Die Meisterdiebin
Mr. Wolf vor?“
„Ein paar diskrete Erkundigungen, ein Gespräch mit Lloyd’s. “
„Und was tun wir inzwischen?“
„Wir warten hier. Er ruft uns morgen früh an.“
Sie wandte sich ab. Morgen früh werde ich weg sein, dachte sie.
Victor Van Weldon litt wieder unter einem Anfall, und diesmal war es ernst. Sein Gesicht war blass, die Lippen bläulich angelaufen.
„Wie kann das sein?“ keuchte er. „Sie haben gesagt, Sie haben alles im Griff und die Frau entkommt uns nicht.“
„Ein Dritter hat sich eingemischt“, erwiderte Simon Trott. „Er hat alles zunichte gemacht. Wir haben einen Mann verloren.“
„Was ist mit dieser Familie, die Sie erwähnt haben? Diesen Tavistocks?“
„Die bereiten mir keine Sorgen.“
„Wer denn?“
Trott zögerte. „Interpol. Offenbar hat die Frau ihr Interesse geweckt.“
Van Weldon bekam einen Hustenkrampf. Als er wieder ruhig atmete, warf er Trott einen giftigen Blick zu. „Sie haben Mist gebaut.“
„Die Polizei hat nichts. Unser Mann ist tot und kann nicht reden.“
„Aber Clea Rice kann es“, sagte Van Weldon scharf.
„Wir finden sie wieder.“
„Wie?“
„Unser Kontakt in Buckinghamshire …“
Van Weldon schnaubte abfällig. „Der ist ein zu großes Risiko.
Beenden Sie den Kontakt. Ich dulde keinen Verrat.“
Trott nickte. Er verstand genau, was das bedeutete, und konnte nur hoffen, dass Van Weldon nicht eines Tages zu ihm den Kontakt abbrechen würde!
Es war schon dunkel, als Richard in Chetwynd eintraf. In der Einfahrt stand ein unbekannter Wagen. Er stieg aus, ging um den Saab herum und sah nichts, was auf den Fahrer hindeutete.
Davis begrüßte ihn an der Haustür und half ihm aus dem Mantel. „Sie haben einen Besucher, Mr. Wolf.“
„Wer ist es?“
„Ein Mr. Archibald MacLeod. Er wartet in der Bibliothek.“ Als Richard den Raum betrat, stand der Fremde an einem Regal und betrachtete ein in Leder gebundenes Buch.
„Mr. MacLeod? Ich bin Richard Wolf.“
„Ich weiß. Ich habe gerade mit einem alten Kollegen von Ihnen telefoniert. Claude Daumier vom französischen Geheimdienst. Er hat mir versichert, dass ich mit Ihnen offen reden kann.“ MacLeod schob das Buch ins Regal zurück. „Ich komme von Interpol.“
„Um was geht es?“
„Wir vermuten, dass Sie und Mr. Tavistock in eine gefährliche Situation geraten sind. Ich möchte verhindern, dass jemand zu Schaden kommt. Deshalb möchte ich Sie bitten, mir zu sagen, wo ich Clea Rice finden kann.“
Richard ließ sich seine Beunruhigung nicht anmerken. „Clea Rice?“
„Ich weiß, dass Sie den Namen kennen. Sie haben ihre Fingerabdrücke überprüfen lassen und eine Kopie ihres Strafregisters angefordert. Die US-Behörden haben uns informiert.“
Offenbar war der Mann wirklich bei der Polizei. Trotzdem blieb Richard auf der Hut. Er setzte sich an den Kamin. „Bevor ich Ihnen etwas erzähle, möchte ich die Fakten hören.“
„Über Clea Rice?“
„Nein, über Victor Van Weldon.“
„Und dann sagen Sie mir, wo ich Miss Rice finde?“
„Was wollen Sie von ihr?“
„Es ist höchste Zeit, sie abzuziehen.“
Richard runzelte die Stirn. „Sie wollen sie festnehmen?“
„Keineswegs.“ MacLeod sah ihn an. „Wir haben Miss Rice lange genug in Gefahr gebracht. Wir wollen sie in Gewahrsam nehmen. Zu ihrem eigenen Schutz.“
Ein sanfter Nieselregen fiel, als Clea den Gasthof verließ. Es war nach Mitternacht und die anderen Bewohner längst im Bett. Eine Stunde lang hatte sie wach neben Jordan gelegen, bis sie sicher sein konnte, dass er fest schlief. Seit den Enthüllungen am Nachmittag herrschte zwischen ihnen Misstrauen, und jeder hatte eine Seite des Betts genommen.
Jetzt ging sie, und es war besser so. Er war der Gentleman, sie der Exsträfling. Es gab keine Gemeinsamkeit.
Die Pforte hinter dem Haus quietschte, und sie erstarrte. Aber sie hörte nur das leise Prasseln der Tropfen auf den Blättern und in der Ferne einen bellenden Hund. Sie zog die Jacke fester um sich und marschierte die Straße entlang.
Sie überlegte, ob sie lieber daneben, hinter der Hecke laufen sollte. Aber dort war es zu schlammig, und in der Nacht würde sie bestimmt keinem Auto begegnen. Als sie auf die Straße zurückkehrte, stand plötzlich eine dunkle Gestalt vor ihr.
„Du hättest mir sagen können, dass du gehst“, meinte Jordan.
Erleichtert atmete sie weiter. „Das hätte ich.“
„Warum hast du es nicht getan?“
„Du hättest mich aufgehalten, und das kann ich mir
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