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Die Meisterdiebin

Die Meisterdiebin

Titel: Die Meisterdiebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Gesicht war. Er hat genauso große Angst wie ich, dachte sie.
    „Ich finde, ich habe ein Recht, die ganze Wahrheit zu erfahren“, sagte er.
    „Später.“ Sie fuhr noch schneller. „Jetzt will ich erst einmal aus dieser Grafschaft weg. Wenn wir in London sind …“
    „London?“ Er schüttelte den Kopf. „Stell dir das nicht so einfach vor. Wenn diese Leute so gefährlich sind, wie du behauptest, werden sie sämtliche Straßen überwachen.“
    Ein champagnerfarbener Jaguar würde ihnen bestimmt nichtentgehen. Sie würde ihn loswerden müssen. Und Jordan auch. Sie wollte ihn nicht noch einmal in Lebensgefahr bringen.
    „Da vorn ist eine Querstraße“, sagte er. „Bieg ab.“
    „Wohin führt sie? Nach London?“
    „Nein. Zu einem Landgasthof. Ich kenne die Eigentümer. Es gibt eine Scheune, in der wir den Wagen verstecken können.“
    „Und wie komme ich nach London?“
    „Gar nicht. Wir tauchen unter und überlegen uns den nächsten Schritt.“
    „Wir müssen weiter!“ widersprach sie. „Notfalls zu Fuß! Ich bleibe hier nicht länger als nötig …“
    „Aber ich fürchte, ich muss“, murmelte er.
    Wieder warf sie ihm einen Blick zu. Und was sie sah, ließ sie das Lenkrad verreißen.
    Er hatte die Jacke zurückgeschlagen und starrte auf sein Hemd. Es war blutig.

7. KAPITEL
    O h, mein Gott“entfuhr es Clea. „Warum hast du nichts gesagt?“
    „Es ist nicht schlimm.“
    „Woher weißt du das?“
    „Ich atme noch, oder?“ entgegnete Jordan.
    „Na wunderbar.“ Clea wendete so scharf, dass der Jaguar
    kurz ins Schleudern kam. „Wir fahren ins Krankenhaus.“
    „Nein.“ Er packte ihre Hand. „Dort kriegen sie dich sofort.“
    „Soll ich dich verbluten lassen?“
    „Es hat aufgehört.“ Er schaute an sich hinab. Der rote Fleck hatte sich ausgebreitet. „Wie sagen sie in Krimis immer? Es ist nur eine Fleisch wunde. “
    „Und wenn nicht? Wenn du innere Blutungen hast?“
    „Dann melde ich mich. Glaub mir“, fügte er mit einem schiefen Lächeln hinzu. „Im Grunde meines Herzens bin ich ein Feigling.
    Ein Feigling? dachte sie. Wenn es einen Mann gab, der nicht feige war, dann dieser.
    „Fahr zum Gasthof“, beharrte er. „Wenn es schlimmer wird, kann ich immer noch einen Arzt rufen.“
    Widerwillig wendete sie wieder. Die von Hecken gesäumte Straße wurde schmaler und mündete in eine mit Kies bestreute Einfahrt, an deren Ende das Munstead Inn inmitten eines herbstlichen Bauerngartens lag.
    Clea stieg aus und half Jordan vom Beifahrersitz.
    „Lass mich allein gehen“, bat er. „Das ist unauffälliger.“
    „Du könntest ohnmächtig werden.“
    „Etwas so Peinliches würde ich nie tun.“ Leise stöhnend zog er sich aus dem Wagen und schaffte es aus eigener Kraft durch den Garten und die Stufen hinauf.
    Ein älterer Gentleman öffnete ihnen. „Wenn das nicht der junge Mr. Tavistock ist“, rief er freudig.
    Jordan lächelte. „Hallo, Munstead. Haben Sie ein Zimmer frei?“
    „Für Freunde von Ihnen immer!“ Der Mann trat zur Seite. „ Chetwynd ist voll belegt, was?“
    „Nun ja, das Zimmer ist für mich und die Lady.“
    „Für Sie und …“ Überrascht sah Munstead ihn an. Dann grinste er. „Vertraulich, was?“
    „Es sollte unter uns bleiben.“
    Munstead zwinkerte. „Schon verstanden, Sir.“
    Clea wusste nicht, wie es Jordan gelang, in seinem Zustand so unbeschwert zu plaudern. Während der alte Mann nach dem Schlüssel suchte, erkundigte Jordan sich höflich nach Mrs. Munsteads Gesundheit, dem Garten und den Kindern. Unter normalen Umständen hätte Clea die romantische Atmosphäre des abgelegenen Gasthofs zu schätzen gewusst, aber jetzt wollte sie nur, dass Jordan sich hinlegte, damit sie nach seiner Schusswunde sehen konnte.
    Als sich die Zimmertür hinter dem Wirt schloss, schob Clea Jordan mit sanfter Gewalt aufs Bett und zog ihm das Sakko aus. Die Blutspur auf dem Hemd führte bis unter den rechten Arm.
    Sie knöpfte es auf. Das Blut war getrocknet, und der Stoff klebte an der Haut. Vorsichtig schlug sie es auseinander. Was zumVorschein kam, sah nicht aus wie ein Einschuss, sondern eher wie eine Schnitt wunde.
    Sie seufzte vor Erleichterung. „Das sieht nach einem Streifschuss aus. Du hast Glück gehabt.“
    Stirnrunzelnd starrte er auf seine Brust. „Vielleicht war es eher eine himmlische Fügung als Glück.“
    „Wie?“
    „Gib mir doch mal die Jacke.“
    Sie reichte ihm das Tweedsakko. Das Einschussloch war leicht zu finden. Es befand sich auf der

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