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Die Meisterdiebin

Die Meisterdiebin

Titel: Die Meisterdiebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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verrückten Plan mitzumachen. Und zu beten, dass Clea es überlebte.
    „Sie haben Van Weldon zu dicht an sie herangelassen“, sagte er. „Clea wäre fast mit dem Wagen in die Luft geflogen.“
    „Ist sie aber nicht.“
    „Ihr Mann hat nicht aufgepasst, geben Sie es zu!“
    MacLeod stieß eine Rauchwolke aus. „Na gut, wir haben nicht damit gerechnet. Aber Ihre Cousine lebt noch, oder? Wir behalten sie im Auge.“
    Tony lachte. „Sie wissen ja nicht einmal, wo sie jetzt ist!“ MacLeods Handy summte. Er hob es ans Ohr, lauschte kurz und sah Tony an. „Wir wissen genau, wo sie ist.“
    „Der An ruf?“
    „Ein Privatanschluss. Gehört einem gewissen Hugh Tavistock in Buckinghamshire.“
    Tony schüttelte den Kopf. „Wer ist das?“
    „Das überprüfen wir gerade. Vorläufig ist sie sicher. Wir haben unseren Mann vor Ort informiert.“
    Tony setzte sich aufs Bett. „Wenn Clea das hier erfährt, bringt sie mich um.“
    MacLeod lachte. „Wie ich Ihre Cousine kenne, kann das durchaus sein.“
    „Sie haben sie verloren“, sagte Simon Trott.
    Victor Van Weldon ließ sich nicht anmerken, wie sehr ihn diese Nachricht aufregte.
    „Wie ist das passiert?“ fragte er mit eisiger Ruhe.
    „Im Krankenhaus. Sie wurde nach dem Sprengstoffanschlag eingeliefert und ist spurlos verschwunden.“
    „War sie verletzt?“
    „Eine Gehirnerschütterung.“
    „Dann kann sie nicht weit gekommen sein. Spürt sie auf.“
    „Das versuchen sie gerade. Aber sie befürchten …“
    „Was?“ fragte Van Weldon scharf.
    „Dass sie sich an die Behörden gewandt hat.“
    Wieder spürte Van Weldon, wie die riesige Faust sich um seinen Brustkorb schloss. Er schnappte nach Luft und wartete darauf, dass der Anfall vorüberging. Diesmal ist es besonders schlimm, dachte er. Und alles wegen dieser Frau. Er holte das Fläschchen mit dem Nitroglyzerin heraus und schob sich zwei Tabletten unter die Zunge. Langsam ließ der Druck nach. Noch nicht, dachte er. Noch bin ich nicht bereit zu sterben.
    Er hob den Kopf. „Gibt es Beweise dafür?“
    „Sie ist uns einfach zu oft entkommen. Ohne fremde Hilfe kann sie das wirklich nicht geschafft haben. Hilfe von der Polizei. Oder Interpol.“
    „Nicht Clea Rice. Die würde der Polizei nie vertrauen.“ Er steckte das Fläschchen wieder ein und holte tief Luft. Der Schmerz war weg.
    „Sie hat Glück gehabt, das ist alles“, knurrte Van Weldon und wedelte mit der Hand. „Aber irgendwann wird es sie im Stich lassen.“
    Clea hatte nicht so lange schlafen wollen, aber die Gehirnerschütterung hatte sie benommen gemacht, das Bett war so weich und bequem gewesen, und sie hatte sich sicher gefühlt. So sicher wie seit Wochen nicht mehr. Als sie endlich aufstand, schien die Sonne durchs Fenster und vom stechenden Kopfschmerz war nur noch ein dumpfes Pochen geblieben.
    Ich bin noch am Leben, dachte sie staunend.
    Um sie herum erwachte das Haus langsam zum Leben. Dielen knarrten, Wasser rauschte in den Leitungen. Es war zu spät, um unbemerkt zu verschwinden. Also würde sie für einige Stunden den Gast spielen müssen. Irgendwann würde sie sich dann unauffällig zurückziehen und zu Fuß zum Bahnhof gehen. Mehr als ein paar Meilen konnte er nicht entfernt sein. Das würde sie schaffen.
    Clea sah sich um. Ihr verdrecktes und zerrissenes Kleid lag über einer Sessellehne. Ihre Strümpfe waren zerfetzt. Ausgerechnet die Pumps, die sie so gequält hatten, standen fast unversehrt vor ihr. Lieber würde sie barfuß laufen, als sie noch einmal anzuziehen. Oder in Hausschuhen? Sie entdeckte ein Paar neben der Kommode, pinkfarben und flauschig. Im Schrank fand sie einen seidenen Morgenmantel. Sie streifte ihn über, schlüpfte indie Hausschuhe und nahm den Stuhl von der Tür. Leise ging sie hinaus.
    Die anderen Bewohner waren alle schon auf. Clea schlich nach unten. Der Anblick, der sich ihr bot, glich einem Foto in einem edlen Lifestyle-Magazin. Die Familie saß an einem Tisch auf der Terrasse und frühstückte. Am schmiedeeisernen Geländer blühten Kletterrosen, dahinter erstreckte sich der gepflegte Rasen und um ihn herum der herbstliche Park mit goldbraunem Laub. Und erst die Leute! Da war Beryl mit ihrem titelbildschönen Gesicht und den schimmernden schwarzen Haaren. Da war Richard Wolf, schlank und sportlich, den Arm um Beryl gelegt.
    Und da war Jordan.
    Man sah ihm nicht an, was für eine Nacht er hinter sich hatte.
    Er war elegant wie immer und wirkte vollkommen entspannt. Das blonde Haar glänzte

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