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Die Mechanik des Herzens: Roman (German Edition)

Die Mechanik des Herzens: Roman (German Edition)

Titel: Die Mechanik des Herzens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Malzieu
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verschlossen, und ich kann noch so viele Küsse und zärtliche Worte durchprobieren, ich bleibe draußen. Dabei liebe ich es so sehr, den Panzerschrank zu knacken. Ich liebe es, wenn Miss Acacia sich plötzlich mit einem leisen Seufzer öffnet und neben ihrem Mundwinkel ein Grübchen erscheint. Dann brauche ich nur noch zu pusten, und ihr Safe zerspringt in tausend Stücke.
    »Wie zähmt man einen Funken? Gibt es für so was keine Gebrauchsanweisung?«, beklage ich mich bei Méliès.
    »Was du bräuchtest, wäre wohl eher ein Zauberbuch. Aber mach dir keine falschen Hoffnungen, einen Funken kann man nicht zähmen. Willst du dein Feuermädchen etwa in einen Käfig sperren und die traute Zweisamkeit genießen? Sie würde dir die Bude anzünden, und du würdest in den Flammen umkommen, du würdest es nicht mal in die Nähe der Gitterstäbe schaffen.«
    »Ich will sie in keinen Käfig sperren, ich will ihr nur etwas mehr Selbstvertrauen geben.«
    »Zauberei, sag ich doch.«
    »Na ja, ich träumte halt von einer Liebe, so groß wie der Berg, auf dem ich aufgewachsen bin. Aber jetzt brodelt ein Lava spuckender Vulkan in mir.«
    »Sei doch froh, nur sehr wenige Menschen spüren dieses Gefühl jemals.«
    »Kann sein. Aber jetzt, wo ich diese Eruptionen einmal erlebt habe, bin ich süchtig danach! Und wenn Miss Acacias Gefühle für mich abkühlen, stehe ich vor dem Nichts.«
    »Gib dich mit dem zufrieden, was du von ihr bekommst. Auch in meinem Leben gab es einmal eine Frau, die Funken sprühte, und ich kann dir sagen, dass solche Frauen das reinste Gebirgswetter sind: unberechenbar und wechselhaft! Selbst wenn Miss Acacia dich liebt, wirst du sie niemals bändigen.«
    Wir lieben uns im Geheimen. Zusammen sind wir erst dreißig Jahre alt. Im Extraordinarium ist Miss Acacia seit ihrer Kindheit eine berühmte Sängerin, und ich bin der Fremde, der in der Geisterbahn arbeitet.
    Das Extraordinarium ist ein Dorf, jeder kennt jeden, und um uns herum brodelt die Gerüchteküche. Alle Arten von Köchen sind vertreten: Neider, Mitfühlende, Sittenwächter und Moralapostel, Kleingeister, Freidenker und Ratgeber mit den besten Absichten.
    Ich schere mich nicht um das Geschwätz und würde Miss Acacia am liebsten Tag und Nacht küssen, aber sie will unbedingt verhindern, dass irgendwer von unserem Geheimnis erfährt.
    Anfangs gefiel uns das Versteckspiel, wir fühlten uns verwegen wie Piraten und genossen das magische Gefühl, der Welt zu entfliehen.
    Aber wenn der Blitz erst einmal eingeschlagen ist und die Verliebtheit immer noch andauert, kommt man sich vor wie ein Ozeandampfer in einer Badewanne. Man braucht Platz, viel Platz. Auch Mondsüchtige sehnen sich irgendwann nach Sonnenschein.
    »Ich will dich vor aller Augen küssen. Was ist schon dabei?«
    »Mir wäre es doch auch lieber, wenn wir uns bei Tageslicht küssen und wie alle anderen verhalten könnten, anstatt uns immer verstecken zu müssen. Aber nur so sind wir vor dem Geschwätz der Leute sicher. Wenn Brigitte Heim von unserem Geheimnis erfährt, können wir unsere gemeinsamen Nächte vergessen.«
    Ihre Worte sind wie Bonbons, die sie mir verstohlen in die Hosentasche schiebt. Wie gern würde ich sie mir alle gleichzeitig auf der Zunge zergehen lassen. Aber von Mal zu Mal finde ich es unerträglicher, wenn Miss Acacia kurz vor dem Morgengrauen in den dunklen Nischen der Nacht verschwindet. Das Klappern ihrer Absätze klingt wie das Ticken einer Uhr, das den Takt vorgibt, in dem sie sich von mir entfernt. Ich wälze mich schlaflos im Bett herum, bis mein Rücken wehtut und mir die ersten Sonnenstrahlen und das Vogelzwitschern bedeuten, dass es Zeit zum Aufstehen ist.
    Mit jedem Monat, der vergeht, wird unsere Liebe stärker. Sie will sich nicht mehr nur von den Nächten nähren, sie braucht Sonne und Wind und Kalzium für die Knochen. Ich will die Maske der romantischen Fledermaus ablegen. Ich sehne mich nach tageslichttauglicher Liebe.
    Fast ein Jahr nachdem wir zum ersten Mal Feuer gefangen haben, hat sich immer noch nichts verändert. Es geht weder vor noch zurück. Miss Acacia hat immer noch Angst, sich mit mir im Sonnenlicht zu zeigen, und ich kann ihr die Angst nicht nehmen. Méliès rät mir, Geduld zu haben. Voller Leidenschaft erkunde ich die Mechanik ihres Herzens, ich versuche, mit Schlüsseln der Zärtlichkeit klemmende Schlösser zu öffnen, aber manche sind offenbar für alle Zeiten verriegelt und verrammelt.
    Mittlerweile ist meine funkensprühende Sängerin

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