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Die Meisterdiebin

Die Meisterdiebin

Titel: Die Meisterdiebin
Autoren: Tess Gerritsen
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helfen soll …“
    „Das hast du bereits getan. Mehr kann ich unmöglich von dir verlangen.“
    „Dann erzähl mir wenigstens, in was ich geraten bin“, bat er. „Wenn hier Bomben hochgehen, möchte ich wissen, warum sie es tun.“
    Sie kauerte sich nur noch mehr zusammen. Frustriert stand er auf, ging zur Tür und dann wieder zurück. Verdammt, er musste es wis sen.
    „Wenn du es mir nicht sagst, werde ich die Polizei verständigen müssen“, drohte er.
    Erstaunt sah sie hoch und lachte bitter. „Die Polizei? Das glaube ich kaum.“
    „Wieso?“
    „Hast du schon vergessen, wo wir uns begegnet sind? In Delanceys Schlafzimmer.“
    Seufzend schob er sich das Haar aus der Stirn. „Okay … Ich bin bei Guy eingebrochen, um einer Lady einen Gefallen zu tun.“
    „Was für einen Gefallen?“
    „Sie hatte ihm ein paar … indiskrete Briefe geschrieben und wollte sie zurück.“
    „Also der Freundschaftsdienst eines Gentlemans?“
    „So könnte man es nennen.“
    „Von einer Lady war bisher nicht die Rede.“
    „Weil ich ihr versprochen hatte, nicht darüber zu reden. Ihre Ehe ist nicht die stabilste. Aber jetzt ist Delancey schwer verletzt, und hier gehen Bomben hoch. Ich finde, es ist höchste Zeit für die Wahrheit.“ Er warf ihr einen durchdringenden Blick zu. „Du nicht auch?“
    Sie dachte kurz nach und sah zur Seite. „Okay.“ Sie atmete tief durch. „Ich bin auch keine Diebin.“
    „Warum warst du in Delanceys Schlafzimmer?“
    „Ich habe nur meinen Job gemacht. Wir suchen nach Beweisen. Für einen Versicherungsbetrug.“
    Jordan lachte. „Willst du jetzt behaupten, dass du bei der Polizei bist?“
    Trotzig hob sie den Kopf. „Was ist daran so komisch?“
    „Bei welcher Einheit? Hier bei der Ortspolizei? Scotland Yard? Oder vielleicht Interpol?“
    „Ich … arbeite für einen Privatdetektiv.“
    „Für welchen?“
    „Du würdest die Firma nicht kennen.“
    „Aha. Und um wen, wenn ich fragen darf, geht es bei deinen Nachforschungen?“
    „Er ist kein Engländer. Sein Name spielt keine Rolle.“
    „Und was hat Guy Delancey damit zu tun?“
    Erschöpft rieb sie sich die Augen. „Vor einigen Wochen hat Guy einen antiken Dolch gekauft, der als das Auge von Kaschmir bekannt ist“, begann sie mit emotionsloser Stimme. „Er befandsich zusammen mit anderen wertvollen Stücken auf einem Schiff namens Max Havelaar. Es sank direkt vor der Küste Spaniens. Der Eigentümer, ein Belgier, forderte von der Versicherung zweiunddreißig Millionen Dollar. Für das Schiff und die Ladung.“
    Jordan runzelte die Stirn. „Aber Delancey hat diesen Dolch erst kürzlich gekauft. Wann?“
    „Vor drei Wochen. Nach dem Untergang der Max Havelaar. “
    „Dann … war der Dolch gar nicht an Bord.“
    „Offenbar nicht.“
    „Und das ist es, was du jetzt beweisen willst? Dass der Eigentümer des Schiffs, dieser Belgier, die Versicherung betrügt?“ fragte Jordan.
    Sie nickte. „Er kassiert die Versicherungssumme und verkauft die Antiquitäten, die angeblich auf dem Meeresgrund liegen.“
    „Woher wusstest du, dass Delancey den Dolch gekauft hat?“
    Erschöpft sank sie aufs Bett zurück. „Er hat damit geprahlt. Er hat Freunden von einem Dolch aus dem siebzehnten Jahrhundert erzählt, den er aus privater Quelle hat. Ein Dolch mit einem Saphir am Griff. Das sprach sich unter Händlern und Sammlern herum. Von der Beschreibung her konnte es nur das Auge von Kaschmir sein.“
    „Und den wolltest du Delancey stehlen?“
    „Nicht stehlen. Ich wollte nur feststellen, ob und wo er ihn hat.
    Damit er später als Beweisstück beschlagnahmt werden kann.“
    War das die Wahrheit? Oder nur eine neue Geschichte, um ihn zufrieden zu stellen? „Du hast mir vorhin gesagt, dass du etwas stehlen wolltest, das mal deiner Familie gehört hat.“Sie zuckte mit den Schultern. „Ich habe gelogen.“
    „Wirk lich?“
    „Ich wusste nicht, ob ich dir trauen kann.“
    „Und jetzt traust du mir?“
    „Du hast mir keinen Grund gegeben, es nicht zu tun.“ Sie musterte ihn, als würde sie in seinem Gesicht nach einem verräterischen Zeichen suchen. Nach etwas, das bewies, dass sie gerade einen schweren Fehler begangen hatte. Dann lächelte sie. Anmutig, fast verführerisch. „Und du warst sehr nett zu mir. Ein wahrer Gentleman.“
    Nett? dachte er und stöhnte innerlich auf. Gab es etwas, das die Hoffnungen eines Mannes brutaler zunichte machte, als nett genannt zu werden?
    „Ich kann dir vertrauen“, sagte sie. „Oder
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