Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Meerhexe

Die Meerhexe

Titel: Die Meerhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
Vom Netzwerk:
bewegen?«
    »Mein Gott, wie mitfühlend du bist.« Roomer stöhnte.
    »Er kann. Aber die Kugel sollte so schnell wie möglich entfernt werden. Ich könnte es selbst tun – wenn ich ein Röntgengerät hier hätte. Ich werde den beiden jetzt erst mal eine Bluttransfusion machen.«
    »Sollten sie nicht so bald wie möglich in ein Krankenhaus geflogen werden?«
    »Selbstverständlich sollten sie das.«
    »Also?« Mitchell sah Durand an.
    »Nein.«
    »Aber es war nicht ihre Schuld. Sie haben die Durchsage nicht gehört.«
    »Wir müssen alle mal sterben.« Durand drehte sich um und knallte die Tür hinter sich zu.
    »Also wirklich.« Roomer versuchte, tadelnd seinen Kopf zu schütteln, ließ es jedoch tunlichst bei dem Versuch bewenden. »Das hätte er nicht sagen sollen.«
    Mitchell wandte sich an Lord Worth: »Sie können uns helfen, Lord Worth. In ihrer Suite gibt es eine direkte Verbindung mit dem Funkraum – können Sie alles hören, was dort gesprochen wird?«
    »Kein Problem. Ich muß nur zwei Schalter betätigen, und dann kann ich jedes Gespräch, das rausgeht oder reinkommt, mithören – ob es per Telefon, über Kopfhörer oder über den Wandapparat geht.«
    »Dann gehen Sie bitte hinüber, betätigen Sie die besagten Schalter und hören Sie aufmerksam zu.« Er schaute auf die beiden Patienten hinunter. »In einer halben Stunde sind sie unterwegs zum Krankenhaus.«
    »Wie soll das funktionieren?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Mitchell unbestimmt. »Aber es wird uns schon was einfallen.«
    Lord Worth machte sich auf den Weg zu seiner Suite. Mitchell zog eine bleistiftdünne Taschenlampe hervor und begann, sie scheinbar planlos an- und auszuknipsen. Sein Gesicht war blaß geworden und seine Hände zitterten leicht. Marina sah ihn zuerst verständnislos, dann mißbilligend und schließlich voller Verachtung an. »Du hast ja Angst«, stellte sie fassungslos fest.
    »Wo ist deine Waffe?« fragte er Roomer.
    »Als sie davonliefen, um Hilfe zu holen, schaffte ich es, ein bißchen näher an den Rand der Plattform zu rutschen. Ich schnallte den Halfter ab und warf ihn samt Revolver hinunter.«
    »Guter Junge. Dann sind wir also immer noch außer Verdacht.« Er schien plötzlich zu bemerken, daß seine Hände zitterten, steckte die Taschenlampe wieder ein und schob die Hände in die Taschen. »Wer hat auf euch geschossen?« fragte er Melinda.
    »Ein paar sehr unangenehme Typen namens Kowenski und Rindler. Wir hatten schon vorher Ärger mit ihnen.«
    »Kowenski und Rindler«, wiederholte Mitchell und verließ die Krankenstation.
    Mit Bitterkeit und Traurigkeit in der Stimme sagte Marina: »Mein Idol ist vom Sockel gestürzt.«
    Roomer sagte heiser: »Mach das Licht aus und dann mach das Licht aus.«
    »Was hast du gesagt?«
    »Das stammt nicht von mir. Ein Bursche namens Othello hat es gesagt. Das ist das Dumme bei euch Millionärstöchtern – ihr seid völlig ungebildet. Zuerst macht Mitchell das Licht aus. Er sieht im Dunkeln genausogut wie eine Katze. Wußtest du das?«
    »Nein.«
    »Das verschafft ihm einen ungeheuren Vorteil gegenüber den anderen. Und dann macht er eine andere Art von Licht aus.«
    »Ich weiß, was du meinst, aber ich glaube es nicht – ich habe ihn schließlich zittern gesehen.«
    »Du Schwachkopf. Du verdienst ihn ja gar nicht.«
    Sie starrte ihn ungläubig an. »Was hast du gesagt?«
    »Du hast mich bestimmt genau verstanden.« Roomers Stimme klang müde. Er fuhr mit unheilschwangerem Ton fort: »Kowenski und Rindler haben nur noch ein paar Minuten zu leben. Er liebt deine Schwester fast genauso sehr wie dich, und ich bin seit unserer Kinderzeit sein engster Freund. Mitchell wird es schon machen.« Er lächelte schwach. »Ich fürchte nur, daß er in diesem Fall nicht zu Kompromissen bereit ist.«
    »Aber er hat gezittert, und nur Feiglinge zittern.« Aber sie war sehr unsicher geworden.
    »Mitchell hat in seinem ganzen Leben noch vor nichts Angst gehabt. Und gezittert hat er vor Wut. Gewöhnlich lächelt er, um seinen Zorn zu kaschieren, aber diesmal war er zu stark. Und was deine Verdächtigung betrifft, daß er ein Feigling sei – viele Menschen haben ihn schon dafür gehalten und ihren Irrtum erst erkannt, als es zu spät war.« Er lächelte. »Jetzt zitterst du.«
    Sie schwieg.
    »Im Vorraum ist ein Schränkchen«, sagte er. »Bring her, was du dort findest.«
    Sie sah ihn unsicher an, ging dann aber doch und kam ein paar Minuten später mit einem Paar Schuhe zurück, die sie

Weitere Kostenlose Bücher