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Die Meisterdiebin

Die Meisterdiebin

Titel: Die Meisterdiebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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an sich. „Hör zu“, flüsterte er. „Jemand ist uns von Chetwynd hierher gefolgt. Du kannst den Zug nicht nehmen.“
    Wortlos nickte sie und setzte sich wieder in Bewegung.
    Wie aus dem Nichts tauchte ein Mann vor ihnen auf. Ein Mann in einem grauen Anzug. Sein Gesicht war nicht weiter bemerkenswert. Es war die Pistole in seiner Hand, die Cleas entsetzten Blick auf sich zog.
    Sie wurde nach rechts geworfen, bevor der erste Schuss fiel. Etwas rammte ihre Schulter und schob sie zur Seite. Jordan. Wiein Zeitlupe sah sie sein Tweedsakko auf sich zukommen, dann taumelte sie, stürzte und fiel auf die Knie. Den Aufprall spürte sie im ganzen Körper. Der Kopfschmerz setzte wieder ein, so heftig, dass alles vor ihren Augen verschwamm.
    Um sie herum ertönten Schreie. Mühsam kam sie wieder auf die Beine und suchte nach dem Angreifer. In Panik stoben die Menschen auf dem Bahnsteig auseinander. Jordan stand vor ihr, aber über seine Schulter hinweg sah sie den Mann mit der Waffe.
    In genau diesem Moment hob er sie und zielte.
    Der Knall war ohrenbetäubend. Clea zuckte zusammen, aber sie fühlte keinen Schlag, keinen Schmerz, nur grenzenloses Erstaunen darüber, dass sie noch am Leben war.
    Auch im Gesicht des Attentäters spiegelte sich Fassungslosigkeit. Er starrte auf seine Brust, wo der Blutfleck sich schnell auf dem Hemd ausbreitete. Dann wankte er und brach zusammen.
    „Weg von hier!“ bellte eine Stimme irgendwo neben Clea.
    Sie schaute in die Richtung und sah einen zweiten Mann mit einer Waffe. Mit hektischen Handbewegungen bedeutete er ihr, nicht länger hier zu bleiben.
    Der Mann im grauen Anzug kroch auf Händen und Knien über den Bahnsteig, röchelnd und fluchend, die Pistole noch in der Hand. Erst als Jordan sie an einer Schulter packte, riss Clea sich aus der Erstarrung. Plötzlich funktionierten ihre Beine wieder und sie rannte los. Jeder Schritt war wie ein Nagel, der in ihren schmerzenden Kopf getrieben wurde. Sie hörte Jordan hinter sich. Dann hatten sie das Ende des Zuges erreicht, sprangen auf die Gleise und hasteten zum gegenüberliegenden Bahnsteig.
    Clea kletterte als Erste hinauf und drehte sich nach Jordan um. Sie streckte ihm den Arm entgegen, um ihm zu helfen.
    „Warte nicht auf mich“, keuchte er, als sie beide oben waren. „Renn weiter … zum Parkplatz …“
    „Ich muss auf dich warten. Du hast die verdammten Wagenschlüssel!“
    Der Jaguar stand in der Nähe der Ausfahrt. Jordan warf Clea die Schlüssel zu. „Fahr du“, sagte er.
    Sie widersprach nicht, sondern setzte sich ans Steuer. Sekunden später raste sie mit quietschenden Reifen vom Parkplatz.
    Keine hundert Meter rasten zwei Streifenwagen mit heulenden Sirenen an ihnen vorbei zum Bahnhof.
    Clea schaute in den Rückspiegel. Sie schienen es geschafft zu haben. „Du hast gesagt, jemand ist uns von Chetwynd zum Bahnhof gefolgt. Woher wusstest du das?“
    „Eine ganze Weile fuhr ein schwarzer MG hinter uns her. Dann fiel er plötzlich zurück. Ich dachte, ich hätte mich geirrt.“
    „Aber du bist trotzdem umgekehrt, um mich zu holen.“
    „Als ich vom Parkplatz fuhr, tauchte der schwarze MG wieder auf. Er fuhr gerade in eine Lücke. Da wurde mir klar …“ Er verzog das Gesicht. „Willst du mir nicht endlich erklären, was zum Teufel los ist?“
    „Jemand hat gerade versucht, uns umzubringen.“
    „Das habe ich gemerkt. Wer war der Mann?“
    „Du meinst seinen Namen?“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich habe keine Ahnung.“
    „Und der andere? Der, der uns das Leben gerettet hat?“
    „Seinen Namen kenne ich auch nicht. Aber …“ Sie zögerte.
    „Ich glaube, ich habe ihn schon mal gesehen. In London. In der U-Bahn.“
    „Dein Schutzengel?“
    „Aber diesmal hast du ihn gesehen, also ist er kein Engel.“ Sie sah wieder in den Spiegel. Noch immer folgte ihnen kein anderer Wagen. Wohin jetzt? Chetwynd?
    „Wir können nicht nach Chetwynd zurück“, sagte Jordan, als hätte er ihre Gedanken erraten. „Damit werden sie rechnen.“
    „Du kannst dorthin zurück.“
    „Da bin ich nicht so sicher.“
    „Hinter dir sind sie nicht her.“
    „Würdest du mir sagen, wer sie sind?“
    „Dieselben Leute, die Guy Delanceys Wagen in die Luft gesprengt ha ben.“
    „Diese Leute … Haben die etwas mit dem mysteriösen Belgier zu tun? Oder war das auch nur ein Märchen?“
    „Es ist die Wahrheit. Gewissermaßen.“
    Jordan stöhnte auf. „Gewissermaßen?“
    Sie warf ihm einen Blick zu und sah, wie angespannt sein

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