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Die Meister der Am'churi (German Edition)

Die Meister der Am'churi (German Edition)

Titel: Die Meister der Am'churi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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überaus geschickt von diesem Elf.“ Ni’yo wurde von einer der Klauen regelrecht am Boden festgenagelt; er konnte lediglich den Kopf bewegen, wurde allerdings weder zerquetscht noch vollständig am Atmen gehindert.
    „Ilanrin weiß, dass es nicht die Kraft deines Körpers ist, um die es hier geht. Ich müsste lediglich ein bisschen Gewicht auf dich legen und es wäre um dich geschehen. Dein Wille, dein Geist sind von Bedeutung. Alles, was ich von dir erfahre, kann ich als Waffe nutzen, um deinen Widerstand zu brechen.“ Konzentriert starrten die glühenden Augen des Drachen auf ihn nieder. Ni’yo spürte, wie ein machtvolles fremdes Bewusstsein nach ihm griff. Es fühlte sich sehr ähnlich an wie Am’churs Präsenz, darum empfand er Charurs Attacke nicht als wirklich bedrohlich. Am’chur hatte er jahrzehntelang von seinen innersten Gedanken fernzuhalten gelernt und der Gott war deutlich mächtiger als Charur. Aber er wollte diesen Gegner nicht unterschätzen, das wäre leichtsinnig. Zudem konnte Charur in dem wühlen, was Ni’yo spontan dachte und empfand und hier tatsächlich nach Schwächen fahnden …
    „Deinen Hass auf Ilanrin kann ich nicht nutzen, dazu müsstest du erst mein Sklave sein. Sehr geschickt, in der Tat – wäre er dir ein Verbündeter, ein Freund oder vielleicht sogar eine Art Vater geworden, hätte ich einen leichten Zugang zu deiner Seele gehabt … Es gibt so vieles, was ich dir über Ilanrin sagen und zeigen könnte …“ Eine Vision flammte in Ni’yos Bewusstsein auf, von Elfen, die unter Charurs Pranken fielen, und von Drachen, die Ilanrin tötete, indem er Pfeile in ihre Augen schoss. Eine Welle von ungeheurem Hass schlug gegen Ni’yos geistige Barrieren, Hass, der nicht ihm gehörte – nicht gänzlich …
    „Er hat deinen Vater getötet, Ni’yo? Interessant.“ Charur nahm seine Klaue von ihm. Und dann schnappte er unvermittelt zu. Ni’yos Reflexe waren schnell wie stets, doch seine Verletzungen nach dem Spiel der Drachen hinderten seinen Körper, und er konnte der Attacke nicht mehr ausweichen. Hunderte dolchartige Zähne schlugen zusammen, nur einen Hauch von seinem Gesicht entfernt.
    „Du solltest dich von deinen Hüllen trennen, sie riechen nach Blut.“ Eine einzelne Kralle fuhr unter Ni’yos Hemd und zerfetzte es, ohne ihn zu verletzen.
    „Schmeiß sie fort, die Brutlinge sind ewig hungrig und ich kann nicht garantieren, dass sie sich dauerhaft von dir fernhalten. Von deiner Haut lässt sich das Blut leichter waschen.“
    Ni’yo widerstand mühsam dem Drang, sich die Arme um den Leib zu schlingen. Er fühlte sich ohne Kleidung verletzlicher, hilflos ausgeliefert, obwohl ihm klar war, dass ein halber Fingerbreit Stoff keinen Unterschied machte, wenn ein Drache ihn angriff.
    „Genau wie die Elfen.“ Charur schnaubte, was womöglich ein Lachen bedeuten sollte. „Sie hängen ebenso an ihren Hüllen, als wären es gepanzerte Schuppen. Schmeiß sie fort, Ni’yo. Dort zu deiner Rechten, etwa vier Flügelschläge entfernt – hm, was auch immer das an Schritten für dich sein mag – findest du einen See mit sauberem Wasser. Daran besteht kein Mangel, nur Nahrung wird sich schwerlich finden lassen.“
    Der Purpurne wandte sich von ihm ab, doch dann schien er es sich anders zu überlegen und drehte den Kopf zu ihm.
    „Eigentlich wollte ich dich töten und sehen, ob Ilanrin vielleicht einen weiteren Auserwählten bereithat. Womöglich jemanden, der sich leichter versklaven lässt. Aber du bist ein unterhaltsames Spielzeug, Ni’yo. Töten kann ich dich immer noch, und wozu leichtfertig weitere Jahre Elend riskieren?“
    Er breitete die Flügel aus und flog auf.
    „Hüte dich vor den Brutlingen! Das sind jene, die außer Zorn und Hunger nichts mehr kennen, seelenlose Brut in Drachenkörpern. Sie mögen deinen Geschmack, es war nicht leicht, sie zu bändigen …“
    Mit langsamen Bewegungen entledigte sich Ni’yo seiner restlichen Kleidung, und marschierte dann zum See. Seine Beinwunde pochte. Wenigstens hatte sie sich geschlossen und schien nicht entzündet. Offensichtlich besaß er genug Elfenblut, um einigermaßen rasch heilen zu können.
    „Vier Flügelschläge“ entpuppten sich als fast eine Meile. Ni’yo wusch sich Blut und Schmutz vom Körper, sobald er den See erreichte. Ihm war bewusst, dass Hunderte Augen jede seiner Regungen belauerten. Er spürte den Hass und die Wut, die anscheinend jedem Zweibeiner galt. Er war es gewohnt, mit Hass bedacht zu werden

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