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Die Meerjungfrau

Die Meerjungfrau

Titel: Die Meerjungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Fiasko heraus!«
    »Na gut«, sagte sie. »Bleiben
wir bei den einfachen Dingen. Bringen Sie den Krug hierher und füllen Sie mein
Glas neu.«
    Ich folgte Ihren Anweisungen
und tat sogar noch ein übriges, indem ich auch mein Glas erneut füllte. Obwohl
es nach Eigenlob klingt, muß ich sagen, ich mixe einen niederträchtigen
Martini. Drei dieser Martini, und jedes Mädchen, das gesagt hat, in diesem
Sommer nie, hält sich für verrückt. Sechs meiner Martini, und sie ist verrückt.
    »Sie haben mich neugierig
gemacht«, sagte ich. »Wer war er?«
    »Sind Sie ein Gedankenleser?«
    »Als Handleser bin ich besser«,
sagte ich.
    Sie streckte mir die Hand hin.
Ich nahm sie und folgte mit meinen Fingerspitzen den Linien der Innenfläche.
    »Ich sehe einen großen,
gutaussehenden Mann«, sagte ich mit hohler Stimme. »Ich finde ihn greulich , aber anderen wird er gefallen. Dunkelhaarig, so
dunkel, daß er Cole heißen muß.«
    Sie riß ihre Hand aus der
meinen. »Na gut«, sagte sie. »Das reicht.«
    »Genug von Cole?« sagte ich.
»Sogar zuviel , wenn Sie mich fragen.«
    »Ich bin immer noch ein bißchen
empfindlich, was ihn anbetrifft«, sagte sie. »Es dauert eine Weile, bis die
wunden Stellen heilen.«
    »Das habe ich schon gehört«,
sagte ich.
    »Haben Sie nie wunde Stellen?«
    »Nur physisch«, sagte ich. »Was
ich schon für Risiken eingegangen bin! Ich ging mal mit einem Mädchen aus, das
zu seinem Schutz eine fünfundzwanzig Zentimeter lange Hutnadel bei sich trug.«
    »Und was geschah?«
    »Sie kam mir sehr zupasse, als
sie mich vergewaltigen wollte«, sagte ich bescheiden. »Erzählen Sie mir noch
ein bißchen von Cole.«
    Sie holte tief Luft, zögerte
und sagte dann: »Wenn man auf die Dreißig zugeht, dann bekommt man eine etwas
großzügigere Lebensauffassung — besonders in der Branche, in der ich tätig bin.
Man hört auf, sich zu fragen, ob der Gentleman vielleicht an den Priester und
ein mit Rosen umwachsenes Häuschen denkt. Ich dachte einmal, Cole und ich seien
ein Team, wir sind zusammen in diesem Geschäft aufgewachsen. Daß wir nicht mehr
beisammen sind, verursacht mir hin und wieder ein gewisses Einsamkeitsgefühl.«
    »Männer sind entbehrlich«,
sagte ich, »genau wie Frauen.«
    »Ich teile Ihre abgebrühte
Ansicht über dieses Thema nicht«, sagte sie. »Obwohl ich mich sehr bemühe, sie
zu kultivieren.«
    »Was geschah?« fragte ich.
»Wußte eine andere Coles gute Seite zu schätzen? Er kann unmöglich mehr als
eine haben, und selbst das bezweifle ich.«
    »Ja, jemand fing an, ihn zu
schätzen«, gab sie langsam zu. »Jemand namens Sylvia Kain — «
    »Und er wußte sie ebenfalls zu
schätzen?«
    »Sie hatte zwei Trümpfe, gegen
die ich nicht ankam.«
    Ich starrte sie einen
Augenblick lang an und schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht glauben.«
    Sie grinste mich an. »Seien Sie
nicht albern. Ich meine damit die Tatsche , daß sie
erstens ein Dutzend eigene Ölquellen in Texas hat und daß zweitens ihrem Vater
halb Texas gehört.«
    Ich dachte darüber nach und
nickte dann bedächtig. »Das kann einen Mann dazu bringen, sich die Sache zweimal
zu überlegen.«
    »Ich konnte es Cole nicht
verdenken, daß er auf diesen Köder anbiß .«
    »Es könnte verlockend sein, das
zu tun«, gab ich zu.
    Das Telefon klingelte, zerriß die Geruhsamkeit des Zimmers und verstreute sie in
Fetzen auf dem Boden. Helena stand auf und nahm den Hörer ab.
    Sie sprach ein paar Worte
hinein, drehte sich dann mit überraschten Augen zu mir um. »Es ist für Sie«,
sagte sie.
    »Unmöglich!« sagte ich.
»Niemand weiß, daß ich hier bin.«
    »Aber es wird nach Ihnen
gefragt.«
    »Sagen Sie dem Betreffenden, er
täusche sich.«
    Sie nahm ihre Hand von der
Sprechmuschel. »Nein«, sagte sie, »er ist nicht da. Ja, ich weiß, daß er heute vormittag im Studio war. Natürlich nicht! Gut, das
werde ich tun.« Sie legte sanft den Hörer auf und kehrte zu mir zum Diwan
zurück.
    »Ist was nicht in Ordnung?«
fragte ich.
    »Nein«, sagte sie abrupt. »Es
war Amos Hackett «
    »Und?«
    »Er wollte Näheres über Sie
wissen«, sagte sie. »Pein muß ihm heute vormittag von
Ihnen erzählt haben.«
    »Warum sollte er sich über mich
Gedanken machen?«
    »Ich weiß nicht«, erwiderte sie
beinahe trotzig.
    »Der Einbruch schmutziger
Realitäten«, sagte ich im Ton des Bedauerns. »Also los! — Sie gaben Mrs. Baxter Geld, damit sie unsere Agentur bezahlen konnte.
Warum?«
    »Was?«
    »Ich gehe jede Wette ein, daß Sie
ganz

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