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Die Meister der Am'churi (German Edition)

Die Meister der Am'churi (German Edition)

Titel: Die Meister der Am'churi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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durchsichtigem Glas, die die Miniaturen beschützte. Die Kugel, die etwa einen Schritt im Durchmesser besaß, zeigte, wie Kalesh, dargestellt als Säule aus Licht und Finsternis, die Elfen erwachen ließ.
    „Wir wissen nicht genau, wie wir entstanden sind, Kalesh hat es uns nie beantwortet. Nur, dass die Tränen einer fernen Göttin dafür verantwortlich waren.“
    Er führte Ni’yo weiter, bis sie den Beginn des Ewigen Krieges erreichten.
    „Die Drachen, die immer unsere Freunde gewesen waren, hatten sich plötzlich gegen uns gewandt. Sie verlangten, dass wir ihnen Wild bringen sollten, da sie selbst zu groß waren, um in den Wäldern jagen zu können; und wir sollten ihnen erlauben, sich an unseren Viehherden zu bedienen. Sie konnten wohl in den Bergen nicht mehr genug Nahrung finden und waren deshalb in unsere Täler gezogen“, erzählte Norim und wies auf die Drachenfiguren, die aus Obsidian, Jade, Rubin, Amethyst, Lapislazuli und Gold gefertigt waren. Er wusste nicht, warum Drachen solch verschiedene Schuppenfarben besitzen konnten, sein Vater vermutete, dass sie die Farbe für sich wählten, die ihnen richtig erschien.
    „Hätten sie ihre Not erklärt und um Hilfe gebeten, wäre viel Leid abgewendet worden … Charur, der Herrscher der Drachen, war jedoch kein Bettler. Er fühlte sich uns weit überlegen und befahl meinem Vater, dass wir ihnen zu dienen hätten. Mein Vater beschied ihm, dass er bereit sei, ihnen jedes Jahr von unseren Tieren einen Teil zu überlassen, wenn die Drachen dafür weiterhin den Frieden und die Freundschaft zwischen den Völkern ehren würden. Charur war einverstanden, mein Vater vertraute ihm, und einige Zeit lang ging alles gut.“
    Die nächste Kugel zeigte, wie Drachen über die Elfen herfielen, die damals noch in kleinen Gruppen gelebt hatten – viele in Dörfern in den fruchtbaren Auen und Flusstälern Arus.
    „Mein Vater war auch damals schon der Sippenälteste, das heißt, der Ratsführer über die gesamten kleinen Sippen und Familien. Als die Drachen ohne jeden Grund Dörfer zerstörten, Vieh stahlen, Felder verwüsteten, da rief er alle zusammen, und der Ewige Krieg begann.“
    Norim zögerte. Er wollte Ni’yo nicht erzählen, was Ilanrin in seiner Verzweiflung befohlen hatte. Von den Angriffen auf brütende Drachenweibchen und der Zerstörung unzähliger Gelege. Von vergifteten Beutetieren, mit denen man zwar nur sehr jungen Drachen Schaden zufügen konnte, doch jeder tote Feind galt als Triumph …
    „Hunderte Jahre zogen sich die Kämpfe hin. Gelegentlich kam es zu Friedensphasen, zu Versprechungen, die irgendwann mal von der einen, mal von der anderen Seite gebrochen wurden, weil jeder Rache für verlorene Freunde und Familie suchte. Die alten Drachen versuchten immer wieder, Charur zur Einsicht zu bringen, denn vor allem der Purpurne war es, der den Frieden verhinderte. Charur … nun … Mein Vater hatte sechs von Charurs Söhnen und Töchtern getötet, indem er sie in einen Hinterhalt gelockt hatte. Es war ein Racheakt für das grundlose Morden, das den Krieg auslöste.
    Irgendwann war es wohl soweit, dass wir Elfen uns dauerhaft unter der Erde verstecken mussten, weil jeder, der an der Oberfläche einem Drachen begegnete, des Todes war.“
    „Und da hat Ilanrin Kalesh um Hilfe angefleht, der euch zu einem Volk der Schatten machte und gestattete, dass ihr die Drachen in die Höhle gelockt habt“, schloss Ni’yo, der mittlerweile die Glaskugeln auf der linken Seite der Halle abgeschritten hatte, die für die Zeit in der Unterwelt standen. „Haben die Drachen niemals erklärt, warum sie das anfängliche Abkommen gebrochen haben?“
    „Nun, sie beharrten darauf, dass sie nur nehmen wollten, was ihnen zustand.“ Norim seufzte und wies auf die Tür, die zu den Gängen in die unteren Stadtebenen führte. Sein Vater wartete gewiss schon ungeduldig! Schweigend folgte Ni’yo ihm nach, offenkundig in Gedanken verloren. Norim hatte kein Verständnis für die Verachtung, mit der sein Volk die Sterblichen zumeist bedachte. Gerade die Alten sahen es als Zeitverschwendung an, sich mit Menschen näher zu befassen, denn deren Lebensspannen waren so kurz im Vergleich zu den Elfen, sie kamen und gingen und starben zumeist, bevor man sie wirklich wahrgenommen hatte … Ihrer Meinung nach waren Menschen nichts als schlechte Imitationen der Elfen, und weil Dimata sie geschafften hatte, Charurs Gefährtin, erst recht wertlos, ja, eher als Feinde anzusehen. Norim glaubte

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