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Die Mehrbegabten

Die Mehrbegabten

Titel: Die Mehrbegabten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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dahinter, daß wir Cordons Schriften kaufen, und dann – «
    »Sie schauen dauernd über die Schulter, ob Sie nicht einer verfolgt«, schnaubte Zeta verächtlich. »Wie kann man so leben? Ich habe Hunderte von Menschen Broschüren kaufen und verkaufen sehen, manchmal im Wert von tausend Pops auf einmal, und« – er machte eine Pause – »manchmal schleichen sich die Agenten ein. Oder ein Streifenwagen sieht zufällig, wie man einem Händler Geld gibt. Und dann kommt man ins Lager auf dem Mond. Aber das Risiko muß man eingehen. Das Leben selbst ist ein Risiko. Man sagt sich: ›Ist es das wert?‹ und gibt sich die Antwort: ›Ja, verdammt, das ist es!‹« Er zog den Mantel an, öffnete die Tür des Büros und trat hinaus in die Sonne. Nach einer Weile – in der Nick sah, daß er nicht zurückschaute – folgte er ihm langsam. Er holte ihn an Zetas geparktem Flitzer ein. »Ich finde, Sie sollten sich nach einer anderen Frau umsehen«, sagte Zeta; er öffnete die Tür des Flitzers und zwängte sich hinter die Pinne. Nick stieg ebenfalls ein und warf seine Tür heftig zu. Zeta grinste, als der Flitzer in den Morgenhimmel hinaufschoß.
    »Das geht Sie überhaupt nichts an«, sagte Nick.
    Zeta ging nicht darauf ein, sondern konzentrierte sich auf das Steuern. Er drehte den Kopf und sagte zu Nick: »Jetzt kann ich noch wild drauflos lenken, wir sind sauber. Aber auf dem Rückweg werden wir das Material haben, also dürfen wir nicht zulassen, daß uns ein ÖSDAgent wegen überhöhter Geschwindigkeit oder unüberlegtem Abbiegen anhält. Richtig?«
    »Ja«, sagte Nick und spürte, wie betäubende Angst in ihm aufstieg. Er war unausweichlich geworden, der Weg, dem sie folgten; Nick konnte ihn nicht mehr verlassen. Warum nicht? fragte er sich. Ich weiß, daß ich weitermachen muß, aber warum? Um zu zeigen, daß ich mich nicht vor einem Spürhund fürchte? Um zu zeigen, daß ich nicht von meiner Frau beherrscht werde? Aus lauter falschen Gründen, dachte er… und in erster Linie deshalb, weil ich Alkohol getrunken habe, den gefährlichsten Stoff von allen – ausgenommen Zyankali –, den man trinken kann. Nun, dachte er, so sei es.
    »Schöner Tag«, sagte Zeta. »Blauer Himmel, keine Wolken, hinter denen man sich verstecken kann.« Er schoß empor und genoß den Flug; Nick preßte sich betäubt in den Sitz und saß hilflos da, während der Flitzer dahinsurrte.

    An einem Münzfon führte Zeta ein Gespräch; es bestand nur aus einigen Worten. »Hält er?« fragte Zeta. »Er ist da? Okay. Ja gut. Danke. Wiedersehen.« Er hängte ein. »Das ist das, was mir nicht paßt«, sagte er. »Wenn man das Fongespräch führt. Man kann sich nur immer wieder sagen, daß an jedem beliebigen Tag so viele Millionen Gespräche geführt werden, daß nicht alle überwacht sein können.«
    »Aber das Parkinsonsche Gesetz«, sagte Nick in dem Bemühen, seine Angst durch Witzelei zu tarnen. »Wenn etwas passieren kann – «
    Zeta stieg wieder in den Flitzer und sagte: »Es ist noch nicht passiert.«
    »Aber irgendwann einmal – «
    »Irgendwann sterben wir alle einmal«, antwortete Zeta. Er ließ den Flitzermotor an, und sie schossen wieder hinauf. Sie überflogen ein Wohnviertel der Stadt; Zeta schaute hinunter und zog die Brauen zusammen. »Die verdammten Häuser sehen alle gleich aus«, murmelte er. »Von der Luft aus ist das furchtbar schwer zu erkennen. Aber das ist gut so. Er steckt mitten unter den zehn Millionen Gläubigen von Willis Grem und Außergewöhnlichen und Neuen Menschen und dem ganzen Mist.« Der Flitzer tauchte plötzlich hinunter. »Dann mal los«, sagte Zeta. »Wissen Sie, das Bier wirkt – es wirkt tatsächlich.« Er grinste Nick an. »Und Sie sehen aus wie eine ausgestopfte Eule; Sie sehen aus, als könnten Sie den Kopf rundherum drehen.« Er lachte.
    Sie landeten auf einem Dachparkplatz.
    Zeta stieg grunzend aus; Nick tat es ihm gleich, und sie gingen zur Rolltreppe. Zeta raunte mit leiser Stimme: »Wenn die Polizei uns aufhält und fragt, was wir hier machen, sagen wir, wir bringen einem Mann seine Flitzerschlüssel zurück, die er vergessen hatte, als wir seinen Flitzer reparierten.«
    »Das ergibt keinen Sinn«, meinte Nick.
    »Warum ergibt das keinen Sinn?«
    »Weil er nicht hierher hätte zurückfliegen können, wenn wir seine Flitzerschlüssel haben.«
    »Okay, dann sagen wir, es wären Zweitschlüssel, die er für seine Frau bestellt hat.«
    Im fünfzigsten Stockwerk trat Zeta von der Rolltreppe. Sie gingen

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