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Die Meisterdiebin

Die Meisterdiebin

Titel: Die Meisterdiebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Haft.“
    „Rice? Ist er mit ihr verwandt?“
    „Mein Onkel“, sagte Clea dumpf.
    „Was hat er verbrochen?“
    „Einbruch. Betrug. Hehlerei.“ Sie zuckte mit den Schultern.
    „Onkel Walter hat eine lange und abwechslungsreiche Karriere hinter sich.“
    „Bei der Clea mitgewirkt hat“, ergänzte Richard trocken.
    Ihr Kinn fuhr hoch. „Das ist nicht wahr!“
    „Nein? Was ist mit Ihrem Vorstrafenregister als Jugendliche?
    Mit zwölf wurden Sie erwischt, als Sie gestohlenen Schmuck verpfänden wollten. Mit vierzehn sind Sie und Ihr Cousin in ein halbes Dutzend Häuser in Beacon Hill eingebrochen.“
    „Ich war noch ein Kind! Ich wusste nicht, was ich tat!“
    „Was haben Sie denn geglaubt, was Sie tun?“
    „Alles, was Onkel Walter uns gesagt hat.“ Sie senkte den Blick wieder. „Er hat sich um uns gekümmert … Ich bin bei ihm aufgewachsen. Wir waren zu dritt. Mein Cousin Tony, mein Onkel und ich. Ich weiß, was wir getan haben, war falsch. Aber die Einbrüche waren für mich wie ein Spiel. Eine Mutprobe. Es ging mir nicht um das Geld. Nie!“ Sie sah auf. „Es war die Herausforderung, das Abenteuer.“
    „Und ob es richtig oder falsch war, hat dich nicht interessiert?“ fragte Jordan.
    „Deshalb habe ich aufgehört. Mit achtzehn bin ich bei Onkel Walter ausgezogen und war acht Jahre lang eine brave Bürgerin. Ich schwöre es.“
    „Aber Ihr Onkel hat weitergemacht. Laut Polizei hat er Dutzende von Einbrüchen in den Villenvierteln von Boston begangen. Zum Glück ist nie jemand verletzt worden“, sagte Richard und warf ihr einen strengen Blick zu.
    „Onkel Walter würde nie jemandem wehtun! Er hatte ja nicht einmal eine Waffe! Und er hat nur die bestohlen, die mehr als genug hatten“, protestierte sie.
    „Natürlich. Er ist nur dort eingebrochen, wo es sich lohnte.“
    Sie starrte auf ihre Hände.
    Eine überführte Kriminelle, dachte Jordan. Sie sah nicht so aus. Aber sie hatte ihn getäuscht, von Anfang an, und er wusste, dass er seinen Augen, seinem Instinkt nicht mehr trauen durfte. Jedenfalls nicht bei ihr.
    Er konzentrierte sich wieder auf die Unterlagen. Außer einigen Notizen in Niki Sakaroffs präziser Handschrift gab es noch die Kopie eines Zeitungsartikels über Walter Rice, der esin Boston zu zweifelhaftem Ruhm gebracht hatte. Clea sagte die Wahrheit. Ihr Onkel hatte nie jemanden verletzt. Außerdem hatte er bei seinen Einbrüchen stets eine rote Rose zurückgelassen. Als Entschuldigung an seine Opfer.
    Ein wachsamer Hauseigentümer hatte ihn schließlich überrascht und in den Arm geschossen. Zwei Tage später war Walter in der Wohnung seiner Nichte verhaftet worden.
    Kein Wunder, dass sie meine Wunde so fachmännisch verbunden hat, dachte Jordan. Sie hat Übung darin.
    „Was ist mit diesem Tony?“ fragte er.
    „Der hat sechs Jahre abgesessen. Niki hat herausgefunden, dass er in Europa mit gestohlenen Antiquitäten handelt“, antwortete Richard.
    „Haltet Tony aus dieser Sache heraus. Er ist jetzt sauber“, beteuerte Clea. „Ihr habt mich doch schon verurteilt. Es gibt nichts mehr zu sagen.“
    „Es gibt noch viel zu sagen“, widersprach Jordan. „Wer versucht, dich zu ermorden? Und erschießt dabei vielleicht mich?“
    „Wenn ich weg bin, lässt er dich in Ruhe.“
    „Wer?“
    „Der Mann, von dem ich dir erzählt habe.“
    „Der Belgier.“
    „Welcher Belgier?“ wollte Richard wissen.
    „Sein Name ist Van Weldon“, sagte Clea. „Er hat seine Leute überall.“
    Eine Weile sagte keiner etwas. Dann sah Richard sie an. „Victor Van Weldon?“
    Sie zuckte zusammen und starrte ihn voller Angst an. „Sie … kennen ihn?“
    „Nein. Ich habe nur den Namen gehört. Erst kürzlich.“ Richard runzelte die Stirn. „Ich habe mit einem der Polizisten über den Mann gesprochen, der auf dem Bahnhof erschossen wurde.“
    „Über den Mann, der uns töten wollte?“ fragte Jordan. Richard nickte. „Ein gewisser George Fraser. Engländer, mit Londoner Adresse. Sie haben versucht, Angehörige zu finden, haben aber nur herausgefunden, wo er arbeitet. Die Reederei Van Weldon.“
    Jordan sah, wie Clea fröstelte, als der Firmenname fiel. Dann stand sie auf und trat ans Fenster.
    „Was ist mit dem, der diesen Fraser erschossen hat?“ fragte Jordan.
    „Der ist entkommen.“
    „Mein Schutzengel“, flüsterte Clea. „Warum?“
    „Sagen Sie es uns“, meinte Richard.
    „Ich weiß, warum man mich töten will. Aber nicht warum jemand will, dass ich am Leben bleibe.“
    Jordan

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