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Die Mehrbegabten

Die Mehrbegabten

Titel: Die Mehrbegabten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Neuen Menschen auf allen Ebenen die Schlüsselpositionen besetzt hielten. Lebewohl, Staatsdienst – außer zum Zweck von Prüfungen auf Hirnrindenaktivität bei Neuen Menschen, auf Neutrologik, mit Postulaten wie »Ein Ding in seinem Gegenpol gleich« und »Je größer die Diskrepanz, desto größer die Deckungsgleichheit«. Herr im Himmel!
    Vielleicht ist die ganze Struktur des Neumenschen-Denkens nur ein gigantischer Betrug, dachte er. Wir können es nicht verstehen; die Alten Menschen können es nicht verstehen; wir glauben es ihnen einfach, wir nehmen ihnen ab, daß es ein ganz neuer Schritt nach oben in der Evolution der menschlichen Gehirnarbeit ist.
    Zugegeben, es gibt diese Rogers-Knoten, oder wie sie heißen. Ihre Großhirnrinde ist anders. Aber…
    Eine seiner Sprechanlagen schaltete sich ein. »Direktor Barnes und eine Polizeiagentin sind – «
    »Herein mit ihnen«, sagte Grem. Er lehnte sich zurück, machte es sich bequem, verschränkte die Arme und wartete.
    Wartete darauf, ihnen seinen neuen Einfall mitzuteilen.
    Um halb neun Uhr morgens erschien Nicholas Appleton an seinem Arbeitsplatz und bereitete sich darauf vor, den Tag zu beginnen.
    Die Sonne schien auf seine Werkstatt, das kleine Gebäude. Er rollte die Ärmel hoch, setzte die Vergrößerungsbrille auf und steckte das Brenneisen an.
    Earl Zeta, sein Chef, stapfte herein, die Hände in den Taschen seiner Khakihose, eine italienische Zigarre zwischen den dicken Lippen. »Was Neues, Nick?«
    »Wir erfahren es erst in ein paar Tagen«, sagte Nick. »Sie schicken uns das Ergebnis.«
    »Ach so, Ihr Kleiner.« Zeta legte seine große, dunkle Pranke auf Nicks Schulter. »Sie schneiden die Rillen nicht tief genug«, sagte er. »Sie müssen hinein in den verdammten Mantel. Bis in die Karkasse.«
    Nick protestierte: »Aber wenn ich tiefer gehe – « Der Reifen platzt, wenn sie nur über ein warmes Streichholz fahren, sagte er sich. Ebensogut kann man sie mit einem Lasergewehr abschießen. »Okay«, sagte er, als seine Abwehrkraft erlahmte; Earl Zeta war schließlich der Chef. »Ich gehe tiefer«, sagte er, »bis das Eisen auf der anderen Seite durchkommt.«
    »Wenn Sie das machen, sind Sie entlassen«, meinte Zeta.

    5

    »Ihre Weltanschauung ist also, wenn das Ding erst einmal verkauft – «
    »Wenn ihre drei Räder das Straßenpflaster berühren, hört unsere Verantwortung auf«, sagte Zeta. »Was ihnen danach passiert, ist schließlich ihre eigene Sache.«
    Nick hatte kein Reifenprofilerneuerer werden wollen… ein Mann, der einen abgefahrenen Reifen nahm und mit dem rotglühenden Eisen neue Profilrillen tief und tiefer in den Reifen furchte, so daß dieser wieder brauchbar aussah. Daß er den Eindruck erweckte, er verfüge über das nötige Profil. Nick hatte das Handwerk von seinem Vater gelernt, der es wiederum von seinem Vater gelernt hatte. Über die Jahre hinweg, vom Vater auf den Sohn. Nick haßte es mit Inbrunst, aber eines wußte er: Er war ein hervorragender Profilerneuerer und würde es immer sein. Zeta irrte sich. Es war schon tief genug gefurcht worden. Ich bin der Künstler, dachte Nick. Ich sollte entscheiden, wie tief die Rillen geschnitten werden dürfen.
    Lässig schaltete Zeta sein Halsradio ein. Billige und lärmende Musik – soweit man das Musik nennen konnte – schmetterte aus den sieben oder acht Lautsprechersystemen rund um seinen dicken Körper.
    Die Musik verstummte. Eine Pause, dann die Stimme eines Nachrichtensprechers, der in berufsmäßig desinteressiertem Tonfall sagte: »ÖSD-Sprecher, die für Direktor. Lloyd Barnes, auftraten, erklärten kürzlich, daß der Polizeigefangene Eric Cordon, wegen volksschädigenden Verhaltens seit langer Zeit in Haft, von der Anstalt Brightforth zur Terminierungsanlage nach Long Beach in Kalifornien verlegt worden ist. Auf die Frage, ob das bedeute, daß Cordon hingerichtet werden solle, betonte ÖSD-Sprecher, daß hierzu noch keine Entscheidung getroffen worden sei. Gutinformierte Kreise außerhalb des ÖSD erklären aber offen, daß das Cordons Hinrichtung ankündige, wobei betont wird, daß von den letzten neunhundert ÖSDGefangenen, die zu verschiedenen Zeiten nach Long Beach verlegt worden sind, fast achthundert schließlich hingerichtet wurden. Dies war eine Meldung des – «
    Earl Zetas Hand zuckte zum Schalter seines Körperradios; sie verfehlte ihn, sie verkrampfte sich, er schloß die Augen und schwankte hin und her. »Diese Dreckskerle«, sagte er gepreßt. »Sie ermorden

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