Die Meister der Am'churi (German Edition)
seiner Kraft erfüllt hatte. Ich habe die Seele des Bären nie gespürt, aber seine Lebenskraft macht mich stärker als jeden normalen Menschen – Ni’yo und hm, sicherlich auch Yumari ausgenommen.“
„Wir könnten mal gegeneinander antreten, im Armdrücken vielleicht“, schlug Yumari lachend vor. Jivvin verzog nur still das Gesicht.
„Es ist also möglich, dass du beim Schmieden eine Aufgabe übernehmen musst, die viel Kraft kostet, soviel, dass ein normaler Mensch oder auch ein normaler Am’churi sie nicht erfüllen könnte“, sagte Tamu.
Wortlos starrten sie alle eine Weile lang in das Lagerfeuer. Schließlich ergriff Lurez das Wort: „Meister Tamu, man hat uns gelehrt, dass die Götter möglichst wenig und selten in das Geschick der Sterblichen eingreifen. Aber wenn ich das jetzt hier höre – Jivvin von Am’chur vor dem sicheren Tod gerettet und mit der Seelenkraft eines Bären versehen, Yumari als erste weibliche Erwählte des T’Stor, Ni’yo und Lynea als Ergebnis abscheulicher Zuchtversuche der Elfen, mit Drachen– und Raubkatzenseelen ausgestattet … Vergebt mir Meister, ich kann nicht glauben, dass irgendetwas davon zufällig geschah.“
„Das hat mir Am’chur erklärt“, fuhr Yumari dazwischen. „Damit ein göttliches Wunder geschehen kann, muss ein Gott es aussprechen. Es muss unmöglich erscheinen, aber dadurch, dass er es ausspricht, wird sich das Schicksal aller verändern und so angleichen, dass das Wunder möglich wird. Es ist wie Magie, bloß langsamer.
Und es war T’Stor, der einst sagte – also zu Am’chur, nicht zu mir:
„Zwei Kinder verschiedener Götter, die sich bereits ihr Leben lang kannten, doch nur einer von beiden wusste, wer der andere ist, bis es Zeit wird, das Werk zu begehen. Sie sind nicht durch Blut verwandt, doch ihre Seelen sind gleich. Wenn sie in das Reich der Schatten eingehen, wo ihre Feinde herrschen, können sie dort, wo das Feuer der Erde so heiß wie Am’churs Flammen lodert, eine Kette schmieden, stark genug, um den Zorn aller Götter zu tragen. Mit ihr ist auch ein alter Drache zu fesseln und zu töten.“
„Ihr habt beide die Seele eines Hünenbären. Yumari dank T’Stor, Jivvin durch Am’churs Eingriff.“ Es war der Elf, der sich nun in das Gespräch mischte. „Mit dem Reich der Schatten ist Almular, unsere Hauptstadt gemeint. Dort gibt es einen Schacht, der zu einem Lavasee führt. Es gäbe Platz, um eine Schmiede einzurichten, in sicherer Entfernung zur Feuerglut, aber es ist da so heiß, dass kein Sterblicher sich lange genug dort aufhalten kann.“
„So schnell macht Hitze mir nichts aus.“ Yumari winkte gelassen ab.
Ein unvermitteltes Krachen im Unterholz ließ beide Gruppen hochfahren; doch sie entspannten sich sofort wieder, als sie drei Wölfe erkannten, die in den Lichtkreis des großen Feuers stolperten. Jivvin bemerkte, wie Lurez sich regte, als er Brynn sah, und lächelte innerlich.
„Wir bringen das Abendessen“, verkündete Brynn stolz, aber sichtlich erschöpft. Er half mit, einen erlegten Hirsch von beeindruckender Größe heranzutragen. Die niedergedrückte Stimmung, die sich über sie gelegt hatte, verschwand augenblicklich und als Yumari aufstand und den riesigen Hirsch, dessen Gewicht die überanstrengten Jäger kaum noch bewältigen konnten, allein abseits des Feuers an eine Stelle brachte, wo er zerlegt werden konnte, begannen sie alle aufgeregt zu raunen. Das Tier wog sicherlich so viel wie drei, wenn nicht vier ausgewachsene Männer!
„Willst du wirklich gegen die im Armdrücken antreten? Ich will von der keine gelangt bekommen“, flüsterte Kamur Jivvin zu – laut genug, dass alle, Yumari eingeschlossen, es hören konnten. Sie lächelte sanft, während sie ein Messer aus dem Gürtel zog und mithalf, den Hirsch aufzubrechen.
„Dann rate ich dir, mich nicht zu ärgern, Kleiner, sonst fordere ich dich heraus. Am’churi dürfen eine Aufforderung zum Duell nicht ablehnen, soweit ich weiß?“
Alle lachten, auch Kamur; nur Jivvin blieb still. Er hatte Angst, dass Ni’yo die Zeit davonlief, während sie hier scherzten und Geschichten austauschten. Am liebsten wäre er die ganze Nacht weiter marschiert, um noch schneller bei den sagenumwobenen Städten der Kalesh anzugelangen.
Halte durch, Ni’yo, wir beeilen uns, so gut es eben geht …
10.
Ni’yo konnte das Portal nicht sehen, nur einen schier endlosen
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