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Die Meisterdiebin

Die Meisterdiebin

Titel: Die Meisterdiebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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nicht erlauben. Sie sind nur einen Schritt hinter mir.“
    „Mit mir bist du sicherer als ohne mich“, erwiderte er.
    „Nein, allein ist es ungefährlicher. Für uns beide. Vielleicht überlebe ich ja doch.“
    „Wie? Immer auf der Flucht? Was ist das für ein Leben?“
    „Wenigstens ist es ein Leben.“
    „Und was wird aus Van Weldon? Er ist ein Mörder. Soll er ungeschoren davonkommen?“
    „Ich habe alles versucht. Und was hat es mir eingebracht? Ich gebe auf, okay? Er hat gewonnen. Und ich verschwinde.“ Sie drehte sich um und ging die Straße entlang.
    Jordan folgte ihr. „Bist du wirklich wegen des Dolches nach England gekommen?“
    „Ja.“ Sie blieb stehen. „Ich dachte, ich könnte ihn an mich bringen. Dann hätte ich meinen Beweis gehabt und allen beweisen können, dass Van Weldon lügt.“
    „Wenn das stimmt …“
    „Wenn das stimmt?“ Enttäuscht ging sie weiter. Weg von ihm.
    „Und den Mann mit der Waffe habe ich mir wohl ausgedacht, ja?“
    Er ließ sich nicht abschütteln. „Du kannst nicht dauernd weglaufen. Du hast als Einzige gesehen, was mit der Havelaar geschehen ist. Du bist die Einzige, die Van Weldon vor Gericht zur Strecke bringen kann.“
    „Vorausgesetzt, er bringt mich nicht zuerst zur Strecke.“
    „Die Polizei braucht deine Aussage.“
    „Die glaubt mir nicht, jedenfalls nicht ohne handfeste Beweise.
    Außerdem traue ich der Polizei nicht. Glaubst du, Van Weldon ist reich geworden, indem er sich an die Gesetze gehalten hat? Ganz bestimmt nicht! Er hat hundert Anwälte, die ihn immerwieder heraushauen. Und vermutlich hundert Polizisten, die ihn rechtzeitig warnen. Er besitzt ein Dutzend Schiffe, vierzehn Hotels und drei Casinos in Monte Carlo. Van Weldon beseitigt jeden, der sich ihm in den Weg stellt.“
    „Ich werde dir Hilfe verschaffen.“
    „Du hast einen Landsitz und einen Schwager bei der CIA.
    Das reicht nicht“, sagte sie.
    „Mein Onkel hat lange Zeit beim MI6 gearbeitet, dem britischen Geheimdienst.“
    „Ich vermute, dein Onkel kennt ein paar Parlamentsabgeordnete?“
    „Ja.“
    „Van Weldon auch. Er findet überall Freunde. Oder er kauft sie sich.“
    Jordan ergriff ihren Arm und drehte sie zu sich um. „Clea, acht Männer sind auf der Havelaar gestorben. Du warst dabei. Wie kannst du jetzt aufgeben?“
    „Glaubst du, das fällt mir leicht?“ rief sie. „Ich versuche nachts einzuschlafen und sehe, wie der arme Giovanni im Rettungsboot zusammenbricht. Ich höre die Schüsse … und Vicenzo stöhnen. Und die Stimme des Mannes auf der Cosima, der den Feuerbefehl gegeben hat …“ Sie schluckte. „Nein, leicht fällt mir das nicht. Aber ich muss es tun, wenn ich …“
    Erst als Jordan heftig an ihrem Arm zerrte, nahm sie den Lichtschein wahr, der auf sein Gesicht fiel. Sie wirbelte herum und sah auf die Straße.
    In der Ferne näherte sich ein Wagen. Als er um eine Kurve fuhr, wanderte das Scheinwerferlicht an der Hecke entlang.
    Jordan zog Clea mit sich in die Richtung, aus der sie gekommen waren. An dieser Stelle waren die Hecken zu dicht und hoch. Ihr einziger Fluchtweg war die Straße. Der Asphalt war glatt vom Regen, und an Cleas Schuhen klebte noch Schlamm. Sie war einfach nicht schnell genug.
    Jordan zerrte sie zur Seite, durch eine Lücke in der Hecke. Sie landeten im nassen Gras. Sekunden später fuhr der Wagen vorbei. Das Motorengeräusch wurde leiser. Dann war nichts mehr zu hören. Keine Wagentüren, keine Stimmen.
    „Meinst du, sie sind weitergefahren?“ fragte Clea und sah ihn beklommen an.
    „Nein. Dies ist eine Sackgasse. Es gibt nur den Gasthof.“
    „Was wollen sie dort?“
    „Beobachten. Auf etwas warten.“
    Auf uns, dachte sie und sprang auf. Sie rannte über die Wiese, ohne zu wissen, wohin. Sie wollte nur weg. Weg vom Munstead Inn. So weit wie möglich. Sie keuchte so laut, dass sie Jordan nicht hörte. Erst als sie stolperte und auf den Knien landete, merkte sie, dass er bei ihr war.
    Er zog sie auf die Füße.
    „Keine Panik“, sagte er schwer atmend. „Sie verfolgen uns nicht.“
    Sie riss sich los und stapfte weiter.
    „Clea, warte.“
    „Geh nach Hause, Jordan. Dorthin, wo du ein Gentleman sein kannst.“
    „Glaubst du wirklich, dass Van Weldon dich in Ruhe lässt?“ fragte er verzweifelt. „Er wird dich jagen, Clea. Wohin du auchrennst, du wirst immer über die Schulter sehen. Du bist die, die ihn vernichten kann. Es sei denn, er vernichtet dich!“
    Sie blieb stehen und sah ihn an. Sein Gesicht war ein

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