Die McKettricks aus Texas: Über alle Grenzen (German Edition)
hundert, so weit wir es bis jetzt überblicken können“, sagte Garrett. „Ein paar wurden auch erschossen.“
Austin fluchte. „Und wann hattet ihr vor, mir das zu erzählen?“
Etwas verlegen scharrte Garrett mit der Stiefelspitze im Staub. „Wir fanden, du hast schon genug Sorgen mit deinem kaputten Rücken.“
„Ich habe hin und wieder Schmerzen“, fuhr Austin ihn wütend an, „aber darum bin ich noch lange kein Invalide. Was hier auf dieser Ranch geschieht, geht mich genauso etwas an wie dich und Tate – auch wenn du das vielleicht nicht wahrhaben willst.“
Tate kam aus dem Stall zurück. Sein Gesicht lag im Schatten der Hutkrempe und war daher nicht zu deuten. Aber Austin vermutete, dass seine Laune noch nicht viel besser war.
Seit wann interessiert dich das, hatte er gefragt.
Was sollte das?
„Tate ist ziemlich besorgt“, sagte Garrett leise. „Und das kann ich ihm nicht verübeln. Viehdiebstahl ist eine Sache, aber das grundlose Töten von Rindern ist etwas ganz anderes. Die Vermutung liegt nahe, dass irgendwer einen Hass auf uns hat, aus welchem Grund auch immer. Wir befürchten, die Sache könnte bald eskalieren.“
Ihr Bruder winkte, ging aber zu seinem Wagen, anstatt sich zu ihnen zu gesellen.
Momentan war Austin das ganz recht, da es ihn maßlos ärgerte, dass die beiden ihn nicht informiert hatten. Na schön, er hatte einen Bandscheibenvorfall und konnte keine Stiere mehr reiten. Und vorläufig würde er auch keine schweren Arbeiten auf der Ranch verrichten können. Nichtsdestotrotz gehörte ein Drittel der Silver Spur Ranch ihm. Darum hatte er das Recht zu erfahren, was innerhalb der Grenzen der Ranch vor sich ging. Und dabei spielte es keine Rolle, ob essich um etwas Gutes oder Schlechtes handelte.
Tate stieg in seinen Pick-up und fuhr los.
Garrett ging zum Haus, und nach kurzem Zögern folgte Austin ihm. Aber die beiden sagten kein Wort mehr.
Drinnen verschwand Garrett in seinem Bereich und Austin in seinem. Er freute sich, Shep dort vorzufinden, der schon auf ihn wartete. Dadurch fühlte er sich nicht mehr ganz so einsam.
Er fütterte den Hund und ging anschließend ins Badezimmer, wo er seine Stiefel wegkickte und sich auszog, um ausgiebig heiß zu duschen.
Der heiße Duschstrahl löste die Verspannungen in seinem Rücken, und nachdem er sich abgetrocknet und frische Sachen angezogen hatte, fühlte er sich wieder wie ein menschliches Wesen. Er kämmte sich die Haare, zog die Stiefel wieder an und ging nach unten.
Shep, der seine Abendration Hundefutter bekommen hatte, begleitete ihn. Austin suchte in dem großen Lagerraum neben der Garage, bis er die Campingausrüstung gefunden hatte. Er nahm einen zusammengerollten Schlafsack, der ein bisschen muffig roch, aus einem der Schränke und kehrte damit in die Küche zurück.
Dort aß er zwei Würstchen direkt aus der Packung und trank die restliche Milch. Das war sein Abendessen. Falls er später Hunger bekommen sollte, konnte er immer noch die Küche plündern. Bevor sie nach El Paso aufgebrochen war, um sich um ihre Nichte und deren Baby zu kümmern, hatte Esperanza Essen für Wochen gekocht und eingefroren.
Es bestand also kaum die Gefahr, dass Austin verhungerte.
Die Schüler-Schauspieler machten gerade eine Pause, und Paige saß mit Julie und Calvin in der vordersten Reihe des kleinen Zuschauerraums. Die drei teilten sich ein Jumbosandwich aus dem Supermarkt.
Paige wollte ihrer Schwester von der kleinen Stute Molly erzählen und wie sanft Austin mit ihr umgegangen war. Aber da Calvin dabei war und einige Kinder aus der Theatergruppesich in Hörweite befanden, schien das keine gute Idee zu sein.
„Hast du dich schon entschieden, ob du den Job annimmst oder nicht?“, fragte Julie, die ihren Teil vom Sandwich aufgegessen hatte. Sie zerknüllte das Einwickelpapier und stopfte es in die Tüte.
„Welchen Job?“, fragte Paige verwirrt.
Aber kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, fiel ihr Garretts Angebot von heute Morgen wieder ein.
„Du wusstest, dass Garrett und Tate mich bitten wollten, Austins Krankenschwester zu spielen?“, fragte sie.
Natürlich hatte sie es gewusst, genau wie Libby. Wahrscheinlich hatten ihre Schwestern sich das alles ausgedacht, damit Paige sich in Austin verliebte, so wie sie beide sich in seine Brüder verliebt hatten. Dann stünde einer Dreierhochzeit nichts mehr im Weg.
Selbst nach einem langen Unterrichtstag war Julies Lächeln noch klar und strahlend. Sie schien unendlich viel
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