber … ich … du hast nie einen Ton davon gesagt«, stammelte Callan verstört.
Sein Bruder fuhr herum, spürbar aufgewühlt. »Was glaubst du wohl, warum nicht? Denkst du, ich war stolz darauf, dass meine Frau sich durch halb Stillwell schläft? Oder meinst du, ich wollte von allen Seiten genauso mitleidig belächelt werden wie unser Vater, nachdem Mutter ihn ständig betrogen hat?« Mit einem bitteren Auflachen schüttelte Adrian den Kopf. »Nein, das habe ich lieber für mich behalten.«
Callan war sichtlich erschüttert. »Und ich habe all die Jahre angenommen,
ich
wäre der Grund für eure Trennung gewesen.«
»Nein, das warst du nicht.« Als Adrian Callans unglückliches Gesicht bemerkte, hob er mit einer hilflosen Geste die Hände, fuhr sich dann durchs Haar und verzog den Mund zu einem schiefen Lächeln. »Ich habe schon lange damit abgeschlossen, und du solltest es ebenfalls tun, du brauchst dir keine Vorwürfe mehr zu machen. Wenn solche Dinge passieren, gehören immer zwei dazu, und du bist schließlich mein Bruder. Ich werde dich also weder rauswerfen, noch werde ich dir kurz vor deiner Heirat das Nasenbein brechen, obwohl du das verdient hättest. Ich möchte doch, dass du auf den Hochzeitsfotos gut aussiehst.« Er zog Callan von der Couch hoch, umarmte ihn fest. »Es ist alles in Ordnung zwischen uns, und falls du mich als Trauzeugen haben willst, würde ich mich freuen«, versicherte er.
»Danke«, murmelte Callan gerührt, »ich bin so froh und es tut mir wirklich unendlich leid.«
»Schon gut.« Adrian schmunzelte. »Wenn du mir versprichst, dass du in Zukunft keine Dummheiten mehr machen wirst, vergessen wir das Ganze.«
»Versprochen«, nickte Callan ernst und fügte dann mit einem kleinen Grinsen hinzu: »Dafür wird Joyce garantiert sorgen.«
2
»Okay, Timmy schläft«, verkündete Callan, als er aus dem vorderen Schlafzimmer kam. »Ich habe mir mit ihm noch eines der alten Kinderbücher deines Vaters angeschaut, und beim Lesen sind ihm die Augen zugefallen.« Mit einem kleinen Grinsen fügte er hinzu: »Und übrigens hat er es sich auf deiner Seite bequem gemacht.«
Jetzt, schoss es Joyce durch den Kopf, jetzt ist der passende Moment. »Callan, ich …«
In der gleichen Sekunde kam Rose Porter, Joyces Großmutter, aus der Küche. »Kinder, setzt euch doch für einen Augenblick mit mir ins Wohnzimmer, ich möchte etwas mit euch besprechen.«
»Granny, muss das ausgerechnet jetzt sein?«, fragte Joyce unwillig.
»Ich weiß, dass ihr wegen der Hochzeit im Stress seid, aber es ist wichtig«, beharrte Rose, während sie in ihrem Schreibtisch herumkramte und schließlich ein Dokument hervorzog.
»Na komm Sprosse, sei nicht schon wieder so störrisch«, schmunzelte Callan und zog Joyce mit sich auf die Couch.
Erwartungsvoll schauten sie die grauhaarige, ältere Dame an.
»Also, ich mache es kurz«, begann sie. »Mit Joyce habe ich ja bereits vor ein paar Wochen darüber gesprochen – ich werde euch die Ranch überschreiben. Ich bin nicht mehr die Jüngste und die ganze Arbeit hier wird mir langsam zu viel. Ich möchte meinen Lebensabend genießen und ziehe zu Millie nach Crystal City, sobald ihr aus euren Flitterwochen zurück seid. Ich weiß, dass bei euch alles in guten Händen sein wird.«
Sie reichte Callan das Schriftstück. Es war eine Schenkungsurkunde, ausgestellt auf die Namen Joyce und Callan McDermott, datiert auf den Tag ihrer Hochzeit.
»Aber … was …«, stotterte er verwirrt, »Rose, das kannst du nicht machen. Was ist mit dem Öl? Hast du eigentlich eine Ahnung, was die
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