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Die Meerjungfrau

Die Meerjungfrau

Titel: Die Meerjungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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blieb ich
schwankend stehen und prüfte meine Beine auf Tragfähigkeit. Es hatte den
Anschein, als könnten sie mich aufrecht halten, und so begann ich erschöpft die
Treppe hinaufzusteigen.
    Diesmal schaffte ich es, die
Nummer Sam Deanes fertigzuwählen . Ich erzählte ihm,
daß ich Helenas Leiche gefunden hatte. Er stellte eine Menge Fragen, aber ich
war nicht in der Laune, sie zu beantworten. Ich erklärte ihm, das Ganze sähe so
aus, als könnte es sich um einen Unfalltod durch einen elektrischen Schlag
handeln, was ich jedoch nicht glaubte. Ich schlug vor, den Polizeiarzt nach
Anzeichen dafür, daß sie vor ihrem Tod einen Schlag auf den Kopf oder aufs Kinn
bekommen hatte, suchen zu lassen. Deane feuerte weitere Fragen auf mich ab,
aber ich ließ schlicht den Hörer auf die Gabel fallen.
    Dann setzte ich mich auf die Couch,
stützte den Kopf in die Hand und versuchte, mit dem Schmerz fertig zu werden.
Das Klingeln des Telefons trug dazu nichts bei. Sam Deane war nicht leicht zu
entmutigen. Er ließ das Telefon schrillen, bis ich glaubte, mein Schädeldach
stürze ein.
    Ich stand auf, taumelte zur
Treppe und ging zu meinem Wagen hinab. Ich wußte, daß ich mir damit, daß ich
vergessen hatte, Deane von Joe Baxters Auftauchen zu erzählen, wieder mal was
Großartiges geleistet hatte. Lag es an seiner großäugigen kleinen Frau oder glaubte
ich wirklich, daß man dem Burschen etwas in die Schuhe geschoben hatte, wofür
er nichts konnte? Mein Kopf pochte so, daß ich mir darüber nicht klarwerden
konnte. Aber irgendwie stank diese ganze Schweinerei zum Himmel und sah nach
einem hübschen Intrigenspiel aus. Und ich hatte das Gefühl, daß der Bursche,
der vom in der ersten Reihe Mitte saß, Joe Baxter hieß.
    Ich fuhr zum Büro zurück und
scherte mich nicht um die Geschwindigkeitsgrenze. Ich ließ den Aufzug Aufzug sein und raste, zwei Stufen auf einmal nehmend, die
Treppe hinauf. Und das nicht, weil ich mich etwa gut fühlte.
    Tom Farley, der zweite Detektiv
der Agentur Cramer, fühlte sich ebenfalls nicht sonderlich gut. Er saß im
Vorzimmer, den Kopf in die Hände gestützt. Um seinen Kopf hatte er einen
Verband, und er diente nicht dazu, die Haarpomade von seinem Hutband
fernzuhalten.
    »Du bist ein prima Beschatter«,
erklärte ich ihm.
    Er blickte mit leicht glasigem
Blick zu mir auf. »Tut mir leid, Max. Ich hatte keine Ahnung, daß sie mich
ihrerseits beschatten ließ.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Woher, glaubst du, habe ich
den Kopf hier?«
    »Das«, brummte ich, »hat mich
schon seit einiger Zeit interessiert.«
    Er starrte mich mordlustig an. »Das
hat mir genau gefehlt. Faule Witze passen.« Er betrachtete mich finster. »Du
siehst selber auch nicht gerade blühend aus.«
    Ich ging an ihm vorbei zu dem
Arzneischränkchen über dem Wasserbecken im Waschraum. Der Spiegel zeigte
getrocknetes Blut an Nase und Mund. Ich befeuchtete ein Handtuch und wischte es
ab. »Ich habe eine Entscheidung in die Hände einer Treppe gelegt.« Dann kehrte
ich zu Farley zurück, der dasaß und sich selbst bemitleidete. »Okay, wie wär’s,
wenn du jetzt auspacktest?«
    »Wie Cramer sagte, ging ich zur
United World. Dort wartete ich ungefähr zwanzig Minuten, bis Helena Cartwright
eintraf, zusammen mit einem großen dunkelhaarigen Burschen, der vermutlich
Jordan war.«
    »Weiter!« sagte ich.
    »Ich wartete in der Bar
gegenüber ungefähr eine Stunde, bis die beiden wieder herauskamen. Dann nahm
ich ein Taxi und folgte ihnen in die Stadt. Ich war der Meinung, sie wüßten
nicht, daß ich sie beschattete. Als sie nun ihren Cadillac vor einem Lokal
namens Camille parkten, ging ich auch rein. Ich setzte mich in eine
Nische, wo ich sie beide im Auge behalten konnte. So nahe, daß ich hören
konnte, was sie sagten, konnte ich mich nicht setzen. Aber ich sah, daß sie
sich über etwas stritten — und am Ende stand Jordan auf und machte, daß er
rauskam. Und Helena verschwand nach ihm.«
    »Und du?«
    »Ich ging ihnen beiden nach —
was sonst? So wie wir alle rausrannten, muß der Kerl, dem das Bums gehört,
gedacht haben, sein Essen sei miserabel.«
    Farley grinste mich düster an,
und ich grinste zurück.
    »Das muß um zwei Uhr herum
gewesen sein«, sagte ich. »Was geschah dann?«
    »Als ich hinauskam, stritten
beide auf dem Gehsteig weiter. Ich hörte, wie Helena zu Jordan sagte, sie wüßte
nicht das geringste darüber.«
    »Worüber?«
    »Das habe ich nicht gehört«,
sagte er. »Ich trieb mich in der Nähe herum — du

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