Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Medizinfrau

Die Medizinfrau

Titel: Die Medizinfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Carmichael
Vom Netzwerk:
ausgeweidet, dort, wo ich ihn geschossen habe. Dadurch ist er leichter zu transportieren, und die weggeworfenen Eingeweide locken keine Raubtiere ans Haus.«
    Ein Laut des Abscheus entfuhr ihr. Er drehte sich grinsend zu ihr um. »Aber Doc, Sie werden mir doch nicht sagen wollen, daß Ihnen das bißchen Blut was ausmacht.«
    Ihr Mund wurde zu einem schmalen Strich. »Seien Sie unbesorgt. Ich habe reichlich Blut gesehen, ohne in Ohnmacht zu fallen.«
    »Na ja, ich hätte besser aufpassen müssen. Wenn Sie mir Wasser heiß machen, nehme ich ein Bad.«
    »Das Feuer ist ausgegangen.« Sie senkte den Blick und schaute ihm dann trotzig ins Gesicht. »Ich habe nicht geschafft, es wieder anzumachen.«
    »Dann muß ich Ihnen wohl beibringen, wie man Feuer macht.«
    »Ich weiß sehr wohl, wie man Feuer macht«, erwiderte sie gekränkt. »Das Holz ist feucht.«
    »Man muß nur wissen, wie man es zum Brennen bringt. Wenn Sie Wasser holen, mache ich Feuer.«
    Sie warf einen Blick zu den Eimern hinüber, die neben der Regentonne standen. »Ich bin nicht Ihr Dienstmädchen, Mr. Danaher.«
    »Wollen Sie, daß ich mir eine Lungenentzündung hole mit meinen durchfrorenen Knochen. Schauen Sie nur den grauen Himmel an. Ich dachte, Sie freuen sich, daß ich Fleisch für die nächsten zehn Tage bringe.« Gabe grinste über ihren angeekelten Blick, mit dem sie erst den blutigen Rehbock, dann ihn bedachte. Es machte ihm richtig Spaß, sie zu hänseln. Eines Tages würde sie vor Wut platzen und ihm eine Ohrfeige versetzen.
    »Haben Sie gehört, was ich sagte, Mr. Danaher?«
    »Was?«
    »Ich sagte, diesen Rehbock müßt ihr alleine essen. Für mich ist es höchste Zeit, nach Elkhorn zurückzukehren.«
    Seine gute Stimmung war verflogen. »Können wir darüber reden, wenn ich mich gewaschen habe?«
    »Ich bitte Sie nicht darum, Mr. Danaher, ich teile es Ihnen mit. Die Mädchen …«
    Er fühlte sich plötzlich sehr müde, wandte sich ab und stapfte zur Hütte. Sie blieb sprachlos an der Koppel stehen. Er hatte keine Lust, sich ihr Gejammere anzuhören, daß sie zurück müsse. In ein paar Tagen vielleicht, wenn es den Mädchen besser ging. Dann vielleicht.
    »Holen Sie sich doch ihr verdammtes Wasser selber!« schrie sie ihm nach.
     
    »Schachmatt!« Olivia seufzte. Sie hatte schon wieder verloren. Sie hatte sich aber auch nicht wirklich auf das Spiel konzentriert. Sie war immer noch verärgert über Danahers Weigerung, über ihre Rückkehr zu reden. Seine Zusage, darüber zu sprechen, wenn die Zwillinge eingeschlafen waren und der köstliche Rehbraten fertig war, den er zubereitet hatte, konnte sie nicht besänftigen.
    »Es muß doch langweilig sein, dauernd zu gewinnen«, stichelte sie.
    Er grinste. »Ich gewinne nicht so oft im Leben, daß es mir langweilig werden könnte. Und in einigen Tagen macht Katy mich wieder fertig. Also freue ich mich über kleine Siege, solange ich sie kriege.«
    »Vielen Dank. Ich weiß nicht, ob es mir gefällt, als kleiner Sieg bezeichnet zu werden.«
    Von Katys Bett kam ein unterdrücktes Stöhnen. Gabe furchte die Stirn. »Ist was mit ihr?«
    »Ich seh mal nach.«
    Olivia kniete neben dem Lager und blickte in das engelsgleiche, scheinbar schlafende Gesicht. Nur ein leichtes Zucken der geschlossenen Lider verriet, daß die Göre sich nur schlafend stellte. Katy hatte offenbar etwas dagegen, daß Olivia mit ihrem Vater Schach spielte.
    »Du findest es also richtig, wenn dein Vater sich über mich lustig macht, wie?« flüsterte Olivia leise, damit nur Katy sie hören konnte. Die Mundwinkel des kleinen Kobolds zogen sich nach oben.
    »Ist was nicht in Ordnung?« fragte Gabe besorgt.
    »Sie schläft tief und fest«, log Olivia. »Genau wie Ellen.« Diese beiden Racker brauchten weiß Gott keine Betreuung mehr rund um die Uhr. In einigen Tagen würden sie wieder durchs Haus toben. »Sie haben sich wirklich gut erholt. Es besteht kein Grund mehr für mich, länger zu bleiben.«
    Gabes Gesicht verdüsterte sich.
    Olivia versuchte es mit Höflichkeit. »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mich morgen nach Elkhorn begleiten würden.«
    »Sagten Sie nicht, daß es bei Diphterie leicht zu Komplikationen kommen kann?«
    »In manchen Fällen gewiß, doch die Mädchen sind fast wieder gesund, so daß diese Gefahr auszuschließen ist. Sie müssen nur dafür sorgen, daß die beiden noch eine Weile im Haus bleiben und sich in keinster Weise überanstrengen.«
    Er schwieg mißmutig. Olivia glaubte, den Grund seines Zögerns

Weitere Kostenlose Bücher