Die Meister der Am'churi (German Edition)
Jivvin einen zweiten Finger hinzunahm und ihn damit fast zum Höhepunkt trieb, „… würdest … du … mich … dann … bitte los … lassen?“
Jivvin grinste schelmisch und legte sich wieder mit mehr Gewicht auf ihm nieder. Er war so erleichtert, dass sein Experiment gut gegangen war, doch das würde er niemals laut sagen.
„Würdest du es denn tun?“, fragte er unbarmherzig und führte einen dritten Finger ein, während er mit der anderen Hand begann, ihm mit viel Nachdruck die Erektion zu massieren. Es war wundervoll mitanzusehen, wie sein sonst so beherrschter Geliebter mit weit aufgerissenen Augen nach Luft schnappen musste und einen für Moment vor lauter Ekstase regelrecht die Orientierung verlor.
„Was?“, wimmerte Ni’yo, hilflos unter ihm zuckend.
„Nun, gestehst du die Niederlage ein? Oder würdest du es nur vielleicht tun?“
„Bitte“, keuchte er, „bitte!“
Zu mehr schien Ni’yo nicht mehr in der Lage zu sein, er japste, zitterte unkontrolliert, stöhnte laut vor kaum zu bändigender Lust. Jivvin spürte, dass Ni’yo kurzatmig wurde. Einen Herzschlag lang haderte er mit sich, ob es wirklich richtig war, ihn so zu fordern, obwohl er starke Schmerzen haben musste – doch er sah kein Zeichen dafür, dass Ni’yo geschont werden wollte, also drängte er alle Gedanken zur Seite und trieb ihn weiter, bis ihm das zuckende Geschlecht in seiner Hand zeigte, dass Ni’yo unmittelbar vor dem Höhepunkt stand.
Unvermittelt hielt er inne, löste sich von ihm, setzte sich aufrecht, den Rücken an die Wand gelehnt, und zog seinen Geliebten zu sich heran. Es dauerte eine Weile, bis das schwitzende, bebende Geschöpf in seinen Armen zur Ruhe kam. Dann aber ließ Ni’yo sich auf seinem Schoß nieder und begann nun seinerseits, zumindest die rechte Hand auf Wanderschaft zu schicken, forderte heißhungrige Küsse ein, saugte an Jivvins Fingern, rieb sich an Jivvins Schaft, der gegen seinen Bauch drückte. Manchmal mochte Jivvin trauern um all das, was er für Ni’yo aufgegeben hatte, doch in Momenten wie diesen, in denen Lust und Zärtlichkeit miteinander verschmolzen und sein Geliebter sich ihm mit Leib und Seele hingab, wusste er, dass er es niemals wieder anders haben wollte. Als Ni’yo über ihn glitt und ihn mit langsamen Hüftbewegungen zu reiten begann, barg Jivvin das Gesicht an seiner unverletzten Schulter, sog tief den Duft dieses Mannes in sich ein, berauschte sich am gleichmäßigen Pulsieren des vertrauten Herzschlags, und versank im Taumel ihres gemeinsamen Höhepunktes.
3.
Es klopfte. Jivvin schreckte aus einem leichten Dämmerschlaf hoch, einen Moment lang völlig desorientiert. Es war dunkel in der Hütte, das Häufchen Glut des Herdfeuers spendete kaum noch Licht. Er spürte Ni’yo an seiner Seite, seine warme Haut, seinen Atem, der über Jivvins Arm strich, wirre Haarsträhnen, die ihn leicht an der Schulter kitzelten. Gerne hätte er ihn jetzt richtig gesehen, nicht nur seine vagen Umrisse; er liebte es, Ni’yo zu betrachten, wenn er sich im Schlaf entspannte, so friedlich wirkte, so vollkommen in jeglicher Hinsicht …
Das Klopfen wiederholte sich, mehr ein zaghaftes Pochen. Ni’yo seufzte leise, drehte sich jedoch nicht einmal um, geschweige denn, dass er erwachte. Ein sicheres Zeichen, dass er sich im Heilschlaf befand. Bevor Erinnerungen – schöne und schreckliche – hochkommen konnten, die Jivvin mit seinem Geliebten in hilflosem Tiefschlaf verband, stand er auf, schlüpfte rasch in Hemd und Hose und ging zur Tür.
Eine Frau stand dort, sie starrte ihn erschrocken an und wich einige Schritte zurück. Sie stammte offensichtlich aus dem Dorf: Ihr Kleid war auf die für diese Gegend typische Weise bestickt und grün gefärbt. Das helle Mondlicht offenbarte für die scharfen Augen eines Am’churi ein junges, rundliches Gesicht, umrahmt von schweren blonden Zöpfen. Es strahlte jene Art von innerer Ruhe aus, die Jivvin bei vielen Landleuten beobachtet hatte. Diese Gewissheit, genau dorthin zu gehören, wo man sich bereits befand, die weder von mühseliger Arbeit, Hungersnot oder Schicksalsschlägen erschüttert werden konnte. Im Augenblick schien die Frau allerdings zwischen Flucht und dem, was auch immer sie hergetrieben hatte, zu schwanken. Jivvin hatte nicht damit gerechnet, mitten in der Nacht
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