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Die Meister der Am'churi (German Edition)

Die Meister der Am'churi (German Edition)

Titel: Die Meister der Am'churi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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gebändigt waren und dem schlichten Kleid hätte sie überall als Bäuerin oder Handwerkerfrau durchgehen können.
    „Das Siegel schützt die Welt vor uns, und uns vor der Welt“, fauchte Charur hasserfüllt. „Jene, die sich jetzt Götter nennen dürfen, können nur hierher zurückkehren, wenn das Siegel gebrochen ist, weder ihre Gedanken noch ihre stofflichen Aspekte, mit denen sie auf Aru einherschreiten, können hier eindringen.“
    Er schüttelte Ni’yo durch – beinahe behutsam, er schien trotz seines Zornes zu spüren, dass er sein Opfer dadurch umbringen könnte. „Das war Am’churs Plan, nicht wahr? Du solltest Harla einschmuggeln, ihre Präsenz ist so schwach, dass ich sie nicht spüren konnte, erst, als du ihre Figur verloren hast!“
    Er schlug mit seinem Schweif nach der Frau, die mühelos auswich.
    „Ja, tanz nur, kleine Harla, zeig dich in all deiner menschgewordenen Jämmerlichkeit! Ich kann jederzeit deinen Drachenkörper vernichten, dann gehst du zu den Himmelsmächten ein, statt als unwichtige Göttin dein Dasein zu fristen!“ Charur holte erneut aus und zielte diesmal auf den steinernen Drachenkopf, doch Ni’yo schrie mit aller Kraft, die er sammeln konnte: „NEIN!“
    Verblüfft hielt Charur inne, er schien einen Moment lang vergessen zu haben, dass er ihn noch immer in der Pranke hielt.
    „Du verteidigst sie? Wozu? Ich habe Am’churs Absicht durchschaut und werde sie vereiteln. Auch wenn es lächerlich ist, Harla hätte hier nichts bewirken können.“
    „Nein, sie ist …“ Ni’yo hing schlaff in Charurs Griff, kämpfte gegen die drohende Ohnmacht. Der Drache grollte ungeduldig und plötzlich flutete fremde Energie durch Ni’yos Adern. Nicht genug, um ihn gänzlich heilen, gerade ausreichend, dass er sich bei Bewusstsein und klaren Verstand halten konnte.
    „Ich habe sie nicht absichtlich hergebracht, und Am’chur scheint sie ebenfalls übersehen zu haben! Eine Bäuerin schenkte mir diese Figur, ich habe sie als bloßen Glücksbringer angesehen und schlicht vergessen. Sieh in meine Gedanken, ich sage die Wahrheit!“
    Charur brach mit so viel Gewalt in Ni’yos Bewusstsein ein, dass dieser sich schreiend zusammenkrümmte. Was er in der Erinnerung fand, die er mit Ni’yo teilte, schien ihn allerdings zu besänftigen; er zog sich zurück und legte Ni’yo beinahe sanft zu Boden.
    „Du hast ein Gebet an Harla gerichtet, mit dieser Figur in der Hand“, sagte er nachdenklich. „Das hat die Verbindung geschaffen, die Harla nutzen konnte.“ Das Holzfigürchen zerbarst unter Charurs Pranke. Dann beugte sich der Drache tief zu ihm hinab und ließ ihn seinen heißen Atem spüren. „Ein Gebet, weil du deinen Geliebten nicht an deine Schwester verlieren wolltest.“
    Ni’yo erstarrte vor Entsetzen. Er hatte vielleicht eine kleine Göttin gerettet, aber damit seinem Feind eine mächtige Waffe gegeben, die dieser gegen ihn einsetzen konnte …
    „Flick ihn zusammen und verschwinde. Wenn ich dich noch einmal hier auch nur zu spüren glaube , gehst du in die Ewigkeit ein!“, hörte er Charur grollen.
    Nur einen Herzschlag später legten sich menschliche Hände behutsam auf seinem Kopf und Arm nieder. Niemals zuvor war er so froh gewesen, von irgendjemandem berührt zu werden!
    „Verzweifle nicht, Ni’yo“, flüsterte Harla und nahm ihm die Schmerzen. „Kein Gebet, das von einem Gott erhört wurde, war je umsonst, denn die Antwort eines Gottes bewirkt ein Wunder. So hat der Schöpfer aller Welten es bestimmt, und alle Himmelmächte müssen sich dem beugen.“
    Ni’yo blickte ernst zu ihr auf, in ihre unmenschlichen, hellen Drachenaugen, die als Einzige bezeugten, was sie wirklich war.
    „Ich habe dich um Glück gebeten, auf dass Jivvin zu mir zurückfinden möge, und er ist zurückgekehrt. Wenn das dein Werk war, danke ich dir von Herzen. Aber es wird mir hier nicht helfen.“ Er sah, wie viel Kraft es sie gekostet hatte, ihm auch nur die Qualen zu erleichtern. Eine Göttin mochte sie sein, doch sie besaß wahrhaftig nicht die Macht der alten Drachen.
    „Macht ist nicht alles, was in dieser Welt zählt, wer sollte das besser wissen als du?“, flüsterte sie, und ihre Augen glühten in unirdischem Licht auf. „Nein, ich kann nicht das Schicksal ganzer Völker und Himmelscharen lenken. Mein stofflicher Leib ist um ein Vielfaches schwächer als deiner, obwohl du sterblich bist. Manchmal allerdings genügt ein kleiner Funke und die rechten Bedingungen, um einen Flächenbrand zu

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