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Die Meister der Am'churi (German Edition)

Die Meister der Am'churi (German Edition)

Titel: Die Meister der Am'churi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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würde.
    „Sie sind nichts als Tiere, allesamt. Kaum vierzig Drachen besitzen Verstand und Seele, der Rest beherrscht nicht einmal mehr unsere Sprache. Sie sind keine Drachen mehr, nur noch Brutlinge. Sie folgen Instinkten, sind degenerierte, erbärmliche Kreaturen. Das haben die Elfen uns angetan, das ist aus uns geworden. Ich will nicht frei sein, Ni’yo. Gewiss, ich will die Sonne wiedersehen, und meinem Volk Hoffnung schenken. Ich wünschte, ich hätte Kraft zu helfen, Junge heranzuziehen, die wieder zu solch stolzen, vernunftbegabten, mächtigen Drachen heranwachsen können. Aber das müssen andere tun, so sie es vermögen. Das Einzige, was ich noch will, ist Rache. Verstehst du?“
    Ni’yo wich vor der verzweifelten Wut dieser uralten Kreatur zurück. In seinem Kopf drehte sich alles. Nur zu gerne wollte er es zulassen, die Drachen befreien, damit Gerechtigkeit herrschte. Doch er wusste, dass Charurs Rache keinen Platz für Gerechtigkeit ließ . Unter seinen Pranken würden die Städte der Elfen zerbrechen und Menschen zu Beutetieren für die Jungen werden.
    „Geh nur, Menschlein. Geh, sieh dir die Gelege an. Falls du noch länger standhalten willst, werde ich dich füttern müssen, mit Zwang, wenn es nicht anders möglich ist. Ich brauche dich lebend für meine Rache.“ Charur breitete die Flügel aus und ließ Ni’yo zurück.
    Eher sterbe ich, als das Fleisch abgeschlachteter Drachenjunge zu essen!
    Ni’yo hatte von jung an lange Hungerphasen durchgemacht und konnte deutlich länger ohne Nahrung auskommen als ein gewöhnlicher Mensch. Vermutlich hatte er eine Woche, bevor der Hunger ihn schwächen würde. Er zog sich in seine sichere Felsspalte zurück. Hier wollte er für einige Stunden Vergessen im Schlaf suchen. Es war unbequem und kalt, er hatte sich noch immer nicht daran gewöhnt, ohne Kleidung auskommen zu müssen. Aber das Gefühl relativer Sicherheit musste für den Moment genügen. Ich gebe ich nicht auf , dachte er entschlossen, bevor er die Augen wieder schloss und sich in Meditation zu versenken begann, der einzige Weg in den Schlaf zu finden, ohne von Ängsten gestört zu werden. Noch nicht …
     
     

14.
     
     „Du bist eine widersinnige Kreatur, Ni’yo.“ Charur schnaubte und hielt ihn mit einer seiner Vorderpranken am Boden nieder. Ni’yo hatte irgendwann aus seinem Versteck kommen müssen, um sich zu erleichtern und zu trinken, und schon hatte der Purpurne ihn erwischt. „Kein reiner Mensch, das wusste ich. Ein Kind des Kalesh, ich wittere sein Erbe an dir. Ein Erwählter des Am’chur, oh ja, auch ihn kann ich riechen. Dennoch scheinst du ein Mensch zu sein, du bist den Elfen zwar ähnlich, aber eben doch wieder nicht. Menschen sind mir fremd, ich habe sie nie mit eigenen Augen gesehen.“ Ni’yo unterdrückte einen Schmerzensschrei, als er grob über den Boden gerollt wurde, während Charur ihn offenbar von allen Seiten betrachtete. Dann packte ihn die Klaue plötzlich am Bein und riss ihn kopfüber in die Höhe. „Eigenartig, ja. Du dürftest mir nicht so fremd sein, ich wittere Dimatas Willen an dir. Dimata war und ist meine Gefährtin, obwohl sie mich verlassen hat. Verlassen und verraten!“ Charur brüllte vor Zorn und schleuderte Ni’yo dabei von sich. Mit den Instinkten eines Am’churikriegers gelang es ihm, sich rechtzeitig zusammenzukauern, sodass sein Kopf geschützt war, als er erst gegen die Felswand, dann zu Boden stürzte. Er hörte und spürte vor allem, wie gleich mehrere Knochen in beiden Beinen brachen. Stöhnend vor Schmerz versuchte er sich hochzustützen, als er den Drachen kommen hörte. Doch seine Arme gaben sofort nach, er hatte sich wohl auch die rechte Schulter bei dem Aufprall gebrochen. Mit zusammengebissenen Zähnen konzentrierte er sich, bis er den Schmerz beherrschte. Ni’yo hatte noch nie geschrien, wenn er gefoltert wurde, und hatte keineswegs vor, jetzt damit anzufangen.
    „So zerbrechlich, dieser Körper, so nutzlos.“ Charur packte ihn und hob ihn wieder hoch. „Zu viele Götter haben an dir herumgepfuscht, und die Elfen haben dir zudem eine Drachenseele eingehaucht. Viel zu viel Macht in solch einer lächerlichen Hülle!“ Ni’yo hörte ihm kaum zu. Er spürte, wie sein Körper zu heilen begann, wie konnte das sein? Am’chur hatte ihn verlassen!
    „Du benötigst Am’chur nicht.“ Erneut war der Drache in sein Bewusstsein eingedrungen, sein raues Flüstern quälte Ni’yos Seele. „Im Gegenteil, Am’chur hat dich behindert.

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