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Die Mehrbegabten

Die Mehrbegabten

Titel: Die Mehrbegabten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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uraltes Schiff, zernarbt, verrostet, mit gezackten Metallvorsprüngen: den Überresten eines einstmals funktionierenden Sensorsystems.
    »Er hat sie genarrt!« rief Ed Woodman. »Er kommt eineinhalb Stunden zu früh. Haben sie ihr Lasergeschütz feuerbereit? Mein Gott, er hat ihren ganzen Zeitplan durcheinander gebracht. Sie haben ihm das mit den zweiunddreißig Stunden voll abgenommen.«
    Polizeikopter und Flitzer huschten davon wie Mücken, um den Strahlen der Bremsraketen zu entgehen. ÖSD-Leute und Soldaten stoben auseinander.
    »Der Laserstrahl«, sagte Ed Woodman, den Blick starr auf den Bildschirm gerichtet. »Wo ist er?«
    »Willst du vielleicht, daß er kommt?« fuhr ihn Elka an.
    »Früher oder später passiert es ja doch«, sagte Ed. »Dann soll es gleich sein. Mein Gott, die armen Schweine: Sie werden auf dem Dach des Shafter-Gebäudes herumwimmeln wie die Ameisen.«
    Vom Dach des Shafter-Gebäudes fegte ein roter Energiestrahl auf das gelandete Schiff zu. Im Fernsehapparat konnten sie das wütende Heulen hören, das immer schriller und lauter wurde. Es muß volle Stärke erreicht haben, dachte Nick. Und – das Schiff blieb unbeschädigt.
    Etwas Riesiges, Häßliches erschien rund um das Raumschiff, und er wußte, was es war. Sie sahen das fremde Wesen. Wie eine Schnecke, dachte er. Es bebte schwach, schob zwei Pseudopodien hinaus, schob sich stärker in den Weg des Laserstrahls… und als der Strahl sich hineinbohrte, wurde es größer und deutlicher. Es nährt sich vom Strahl, er kannte Nick.
    Je länger sie es beschießen, desto stärker wird es.
    Der Fernsehsprecher, zum erstenmal in seinem Leben aus der Fassung gebracht, stieß hervor: »Es scheint durch den Laserstrahl zu gedeihen.«
    »Ein Wesen aus einem anderen Sternsystem«, warf sein Kollege ein. »Nicht zu glauben, aber wahr. Es muß Tausende von Tonnen wiegen; es hat das ganze Schiff in sich aufgenommen.«
    Die Luke des Raumschiffs öffnete sich.
    Thors Provoni kam heraus, in einem grauen Kleidungsstück, das nach Unterwäsche aussah, ohne Helm, ohne Waffen.
    Der Laserstrahl, von den Technikern umgelenkt, bewegte sich, bis er Provoni erfaßte.
    Nichts geschah. Provoni blieb unberührt.
    Nick sah genauer hin und erkannte ein netzartiges Zeltgefüge um Provoni herum. Von dem fremden Wesen. Die Leute mit dem Laser hatten kein Glück.
    »Es war kein Bluff«, sagte Elka leise. »Er hat ein Wesen mitgebracht.«
    »Und es verfügt über große Macht«, erklärte Ed heiser. »Ist euch klar, welche Stärke der Laserstrahl hat? In Erg umgerechnet?«
    »Was werden sie jetzt tun?« sagte Charley zu Nick. »Jetzt, da der Laserstrahl nichts ausrichtet?«
    Der Fernsehsprecher verstummte mitten im Wort. Thors Provoni, vor seinem Raumschiff stehend, hob ein Mikrophon an die Lippen. »Hallo«, sagte er, und seine Stimme drang aus dem Fernsehapparat. Er traute den Sendeanstalten offenbar nicht. Wieder hatte er die vielen Kanäle übernommen, aber diesmal nur die Tonübertragung. Das Bild wurde weiterhin von den TV-Kameras verbreitet.
    »Hallo, Provoni«, sagte Nick. »Es war eine weite Reise.«

    23

    »Sein Name ist Morgo Rahn Wilc«, sagte Provoni ins Mikrophon. »Ich möchte mit Ihnen
    im einzelnen über ihn reden. Zuerst dies: Er ist sehr alt, er ist telepathisch; er ist mein Freund. «
    Nick zog sich vom Fernsehapparat zurück, ging ins Badezimmer und holte Tabletten aus dem Schrank. Er suchte sich zwei Phenmetrazinhydrochloridtabletten heraus, schluckte sie und nahm noch eine 25-mg-Tablette Chlordiazinepoxidhydrochlorid. Seine Hände zitterten, stellte er fest. Es fiel ihm schwer, das Glas Wasser zu halten, und dann hatte er Mühe, die Pillen hinunterzubekommen.
    Charley tauchte an der Badezimmertür auf. »Ich brauche etwas. Was soll ich nehmen?«
    »Phenmetrazin und Chlordiazinepoxid«, sagte er. »Fünfzig und fünfundzwanzig Milligramm.«
    »Aufblasen und abpumpen zugleich« meinte sie.
    »Aber eine gute Kombination; das Chlordiazinepoxid verstärkt die Kapazität der Hirnrinde, das Phenmetrazin stimuliert den Thalamus, und alles zusammen regt den Gehirnmetabolismus stark an.«
    Sie nickte und schluckte, was er ihr empfohlen hatte.
    Ed Woodman kam kopfschüttelnd herein und nahm mehrere Pillen aus der Flaschenreihe. »Toll!« sagte er. »Sie können ihn einfach nicht umbringen; er stirbt einfach nicht. Und das Ding verschlingt Energie. Sie pumpen es mit jeder Sekunde voller, die Idioten. In einer weiteren halben Stunde wird es so groß wie Brooklyn

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