Die McKettricks aus Texas: Über alle Grenzen (German Edition)
würde ich es nicht nennen“, erklärte sie. „Obwohl er tatsächlich nicht in bester Stimmung ist.“
„Das ist ja nichts Neues bei ihm“, meinte Tate und setzte seinen Hut wieder auf.
„Neues Pferd?“, fragte Paige mit Blick auf den Anhänger.
Tate nickte, seine Miene wurde grimmig. „Eine kleine Stute, halb verhungert. Laut Auskunft von Libbys Freundin im Tierheim sind Mollys Besitzer weggezogen. Niemand weiß genau, wann. Das Pferd haben sie einfach sich selbst überlassen.“
Ihre Schwester fand ständig ein neues Zuhause für alle möglichen verstoßenen Tiere: Hunde, Katzen, Pferde, Vögel, im Lauf der Jahre sogar für einige Schlangen.
Bevor sie etwas erwidern konnte, erkundigte sich Garrett: „Und, hast du es dir überlegt? Nimmst du den Job an?“
„Du bist nicht viel besser als dein jüngerer Bruder, Garrett McKettrick“, sagte sie lächelnd. „Aber die Antwort lautet: Nein, ich habe mich noch nicht entschieden.“
Tate schenkte ihr das berühmte McKettrick-Lächeln. „Es ist ja auch ein ziemlich schwieriger Auftrag, Austin zu hüten. Nicht jeder ist dafür geeignet.“
Gerade als sie ihren zukünftigen Schwager für seinen Versuch tadeln wollte, sie durch Schmeichelei zu manipulieren, hupte Libby in einer klassischen Corvette hinter ihnen. Libby stieg strahlend aus dem Sportwagen, den Paige noch nicht kannte.
„Was hältst du davon?“, fragte sie Paige und deutete auf das glänzende Fahrzeug.
„Na ja, er ist ziemlich … rot“, antwortete Paige zögernd, lachte dann aber, weil ihre große Schwester so glücklich war.
Währenddessen stieg Libby auf das Trittbrett von Tates Pick-up, damit die beiden sich durch das offene Fenster küssen konnten. Anschließend wandte sie sich wieder an ihre Schwester.
„Wolltest du weg?“, fragte sie.
„Eigentlich nicht“, gestand Paige.
Tate erklärte, er und Garrett würden im Stall sein, und die beiden fuhren weiter.
Mit einem speziellen Leuchten in den Augen sah Libby ihm einen Moment hinterher, bevor sie wieder die Corvette betrachtete. „Den kann ich natürlich nicht gebrauchen“, erklärte sie, „aber eine Testfahrt damit macht Spaß.“
„Warum nimmst du ihn nicht?“, fragte Paige und dachte an den alten Impala ihrer Schwester mit den Rostflecken und dem launischen Motor.
„Da drin ist kein Platz für die Zwillinge“, antwortete Libby. „Und ebenso wenig für Babys, den Hund, Einkaufstüten aus dem Supermarkt oder Futtersäcke …“
„Schon verstanden“, unterbrach Paige sie belustigt und fand sich langsam damit ab, dass sie tatsächlich nirgendwo hinfahren würde. Zumindest vorläufig nicht. Libby stieg in die rote Corvette, startete den Motor und ließ ihn aufheulen.
Kaum war Libby wie ein roter Blitz an ihr vorbeigerast, wendete Paige ihren langweiligen Kleinwagen und fuhr ihrer Schwester hinterher.
Warum sollte sie sich etwas vormachen?
Austin hätte sie wahrscheinlich widerstehen können.
Mit Molly, der geretteten Stute, sah die Sache jedoch schon anders aus.
4. KAPITEL
D er Anblick des Pferdeanhängers trieb auch Austin aus dem Haus. Shep und Harry, Calvins dreibeiniger Beagle, rannten ihm hinterher.
Garrett und Tate nickten ihm zur Begrüßung zu, sagten aber nichts. Sie waren damit beschäftigt, den Neuankömmling abzuladen.
Austin schaute interessiert zu. Er war auf jeden neuen vierbeinigen Heufresser neugierig. Garrett ließ die Rampe des Pferdeanhängers herunter.
Das kleine Pferd lag am Boden des schmalen Anhängers, die anmutigen Beine angewinkelt. Das Tier schien kaum genug Kraft zu haben, den Kopf oben zu halten. Unter dem Dreck und den Kletten war schwarz-weißes Fell erkennbar. Man sah deutlich, dass der armen Kreatur übel mitgespielt worden war. Die Rippen traten wie Leitersprossen hervor.
Austin stieß einen Fluch aus und ging auf den Anhänger zu, als Libby und Paige in ihren Autos ankamen.
Wie auf ein heimliches Stichwort traten Garrett und Tate vom Anhänger zurück und ließen Austin hinauf. Er ging vor dem Tier in die Hocke und streichelte den Hals des Pferds. Das Fell fühlte sich verfilzt an und war feucht vom Schweiß.
„Darf ich dir Molly vorstellen?“, fragte Tate und berichtete knapp von dem Anruf, den Libby von ihrer Freundin im Tierheim erhalten hatte. Er und Garrett waren sofort zu der kargen Weide gefahren, auf der man das Tier anscheinend zurückgelassen hatte. Wie lange es schon dort war, wussten sie nicht.
Ohne Molly aus den Augen zu lassen, hörte Austin sich die
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