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Die Mehrbegabten

Die Mehrbegabten

Titel: Die Mehrbegabten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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niedrigem Rang – Wohnung BB 293 KC. Ich gehe hinunter.« Er eilte zur Tür. »Will jemand mitkommen? Vielleicht nur Sie, Nick?«
    »Ich komme mit«, sagte Nick. Er folgte Ed und holte ihn im stillen, mit einem Teppich bedeckten Flur ein.
    »Er sondiert«, sagte Ed, als sie den Lift erreichten und er auf den Knopf drückte. Er zeigte auf die vielen Wohnungstüren, die Reihe um Reihe das ganze Gebäude ausfüllten. »Hinter jeder Tür sondiert er. Weiß der Himmel, wie es für manche von ihnen sein mag; deshalb möchte ich diesen Neuen Menschen sehen… Marshall, glaube ich, heißt er. G Fünf, sagte er mir einmal. Sie sehen also, er ist nur ein kleiner Fisch. Daher wohnt er auch in einem Haus voller Alter Menschen.«
    Der Lift kam; sie ließen sich nach unten tragen.
    »Hören Sie, Appleton«, sagte Ed. »Ich habe Angst. Ich bin auch ausgeforscht worden, habe aber nichts gesagt. Er sucht etwas und hat es bei uns vieren nicht gefunden, aber anderswo findet er es vielleicht. Und ich möchte wissen, was er tut, wenn er es findet.« Der Lift hielt; sie stiegen aus. »Hier entlang«, sagte Woodman und machte lange Schritte. Nick eilte ihm nach. »BB 293 KC. Ich gehe hin.« Er blieb vor der Tür stehen, und Nick holte ihn ein.
    Ed Woodman klopfte.
    Keine Antwort.
    Er drehte den Türknopf. Die Tür ging auf. Vorsichtig drückte Ed Woodman sie auf, blieb stehen und machte Nick Platz.
    Auf dem Boden saß mit übereinandergeschlagenen Beinen ein schlanker Mann, gekleidet in teure Haschair-Gewänder.
    »Mr. Marshall?« sagte Ed Woodman leise.
    Der schmalgebaute Mann hob den aufgedunsenen, ballonartigen Kopf und betrachtete sie lächelnd, sagte aber nichts.
    »Womit spielen Sie, Mr. Marshall?« Ed Woodman beugte sich vor, dann sah er Nick an. »Mit einem Mixer. Er läßt ihn laufen.« Ed richtete sich auf. »G Fünf. Ungefähr das Achtfache unserer geistigen Kapazität. Wenigstens leidet er nicht.«
    Nick ging zu dem Mann hinüber und sagte: »Können Sie sprechen, Mr. Marshall? Können Sie uns etwas mitteilen? Wie fühlen Sie sich?«
    Marshall begann zu weinen.
    »Sie sehen«, sagte Ed zu Nick, »er hat Emotionen, Gefühle, sogar Gedanken. Aber er kann sie nicht ausdrücken. Ich habe im Krankenhaus Leute gesehen, nach einem Schlaganfall, wenn sie nicht reden, sich überhaupt nicht mehr mitteilen können; die weinen auch so. Wenn wir ihn allein und in Ruhe lassen, wird es mit ihm in Ordnung gehen.«
    Gemeinsam verließen Ed und Nick die Wohnung; Die Tür fiel hinter ihnen ins Schloß. »Ich brauche noch mehr Tabletten«, meinte Nick. »Können Sie mir nicht etwas Nützliches, wirklich Nützliches empfehlen?«
    »Desipraminhydrochlorid« sagte Ed. »Ich gebe Ihnen welche von mir. Mir ist aufgefallen, daß Sie keine haben.«
    Sie gingen zum Lift, und Nick drückte auf einen Knopf.
    »Wir sagen es ihnen lieber nicht«, meinte Ed, als sie hinauffuhren.
    »Sie werden es ohnehin bald wissen«, erwiderte Nick. »Alle werden es wissen, weil es überall geschieht.«
    »Wir sind nah beim Times Square«, sagte Ed. »Er sondiert vielleicht in konzentrischen Kreisen. Marshall hat es heute erwischt, aber Neue Menschen in Jersey erwischt es vielleicht erst morgen.« Der Lift hielt. »Oder nächste Woche. Es kann Monate dauern, und bis dahin fällt Amos Ild etwas ein.«
    »Wollen Sie das?« fragte Nick, als sie ausstiegen.
    Das Licht in Ed Woodmans Augen flackerte. »Das ist – «
    »Das ist schwer zu entscheiden für Sie«, meinte Nick.
    »Und für Sie?«
    »Ich könnte nicht erfreuter sein.«
    Gemeinsam gingen sie zur Wohnung zurück. Sie schwiegen. Zwischen ihnen war eine Mauer entstanden. Es gab nichts mehr zu sagen. Und beide wußten sie es.

    24

    »Man wird sich um sie kümmern müssen«, sagte Elka Woodman. Sie hatte aus den beiden herausgelockt, in welchem Zustand sich Mr. Marshall befand. »Aber wir sind Milliarden; wir können das. Man muß Zentren für sie einrichten, Spielplätze, Schlafbaracken. Für ihre Mahlzeiten sorgen.«
    Charley saß auf dem Sofa und zupfte stumm Fäden aus einem Rock. Sie hatte einen verdrossenen, mißmutigen Gesichtsausdruck aufgelegt. Nick wußte nicht, weshalb, aber es kümmerte ihn auch nicht besonders.
    »Wenn es denn schon sein muß«, sagte Ed Woodman, »könnte er es dann nicht langsam machen? Damit wir für die Pflege sorgen können? Sie verhungern vielleicht oder laufen in vorbeifahrende Flitzer. Sie sind wie kleine Kinder.«
    »Der Gipfel an Rache«, murmelte Nick.
    »Ja«, sagte Elka. »Aber

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