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Die Medica von Bologna / Roman

Die Medica von Bologna / Roman

Titel: Die Medica von Bologna / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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und wenn der nächtliche Inkubus dennoch kommt, so lasse sie erwachen, auf dass er nicht mit ihr der Lust frönen kann, denn wache Weiber, die fliehet er …«
    Und sie redete weiter in seltsamen, haarsträubenden Wendungen: »… Carla ist keine Hexenmeisterin in einem Hexenmeister, Herr, sie ist Scheide und kein Schwert, sie ist in ihrem ganzen Leben kein Mann gewesen, darum, o Herr, beschütze sie vor den sündhaften Träumen, verbanne die lüsterne Sukkuba von ihrem Bett, verhindere, dass die Dämonin sich mit ihr vereinigt und sich von ihrer Lebensenergie nährt …«
    War meine Mutter von aller Vernunft verlassen? Ich lauschte weiter, wie sie von Inkuben und Sukkuben phrasierte, von Dämonen und Teufelsmächten und inständig um mein armes Seelenheil bat: »… und lasse sie nicht werden Lilu, Lilutu, Ardat Lili, Irdu Lili, nicht werden Lilu, Lilutu, Ardat Lili, Irdu Lili …«
    Sie musste komplett verrückt geworden sein! Ich bekreuzigte mich hektisch, stürzte zurück in den Schutz meines Bettes und rief: »Mamma, Mamma, hör auf!« Doch ich musste wieder und wieder rufen, bis ich die Mauer ihrer Entrückung durchbrechen konnte. Endlich näherten sich Schritte. Sie erschien in der Tür, zu Tode erschöpft. »Oh, du bist wach«, murmelte sie und fuhr sich über die Augen, als könne sie nicht glauben, was sie sah. »Hattest du keine wollüstigen Träume?«
    »Nein, Mamma, wieso?«
    »Ach, nichts. Gelobt sei die heilige Mutter Maria, sie hat dich rein gehalten, so wie sie sich selbst bei der Empfängnis rein gehalten hat, sie hat dich beschützt vor allem Bösen. Gott sei Dank«, flüsterte sie mit bebender Stimme, und dann fing sie tatsächlich an zu schluchzen.
    Obwohl ich nicht verstand, wie sie sich in ihren seltsamen Zustand hatte hineinsteigern können, tat sie mir leid. Ich hatte sie noch nie so verzweifelt gesehen. Zaghaft streckte ich meine Hand aus und streichelte ihr den Rücken.
    »Die Sache mit dem Spiegel hat mir einen grauenvollen Schrecken versetzt«, sagte sie. »Ich befürchtete, du würdest nach dem Hineinschauen eine … andere werden.«
    »Du brauchst keine Angst um mich zu haben«, wiederholte ich.
    »Bist du sicher, wirklich sicher?«
    »Ja«, sagte ich, »in mir ist nichts Böses, und ich werde niemals wieder in einen Spiegel schauen.«
     
    Ich kann nicht sagen, dass meine Mutter und ich fortan herzlich miteinander umgingen, doch immerhin besserte sich unser Verhältnis etwas, was sich unter anderem darin äußerte, dass sie nicht nur den festgelegten Hochzeitstermin akzeptierte, sondern auch nicht mehr darauf bestand, dass Pater Edoardo das Ehesakrament spendete.
    Nach einem dieser nicht immer leichten Gespräche sagte sie zu mir: »Weißt du, meine Kleine, ich musste mich erst an den Gedanken gewöhnen, dass du aus dem Haus gehen willst. Ich fühlte mich immer in besonderem Maße für dich verantwortlich, weil du, äh … du weißt schon, warum.«
    »Ja«, sagte ich und dachte, was ich schon häufiger in den letzten Jahren gedacht hatte: Ich würde sogar meinen rechten Arm hergeben, wenn dadurch nur das verfluchte Mal verschwände. Aber ich sprach den Gedanken nicht aus, sondern schwieg.
    »Auch daran, dass Marco Medizin studiert, musste ich mich erst gewöhnen, schließlich hat er keine gute Vorbildung. Aber mit Gottes Hilfe wird er es schaffen. Er ist der Sohn von Signora Carducci, das spricht für ihn.«
    »Ja, Mamma.«
    »Wenn er erst ein Doktor der Medizin ist und du an seiner Seite stehst, wirst du gut versorgt sein.«
    »Darüber mache ich mir noch keine Gedanken.«
    »Aber ich. Außerdem wirst du als Frau eines Arztes den Rang einnehmen, der dir zusteht.«
    »Wie meinst du das?«
    »Wie ich es sage: Du wirst einen Rang einnehmen, der dir zusteht.«
    Diese Bemerkung meiner Mutter brachte mich wieder auf die Frage meiner Herkunft. Sie hatte sich bisher immer wieder beharrlich geweigert, darüber zu sprechen, aber heute würde sie vielleicht ihr Schweigen brechen.
    »Wer ist mein Vater, Mamma?«, fragte ich.
    Meine Mutter blickte aus dem Fenster. An der Art, wie sie die Schultern hochzog, konnte ich ihre Anspannung sehen.
    »Warum sagst du mir nicht, wer er war? Es hat ihn doch gegeben, oder?«
    »Natürlich«, murmelte sie.
    »War er ein so schlechter Mensch, dass du nicht über ihn sprechen willst?«
    »Nein, nein.«
    »Wer war er denn? Wie war sein Name? Sag es mir.«
    »Bitte, Carla.«
    »Sag es mir!«
    Für einen Augenblick dachte ich, sie würde endlich sprechen. Ich

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