Die Meister der Am'churi (German Edition)
Oder auch nur, dass deine Waffenbrüder dich verspotten, so wie Jivvin, wenn er nicht in der Nähe ist.“
„Verbannung droht mir gewiss nicht, sonst hätte Jivvin den Tempel gar nicht erst betreten dürfen“, erwiderte Lurez mit einem schiefen Lächeln. „Dass ich Männer und Frauen gleichermaßen liebe, ist bekannt, es interessiert niemanden, sofern es meine Kampffähigkeiten nicht schwächt. Bei Jivvin ist es auch nicht die Liebe zu Männern, sondern die zu genau diesem Mann. Der Spott würde eher dich treffen.“
Brynn schloss die Augen und wandte sich zur Seite.
„Solange es bei ein wenig Spott bleibt, kann ich damit leben. Lynea passt schon auf, dass mir keiner wehtut“, sagte er bitter. „Lynea passt immer auf uns alle auf!“
„Oh, ich versteh dich!“ Lurez drückte ihm die Hand. „Ich bin in Ni’yos und Jivvins Schatten groß geworden und weiß genau wie es ist, wenn man tun kann, was man will, man wird nie mehr als die Nummer drei werden können. Jivvin ist mein Freund, ja, und es gab Zeiten, da habe ich ihn mehr – anders – geliebt als einen Bruder. Aber nicht einmal mit ihm konnte ich je mithalten. Ni’yo, der war so fern wie die Sonne …“
Brynn winkte ab. „Ich will das Rudel verlassen, sollte ich diesen Kampf überleben und es eine Weile als Einzelgänger versuchen. Vielleicht bringt mich das weiter, ich weiß es nicht.“ Er streifte Lurez erneut mit einem verunsicherten Blick. Alarmiert stand Lurez auf und ging zurück zur Lichtung, um seine Sachen zu holen und sich anzuziehen.
„Hör zu“, begann er, während er sein Hemd überstreifte. Innerlich knirschte er mit den Zähnen, er hasste peinliche Gespräche dieser Art. Dass Brynn mittlerweile mit vor der Brust verschränkten Armen an der Birke lehnte, unter der sie sich geliebt hatten, und ihn misstrauisch beobachtete, machte es nicht leichter. „Ich weiß nicht, was du … was du erwartest. Ich will dich nicht enttäuschen, es war, ich meine …“
Er musste an sich halten, um nicht im Reflex zuzuschlagen, als Brynn plötzlich vor ihm stand und nun ihm die Finger an den Mund legte.
„Hör auf, ich bin keine Jungfer, die von dir ein Bundversprechen fordern will“, sagte er und schüttelte lächelnd den Kopf. „Es war eine beeindruckende Erfahrung, für uns beide, schätze ich. Wir können das gerne irgendwann einmal wiederholen, sobald das hier – also, all das hier, die Drachen, Elfen, Götter und so weiter – entschieden ist. Ich werde dich nicht belästigen, dich nicht vor deinen Kameraden blamieren und auch nicht den Mond anheulen gehen.“
Bevor Lurez noch etwas erwidern konnte, hatte sich Brynn bereits in einen Wolf verwandelt und war außer Sichtweite verschwunden.
Seufzend schnallte Lurez sich sein Chi’a auf den Rücken.
Ich will doch hoffen, dass es ein nächstes Mal gibt. Dann werde ich dich an einen Baum binden, Wölfchen, und rammen, bis du um Gnade flehst , dachte er und schmunzelte über das Bild, das er dabei vor Augen hatte: Brynn, wie er gefesselt dastand, vor Lust schreiend, während er, Lurez, ihn an den Hüften hielt und mit leidenschaftlicher Gewalt nahm. Rasch verdrängte er das Bild und marschierte rasch zurück zum Lager. Es wäre unsinnig, das hier zu wiederholen, gleichgültig in welcher Konstellation. Sie waren verschiedenen Göttern geweiht, es konnte keine Zukunft geben. Selbst wenn sie vorgaben, es rein auf Sex zu beschränken, würde es in Kummer enden. Lurez wusste, er war bereits jetzt zu sehr verliebt in diesen impulsiven, leidenschaftlichen Mann, der so viel Zorn und zugleich so viel Sanftheit in sich vereinte. Und so, wie er es behauptet hatte, war es nicht ganz richtig – seine Waffenbrüder würden ihn verspotten, einige vielleicht sogar verachten. Nicht unbedingt, weil Brynn ein Mann war, sondern weil er zu Muria gehörte.
Eine Liebschaft lenkt mich bloß ab, wie soll ich da kämpfen? Und danach müsste ich mich wohl zwischen ihm und dem Tempel entscheiden …Das will ich nicht!
Ich werde ihn meiden. Und er wird mich meiden, wie schon zuvor. Es wird ihm wehtun, ich weiß es. Es wird mir selbst wehtun. Es ist das Beste, was ich tun kann.
Und wenn ich es mir lange genug einrede, werde ich vielleicht auch selbst daran glauben!
13.
„Das war’s“, sagte Yumari, verdrehte die Augen und kippte nach hinten über. Wäre Jivvin nicht rasch vorgesprungen, um sie gerade noch rechtzeitig abzufangen, wäre sie mit dem Kopf auf der Esse aufgeschlagen. Er stöhnte,
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