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Die Mehrbegabten

Die Mehrbegabten

Titel: Die Mehrbegabten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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bin erschöpft. Aber ich kann die meiste Zeit erschöpft sein; die Arbeit wird trotzdem von Abteilungsleitern weitergeführt, denen ich voll und ganz vertraue.«
    »Ihre Identität?« wiederholte Barnes.
    »7Y3 ZRR, aber zuletzt 3XX 24J«, sagte Nick, der endlich kapitulierte.
    »Sie sind heute in einer Druckerei Cordons verhaftet worden. Sind Sie ein Minusmensch?«
    »Ja«, sagte Nicholas Appleton.
    Ein Moment der Stille verstrich.
    »Wann sind Sie ein Minusmensch geworden?« fragte Barnes. »Ein Anhänger des Demagogen Cordon und seiner bösartigen Publikationen, die – «
    »Ich bin ein Minusmensch geworden, als wir die Ergebnisse der Staatsdienstprüfung unseres Sohnes Bobby erhalten haben«, sagte Nick. »Nachdem ich gesehen hatte, wie sie ihn auf Grund von Fragen prüften, die er niemals wissen oder begreifen konnte, wurde mir klar, daß mein ganzes Vertrauen in den Staat erschüttert war. Als ich mich erinnerte, wie viele Menschen versucht hatten, mich aufzuwecken, setzte sich das fort, bis das Prüfungsergebnis kam und ich begriff, daß Bobby nie eine Chance gehabt hatte: ›Was sind die nach Blacks Formel zu erwartenden Komponenten, die zu einer Netzstockung in einer EinzelmolekülOberfläche führen, wenn die ursprünglich einwirkenden Gebilde noch wirksam sind oder die ursprünglichen Gebilde lebendig oder quasi-lebendig in Eigenwelten fungieren, die nur in einer Hinsicht – ‹«
    Blacks Formel. Verständlich nur für Neue Menschen. Und sie verlangten von einem Kind, daß es eine pari passu Resultante formulierte, die auf den Postulaten des unergründlichen Systems beruhte.
    »Ihre Gedanken sind immer noch interessant«, sagte Grem. »Können Sie mir sagen, wer die Prüfung bei Ihrem Sohn durchgeführt hat?«
    »Norbert Weiss«, antwortete Nick. Es würde lange dauern, bis er diesen Namen vergaß. »Aber auf dem Dokument stand auch noch ein zweiter Name. Jerome Soundso. Pike. Pikeman. «
    »Earl Zetas Wirkung auf Sie setzte sich also erst durch, als das mit Ihrem Sohn passiert war«, sagte Barnes. »Bis dahin hatten seine – «
    »Zeta hat nie etwas gesagt«, erwiderte Nick. »Es war die Nachricht von Cordons bevorstehender Hinrichtung. Ich sah die Wirkung auf Zeta, und da begriff ich, daß – « Er verstummte. »Ich mußte protestieren«, sagte er, »auf irgendeine Weise. Earl Zeta hat mir die Tür dazu geöffnet. Wir tranken etwas – « Er brach ab und schüttelte den Kopf; das Betäubungsmittel wirkte noch immer.
    »Alkohol?« hakte Barnes ein. Er machte eine holographische Notiz davon, indem er dicht
    vor seiner Nase mit einem Kugelschreiber in ein Plastikbüchlein schrieb.
    »Nun, wie die Römer schon sagten. ›In vino veritas‹«, meinte Grem. »Wissen Sie, was das heißt, Mr. Appleton?«
    »Im Wein liegt Wahrheit.«
    »Es gibt auch den Spruch: Da redet die Flasche«, sagte Barnes spöttisch.
    »Ich glaube an In vino veritas«, erwiderte Grem und rülpste. »Ich muß essen«, fuhr er klagend fort. »Miss Knight«, sagte er in sein Gesichtsmikrophon, »schicken Sie jemand zu – wie hieß das, Appleton? Das Restaurant?«
    »›Flores‹«, sagte Nick. »Der Lachs gebacken aus Alaska ist ein Hochgenuß.«
    »Wo haben Sie das Geld her, um an einem Ort wie dem ›Flores‹ zu essen?« fragte Barnes. »Bei Ihrem Einkommen als Profilschneider?«
    »Kleo und ich sind nur ein einziges Mal dort gewesen. An unserem ersten Hochzeitstag. Das hat uns den Lohn einer ganzen Woche gekostet, Trinkgeld eingeschlossen, aber es hat sich gelohnt.« Nick hatte es nicht vergessen und würde es auch nie vergessen. Es war herrlich gewesen.
    Barnes setzte mit einer knappen Handbewegung das Verhör fort: »Schwelender Groll, der sonst vielleicht nie an die Oberfläche gedrungen wäre, führte also zur Aktion, nachdem Earl Zeta Ihnen einen Weg gezeigt hatte, Ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen, indem Sie sich der Bewegung anschlossen. Wäre er kein Minusmensch gewesen, hätten Sie folglich niemals etwas unternommen.«
    »Was wollen Sie beweisen?« fragte Grem gereizt.
    »Daß wir, wenn wir das Fundament der Minusmenschen zerstören, wenn wir Leute wie Cordon töten – «
    »Das haben wir bereits getan«, sagte Grem. Er wandte sich an Nick. »Wußten Sie das? Daß Eric Cordon an einem chronischen Leberleiden gestorben ist, das unheilbar war? Ein Transplantat stand nicht zur Verfügung. Haben Sie es im Radio gehört? Im Fernsehen?«
    »Ich habe es gehört«, erwiderte Nick. »Ich habe gehört, daß er von einem

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