Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Meisterdiebin

Die Meisterdiebin

Titel: Die Meisterdiebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
Vom Netzwerk:
ging zu ihr und legte eine Hand auf ihre Schulter.
    „Warum will Victor Van Weldon dich tot sehen?“
    „Weil ich weiß, was mit der Max Havelaar passiert ist.“
    „Warum sie gesunken ist, meinst du?“
    Sie nickte. „Sie hatte nichts Wertvolles an Bord. Es war ein Versicherungsbetrug. Und die Besatzung wurde einfach beseitigt.“
    „Woher weißt du das alles?“
    „Weil ich dort war.“ Sie drehte sich zu ihm um. Ihr Gesicht war blass, ihre Augen groß. „Ich war an Bord der Max Havelaar, als sie unterging.“

8. KAPITEL
    „T ony verkauft Antiquitäten, das stimmt“, begann Clea. „Aber nicht illegal. Seit seinem Unfall im letzten Jahr sitzt er im Rollstuhl und er bat mich, für ihn nach Neapel zu fliegen. Dort lernte ich zwei italienische Seeleute kennen.“ Sie sah wieder aus dem Fenster. „Carlo und Giovanni …“
    Die beiden waren Erster und Nautischer Offizier auf einem Schiff im Hafen gewesen. Die beiden flirteten mit ihr, bedrängten sie jedoch nicht. Giovanni war mit Tony befreundet, und allein das reichte aus, um ihr den Respekt der beiden Südländer zu sichern.
    „Wir verbrachten mehrere Abende zusammen“, erzählte sie leise. „Sie waren so süß … so höflich. Wie jüngere Brüder. Und als sie dann auf die Idee kamen, mich auf ihrem Schiff nach Belgien mitzunehmen, war ich begeistert.“
    „Als Passagier?“ fragte Jordan.
    „Als eine Art blinder Passagier“, erklärte sie. „Der Kapitän hatte nichts dagegen, solange ich unter Deck blieb, bis wir aus dem Hafen ausgelaufen waren. Er wollte keinen Ärger mit dem Eigner.“
    „Du hast ihnen vertraut?“
    „Ja. Es klingt vielleicht verrückt, ich weiß. Aber sie waren so harmlos.“ Clea lächelte wehmütig. „Ich war so abenteuerlustig. Wir hatten alles genau geplant. Ich sollte für die acht Mann an Bord kochen. Platz war genug. Die Ladung bestand aus einigen Kisten mit Kunstgegenständen für eine Auktion in Brüssel.
    Sie schmuggelten mich abends an Bord, und ich wartete im Laderaum, bis wir aus dem Hafen waren. Giovanni brachte mir Tee und Kekse.“
    „Und es war die Max Havelaar? “ fragte Richard.
    Sie schluckte. „Ja, es war die Max Havelaar. Ein altes Schiff.
    Alles war verrostet. Ich fand es seltsam, dass ein so großes Schiff nur ein paar Kisten mit Kunstgegenständen transportierte. An einer hing ein Frachtbrief. Ich überflog ihn und stellte fest, dass in den Kisten ein Vermögen steckte.“
    „Stand der Eigentümer darauf?“
    „Ja. Die Firma von Van Weldon. Ich war neugierig, wollte hineinsehen, aber die Kisten waren alle vernagelt. Aber eine hatte ein Astloch, und ich leuchtete hinein. Was ich dann sah, machte überhaupt keinen Sinn.“
    „Was war drin?“
    „Steine. Auf dem Boden der Kiste lagen nur Steine.“ Clea drehte sich um. Die beiden Männer starrten sie verwirrt an.
    „Haben Sie mit der Besatzung darüber gesprochen?“ wollte Richard wissen.
    „Nur mit Giovanni. Er lachte und meinte, das könne nicht sein. Man hätte ihm gesagt, der Inhalt sei sehr wertvoll. Die Firma Van Weldon hätte sie selbst verladen.“
    „Und dann?“
    „Ich bestand darauf, mit Vicenzo zu sprechen. Das war der Kapitän. Aber auch der lachte mich aus und fragte, warum eine Firma denn Steine verschiffen sollte. Außerdem war er beschäftigt. Wir näherten uns der Südküste von Sardinien, und er musste auf andere Schiffe achten. Er versprach mir, sich die Kisten späteranzusehen. Als wir Sardinien passiert hatten, gingen sie mit mir in den Laderaum. Sie öffneten eine der Kisten und wühlten sich durch Sägespäne und alte Zeitungen bis auf den Boden. Statt der erwarteten Kunstgegenstände fanden sie Steine.“
    „Und da hat der Kapitän Ihnen endlich geglaubt?“
    „Natürlich. Er beschloss, sich mit Neapel in Verbindung zu setzen. Also gingen wir wieder auf die Brücke. Als wir dort ankamen, explodierte der Maschinenraum.“
    Richard und Jordan sagten nichts, sondern lauschten grimmig, als sie die letzten Minuten der Max Havelaar schilderte.
    In der Panik nach der Explosion waren die Steine vergessen. Giovanni funkte ein letztes SOS, das Feuer breitete sich aus, sie ließen das Rettungsboot zu Wasser und sprangen in das dunkle Mittelmeer.
    „Das Wasser war so kalt“, fuhr sie fort. „Als ich wieder auftauchte, stand die Havelaar in Flammen. Carlo und der Zweite Maat waren schon im Rettungsboot und dabei, Vicenzo an Bord zu ziehen. Giovanni war noch im Wasser. Ich war immer eine gute Schwimmerin gewesen, also wollte

Weitere Kostenlose Bücher